Sturm, Hagel, Schnee

Bergretter holten Deutsche aus eisigem „Gefängnis“

Tirol
25.06.2024 08:28

Am Arlberg und im Wilden Kaiser brachten Tiroler Bergretter am vergangenen Wochenende im Unwetter Gestrandete in stundenlangen Einsätzen sicher und unverletzt ins Tal. Fünf Deutsche steckten im Schnee fest, tschechische Kletterer waren in einer Wand gefangen.

Starkregen, Hagel, Gewitter, Sturm und Schneefall: Bei solchen Wetterverhältnissen mussten Einsatzkräfte der Bergrettung Pettneu am Arlberg, Kappl und Scheffau/Söllandl am Wochenende ausrücken. Im Verwall gelang es, fünf deutsche Alpinisten, die sich wegen der Schneelage nicht mehr weiter trauten, in Sicherheit zu bringen. Und im Wilden Kaiser wurden zwei verstiegene tschechische Kletterer in der Nacht gerettet.

Deutsche trauten sich im Verwall nicht mehr weiter
Schauplatz 1, Schmalzgrubenscharte im Verwall zwischen Kappl und Pettneu: Gegen 15.30 Uhr setzten am Samstag fünf junge deutsche Wanderer einen Notruf ab. „Die Gruppe wollte von Kappl über die Scharte zur Edmund-Graf-Hütte“, sagt Bernd Schönherr, Ortsstellenleiter der Bergrettung Pettneu am Arlberg. Weil in dem sehr steilen Gelände aber noch viel Schnee liegt, mussten sie Stapfspuren folgen und trauten sich dann nicht mehr weiter, schildert Schönherr. Ein Gewitter zog auf, so suchten sie Schutz bei einem Felsblock und schlugen Alarm.

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Die Gruppe wollte von Kappl über die Schmalzgrubenscharte zur Edmund-Graf-Hütte.

Bernd Schönherr, Ortsstellenleiter Bergrettung Pettneu am Arlberg

Dem Polizeihubschrauber Libelle Tirol gelang es im beginnenden Unwetter noch, zwei Bergretter knapp unter die Scharte (2697 m) auf Pettneuer Seite zu bringen. Die beiden stiegen weiter auf und jenseits zu den Deutschen ab, die sich 50 Meter unter der Scharte befanden. Schönherr: „Sie warteten das Gewitter ab und seilten die Deutschen dann zwei Seillängen ab.“

Seilgeländer errichtet
In der Folge wurden Seilgeländer errichtet und die Wanderer von den Einsatzkräften weiter nach unten begleitet. Zusammen mit der Bergrettung Kappl, die die Pettneuer Kollegen nachalarmiert hatten, hat man die Deutschen zur Diasalpe gebracht und von dort ins Tal gefahren.

„Während des Einsatzes hat leider auch noch Schneefall eingesetzt, alle Beteiligten kamen völlig durchnässt, aber unverletzt in Kappl an“, schildert Bernd Schönherr. Nach insgesamt sechs Stunden war der fordernde Einsatz in der Dunkelheit schließlich beendet.

In Absturzgelände kletterten die Bergretter in der Nacht bei Starkregen hinauf zu den Tschechen. (Bild: ZOOM Tirol)
In Absturzgelände kletterten die Bergretter in der Nacht bei Starkregen hinauf zu den Tschechen.

Wetter schlug um: Duo verirrte sich beim Abseilen
Schauplatz 2, Kopftörlgrat im Wilden Kaiser: Ein tschechisches Paar war am Samstag bereits um 4.30 Uhr morgens aufgebrochen, um über den Kopftörlgrat zur Ellmauer Halt zu klettern. „Um 17 Uhr befanden sie sich erst auf einem Vorgipfel“, erzählt Hannes Höflinger, Einsatzleiter der Bergrettung Scheffau/Söllandl. Dort schlug das Wetter um. Bei Regen, Wind und Nebel begannen der Mann (41) und die Frau (31), sich abzuseilen, verirrten sich jedoch dabei. „Schließlich waren sie in der Leutturm-Südwand gefangen“, schildert Höflinger. Der Notruf kam um 22 Uhr.

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Schließlich waren die beiden Tschechen in der Leuchtturm-Südwand gefangen.

Hannes Höflinger, Einsatzleiter Bergrettung Scheffau/Söllandl

„Wir konnten sie lange nicht lokalisieren“, sagt Höflinger. Erst als der Wirt der Gruttenhütte in einem kurzen Nebelfenster Licht am Grat sah, war der Standort klar. Höflinger: „Vier Mann von uns stiegen bei Starkregen von der Gruttenhütte auf und kletterten in der Folge zu dem Duo empor. Die beiden waren völlig durchnässt und erschöpft. Wir versorgten sie mit Tee und Essen und seilten das Duo dann rund 40 Meter ab.“ Die ebenfalls „waschlnassen“ Einsatzkräfte brachten die Tschechen daraufhin zur Gruttenhütte, wo sie nächtigten.

Einsatz dauerte sieben Stunden
Erst um 5 Uhr morgens, nach sieben (!) Stunden, hieß es „Feierabend“ für die Bergretter. Die Tschechen stiegen am Sonntagvormittag eigenständig ab ins Tal.

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