Hannah Höch

Ich mach mir die Welt . . .: Collagen im Belvedere

Kunst
21.06.2024 10:18

Als eine der Erfinderinnen der Foto-Montagen sorgte Hannah Höch mit ihren originellen Bildern für einen anderen Blick auf „Montierte Welten“ – ab nun zu sehen im Unteren Belvedere.

(Bild: kmm)

Sie entwarf Stickerei- und Spitzenmuster für eine Illustrierte. Ein ganz typischer Frauen-Job könnte man meinen. Doch Hannah Höch (1889-1978) ließ sich alles andere als in die Frauenrolle ihrer Zeit drängen. „Schrankenlose Freiheit für H. H.!“ forderte sie in einer ihrer Arbeiten – und diese Freiheit nahm sie sich im Leben, aber umso mehr noch in ihrem ungewöhnlichen Werk. Dieses wird nun in der ersten großen Einzelschau hierzulande im Unteren Belvedere gewürdigt.

Doppelbelichtetes Porträt von Hannah Höch.  (Bild: Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur)
Doppelbelichtetes Porträt von Hannah Höch. 

Im Kreis der Dadaisten
1915 begann die Kunstgewerbeschülerin eine Liebesbeziehung mit dem verheirateten Künstler Raoul Hausmann. Er führte sie in den Kreis der Berliner Dadaisten ein – und gemeinsam entwickelten sie die Collage und Fotomontage. Ihr Stilmittel in einer Zeit der aufkommenden Massenmedien und medialer Bilderflut. „Im Zeitungsverlag, in dem sie arbeitete, konnte Höch da aus dem Vollen schöpfen“, so Kurator Martin Waldmeier. Ob Fotos aus Artikeln oder aus der Werbung, Hannah Höch nahm die reale Welt mit einer Schere auseinander und klebte sie neu zusammen: „Mit dem Mittel der Collage lädt sie zu einem Perspektivenwechsel“, so Waldmeier.

Fast wie im Film 
Eine Schnitttechnik, die der des Films stark ähnelt. „Daher stellen wir ihre Bilder in Zusammenhang mit filmischen Werken.“ Unter anderen von Hans Richter, Viking Eggeling, Alexander Dowschenko oder Fernand Léger, von denen die Kino-Liebhaberin Höch inspiriert wurde.

„Um einen roten Mund“ von Hannah Höch, 1967. (Bild: © Christian Vagt / ifa)
„Um einen roten Mund“ von Hannah Höch, 1967.
Detail aus Hannah Höchs „Für ein Fest gemacht“,  1936 (Bild: © Christian Vagt / ifa)
Detail aus Hannah Höchs „Für ein Fest gemacht“,  1936
Hannah Höch: „Nur nicht mit beiden Beinen auf der Erde stehen“, 1940 (Bild: © Christian Vagt / ifa)
Hannah Höch: „Nur nicht mit beiden Beinen auf der Erde stehen“, 1940

Auch von den Dadaisten wollte Höch sich keine Grenzen setzen lassen und distanzierte sich später von ihnen. Unter den Nazis blieb sie zwar in Deutschland, zog sich aber in die „innere Emigration zurück“, so Waldmeier. „Sie lehnte die Ideologie strikt ab und setzte sich in ihren Bildern kritisch mit dem völkischen Gedankengut auseinander.“ Nach dem Krieg wird sie zur Surrealistin und bezeichnet „Max Ernst als Bruder im Geiste“. Als Inspirationsquelle wird ihr die Natur immer wichtiger.

Künstlerin der Stunde
Der Erfolg kam, wie bei vielen Künstlerinnen ihrer Zeit, erst spät. Ihr neuer kritischer Blick auf u. a. Gesellschaft, Politik und Frauenbilder in den Medien machen Hannah Höchs Schaffen jedoch bis heute aktuell und relevant. Sie war eine „innovative Künstlerin, scharfe Beobachterin und ein politischer Geist“, betont Belvedere-Direktorin Stella Rollig, das mache sie zu einer „Künstlerin der Stunde“.

Die Ausstellung läuft bis 6. Oktober im Unteren Belvedere.

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