Am Wiener Landesgericht ist am Freitag der Prozess gegen eine Jugendbande zu Ende gegangen, die im September des Vorjahres im Zusammenhang mit Schutzgelderpressungen drei Brandanschläge auf ein Handy-Geschäft in Meidling und zahlreiche weitere Straftaten verübt haben soll. Die Hauptangeklagten im Alter von 17 und 19 Jahren wurden zu unbedingten Freiheitsstrafen von vier bzw. fünf Jahren verurteilt.
Auf die beiden könnte ein weiteres Verfahren zukommen. „Die Einleitung eines Verfahrens wegen terroristischer Vereinigung wird derzeit geprüft“, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek mit.
Zwei jeweils 16-Jährige bekamen ein bzw. zwei Jahre unbedingt, ein 21-Jähriger zweieinhalb Jahre „fest“. Teilbedingte Haft fassten ein weiterer 16-Jähriger sowie ein 15-Jähriger aus. Der Ältere erhielt zwei Jahre, davon acht Monate unbedingt, der 15-Jährige 18 Monate, davon sechs Monate unbedingt. Zwei weitere 15-Jährige bekamen vier bzw. 15 Monate bedingt.
Insgesamt zehn Angeklagte
Seit Mitte Mai hatten sich insgesamt zehn Burschen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren vor einem Schöffensenat verantworten müssen. Sechs von ihnen befanden sich bis zuletzt in U-Haft, einer blieb der Verhandlung fern. Vorgeworfen wurde der Bande Brandstiftung, schwere Erpressung, versuchte absichtlich schwere Körperverletzung, mehrfache schwere Körperverletzung, schwere Sachbeschädigung, kriminelle Vereinigung und verbrecherisches Komplott. Auch schwerer Raub, räuberischer Diebstahl und schwerer Diebstahl waren inkriminiert, wobei beim Raub Macheten und Messer als Tatwaffen verwendet wurden.
Sprengstoff im Kinderzimmer
Der 17-Jährige hatte in Tschechien verbotene Kugelbomben gekauft. Mit einem Komplizen soll er damit in seinem Kinderzimmer und später in den Räumlichkeiten einer Moschee hantiert und zu Hause einen 2,3 Kilogramm schweren Sprengsatz gebaut haben. In der Moschee wurde laut Anklage auch ein Drohbrief gegen den Handyshop-Betreiber verfasst, wobei dem Schreiben eine Patrone beigelegt war, die zu einem AK-47-Sturmgewehr passte.
Handyshop-Besitzer terrorisiert
Seit 8. September 2023 hatten die Angeklagten den Handyshop-Besitzer in der Steinbauergasse terrorisiert, indem sie zunächst die Fassade des Geschäfts mit drei Böllern sprengten. Ein Schaden von weit mehr als 5000 Euro war die Folge, die Fenster in angrenzenden Gebäuden gingen kaputt. Weil der Geschäftsinhaber, der der Bande 25.000 Euro bezahlen sollte, auf deren Forderung nicht einging, wurde am 19. September ein Molotowcocktail in das Geschäft geworfen.
Die von einer Überwachungskamera aufgezeichneten Szenen zeigten, wie ein maskierter Jugendlicher die Brandflasche durch die geöffnete Eingangstür ins Innere des Geschäfts schleudert, in dem sich der Geschäftsinhaber und seine Frau aufhielten. Als die Flasche am Boden barst und eine Stichflamme in die Höhe schoss, lief die Frau panisch aus dem Geschäft, während ihr Mann mit einem Feuerlöscher die Flammen eindämmte.
Maskierter Überfall
Zwischenzeitlich hatten vier Angeklagte einen Raubüberfall auf das Handy-Geschäft verübt, wobei drei maskiert auftraten. Das Geschäft wurde demoliert und regelrecht kurz und klein geschlagen, was ebenfalls von der Überwachungskamera festgehalten wurde.
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