So schnell kann’s gehen: Mittwoch saß Philipp Liesnig nach eigenem Dafürhalten im „Krone“-Interview noch fest im roten Parteisattel – am Freitag verabschiedete er sich aber doch von den Klagenfurtern.
Die Klagenfurter SP kam in den vergangenen Monaten nicht zur Ruhe – und immer mitten drin von beleidigenden Chats („Ratte“), Mauscheleien und Postenschacher war Vizebürgermeister Philipp Liesnig, vom Gegner als „Zerstörer“ angefeindet.
„Rücktritt ist für mich kein Thema“, erklärte er vor zwei Tagen dennoch im „Krone“-Talk. Doch just seine selbstbewussten Ansagen sollen das Tüpfelchen auf dem i gewesen sein, sodass Landeshauptmann Peter Kaiser und Stadtparteichef Philip Kucher Donnerstag endlich das Gespräch mit Liesnig suchten.
Eine Zusammenarbeit mit der Liesnig-SP wäre nicht mehr möglich gewesen, jetzt geht es um eine sachliche Diskussion im Sinn der Stadt.
Christian Scheider, Bürgermeister, Team Kärnten
Freitagfrüh gab dieser schriftlich in einem Brief an die „lieben Klagenfurter“ seinen Rücktritt bekannt: „Eine vernünftige Zusammenarbeit für die Stadt scheint nicht mehr möglich. Das Nachlesen von Chatverläufen überlagert die wirklichen Probleme.“ Daher mache er den Weg frei.
Für wen?
Kucher: „Wir beraten über das Wochenende, Montagabend soll eine Entscheidung über Nachfolge und Referate folgen.“ Als Vize könnte Stadtrat Franz Petritz aufrücken; ein ordentlicher Karrieresprung, nachdem dem Historiker nicht einmal die ganze Periode prophezeit worden war. Und für den Stadtrat geistern wie immer einige Namen herum – angefangen von Landessportdirektor Arno Arthofer über die Funktionäre Max Rakuscha, Ines Domenig bis Martin Lemmerhofer.
Die letzten Monate haben gezeigt, dass der Weg der Zerstörung kein politisches Ziel sein kann. Alle haben an einem Strang zu ziehen.
Anderas Skorianz (FP) wurde von Liesnig als „Ratte“ beleidigt.
Wer immer es wird, hat genug zu tun. Denn die größten Baustellen in der Landeshauptstadt bleiben das nicht vorhandene Hallenbad und das ebenfalls fehlende Kongresszentrum. Auch das Seniorenheim Hülgerthpark, desolate Sportplätze und leere Kassen machen Sorgen. Ob das Finanzreferat bei der SP bleibt, ist offen. „Schauen wir, wer die Funktion übernehmen soll, dann wird das unsere Projektpartnerschaft im Stadtsenat entscheiden“, sagt Bürgermeister Christian Scheider, der sich über einen politischen Neustart freut, ganz staatsmännisch aber als einziger Gegner Liesnig alles Gute wünscht: „Politik ist das eine, Menschsein das andere.“
Unter Liesnigs Ära hatte man den Eindruck, die Politik würde nur als Spiel angesehen, in dem es um die Partei oder um Jobs für Freunde geht.
Julian Geier (VP) begrüßt Konsequenzen aus der roten Chat-Affäre.
Und wohin zieht es den Juristen Liesnig, der sich im Gespräch doch erleichtert anhört? Nicht in die Kabeg, wie gemunkelt, sondern „in die Privatwirtschaft“.
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