Bei der Sicherung der Bargeldversorgung in Österreich – insbesondere in ländlichen Regionen – gibt es jetzt eine Übereinkunft zwischen Gemeindebund und Banken: Die bestehenden Bankomaten sollen in den nächsten fünf Jahren erhalten bleiben. In unterversorgten Gemeinden sollen mit der Hilfe der OeNB sogar neue aufgestellt werden.
Das Thema Bargeldversorgung beziehungsweise Bankomatstandorte beschäftigt die Österreicher seit Jahren, denn sie wollen auch weiterhin Geldausgabeautomaten in ihrer Nähe haben. Am Dienstag konnte in einem ersten Schritt zwischen der WKÖ-Bundessparte Bank & Versicherung und dem Österreichischen Gemeindebund eine Übereinstimmung erzielt werden, dass die bestehenden Bankomaten auf einen Zeitraum von fünf Jahren abgesichert werden. Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl: „In einem nächsten Schritt wollen wir auch noch mit der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine Vereinbarung über unterversorgte Gebiete im ländlichen Raum abschließen.“
Das Übereinkommen mit den Banken sieht Folgendes vor:
Das Bankomaten-Moratorium haben Pressl und Willi Cernko, Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich, unterzeichnet. Cernko: „Mit dieser Initiative sichern wir die hohe Versorgungsqualität mit Bargeld im gesamten Bundesgebiet und tragen den Bedürfnissen der Gemeinden Rechnung. Unsere Vereinbarung ist ein klares Bekenntnis zur Partnerschaft zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand, ganz im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.“
Pressl wiederum bedankt sich auch bei Gouverneur Holzmann von der OeNB: „Sein Angebot, auch als Nationalbank selbst in unterversorgten Gebieten aktiv zu werden, hat Bewegung in die Sache gebracht. Ich bin zuversichtlich, dass wir nach der Standortgarantie seitens der Banken nun auch eine Unterstützung für betroffene ländliche Regionen schaffen werden.“
Der Hintergrund: Seit Mai 2023 hat die OeNB direkt mit Vertretern der Banken verhandelt, es wurde sogar ein eigenes „Bargeld-Board“ eingerichtet. Gouverneur Robert Holzmann machte sich für eine Regelung für die flächendeckende Bargeldversorgung in Österreich stark: 66,9 Prozent der Bevölkerung sollen auch weiterhin innerhalb von einem Kilometer, 82,6 Prozent innerhalb von zwei Kilometern und 97,1 Prozent innerhalb von fünf Kilometern Zugang zu einem Bankomaten haben. Im Mai 2024 stiegen die Banken zwar aus den Verhandlungen mit der OeNB aus, nahmen anschließend aber Gespräche mit dem Gemeindebund auf – und kamen mit diesem jetzt zu einer Einigung.
Ziel sind neue Bankomaten in 100 bis 120 ländlichen Gemeinden
In Beurteilung dieser Einigung zwischen Gemeindebund und Banken ist Holzmann gegenüber der „Krone“ vor allem wichtig, dass „die Bargeldversorgung sichergestellt ist“. Darüber hinaus will die Nationalbank mit dem Gemeindebund „eigene Gespräche führen, um mitzuhelfen, dass auch in besonders prekären Gemeinden, etwa im ländlichen und alpinen Raum, Bankomaten aufgestellt werden. Wir haben bisher 100 bis 120 solcher Gemeinden identifiziert.“ Konkret will die OeNB Förderungen vergeben, damit dort neue Geldausgabeautomaten installiert werden.
Der Betrieb eines Bankomaten kostet 12.000 bis 15.000 Euro im Jahr
Das Problem ist, dass der Betrieb von Bankomaten teuer ist. Die Banken geben Kosten in Höhe von 12.000 bis 15.000 Euro im Jahr an. Oftmals schießen die Gemeinden bereits Geld zu, etwa wenn es bei Automaten im ländlichen Raum weniger als 2000 Abhebungen pro Monat gibt. Dennoch rechnet sich der Betrieb für die Institute immer weniger, weshalb sie die Zahl zuletzt verringert haben: Gab es 2021 österreichweit noch rund 9200 Bankomaten, sank die Zahl bereits bis Ende 2023 auf unter 8700.
Dass man inzwischen auch in vielen Supermärkten wie Billa oder Hofer an der Kassa Geld beheben kann, reicht Holzmann mit Blick auf die Bargeld-Versorgung nicht aus: „Wir schätzen es, dass es diese Möglichkeit gibt, aber das bieten die Händler freiwillig an, außerdem haben sie an Sonntagen geschlossen“
Auch Kleinunternehmer sollen Bankstellen haben, um Bargeld hinzubringen
Der OeNB-Gouverneur will auch sichergestellt wissen, dass Klein- und Kleinstunternehmen weiterhin genug Bankstellen finden, um Bargeld hinzubringen. Wäre das nicht der Fall, könnte es dazu kommen, dass etwa Geschäfte kein Bargeld mehr akzeptieren. Eine Situation wie in Schweden gelte es aber zu verhindern: 51 Prozent der Schweden konnten im Vorjahr in Geschäften nicht mit Bargeld bezahlen, weil die Annahme verweigert wurde. Folge: Die Unzufriedenheit der Bevölkerung hinsichtlich des Rückgangs von Bargeld nahm 2023 von 36 Prozent auf 44 Prozent zu.
Das Bargeld in die Verfassung zu schreiben, hält Holzmann allerdings nicht für notwendig: „Das würde wenig bringen und wäre nur schwer zu exekutieren.“ Doch falls das Bankomat-Sterben trotz der jüngsten Einigung irgendwann doch weiterginge, wäre zumindest „eine gesetzliche Regelung die Ultima Ratio. Aber das wäre dann Sache des Gesetzgebers.“
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