Ältester Kriminalfall

Wie Forscher und Schüler Steinzeit-Massaker lösen

Niederösterreich
26.06.2024 05:50

Vor 7000 Jahren löschten Eindringlinge eines der größten Siedlungsgebiete nördlich der Donau fast aus. Ein innovatives Schulprojekt, das sich über zweieinhalb Jahre zog, brachte den Wissenschaftlern wertvolle Daten für die Lösung des alten „Kriminalrätsels“: Nun werden Funde von knapp 150 Skeletten analysiert.

„Es dürfte sich um einen mächtigen Überfall von Truppen außerhalb unserer Region gehandelt haben“, erzählt Jakob Maurer von der Universität für Weiterbildung Krems. Das jedenfalls beweisen jene Funde, die im Rahmen eines mehrjährigen Projektes bereits ausgewertet worden sind: „Wir konnten Spuren von Verletzungen durch Keulen oder Äxte analysieren.“

Vermutliche Rekonstruktion der Ereignisse
Und das soll passiert sein: Vor 7000 Jahren befand sich im Weinviertel bei Asparn im Bezirk Mistelbach eine der größten Siedlungen nördlich der Donau. Schutz vor Eindringlingen bot eine riesige, gesicherte Wehranlage – dort sollen Bewohner der ganzen Region plötzlich Schutz gesucht haben. Experten vermuten aber, dass in der Folge fast die gesamte Siedlung mit etwa 1000 Einwohnern ausgelöscht worden ist.

Schüler leisteten wertvolle „Aufklärungsarbeit“
Für die Klärung dieses „Kriminalfalles“ hat sich der Leiter der Kremser Donau-Uni, Spezialgebiet Weiterbildung, junge Unterstützung geholt: Schüler der Neuen Mittelschule Asparn an der Zaya arbeiteten seit zweieinhalb Jahren eng mit den Wissenschaftlern zusammen. Schließlich galt es, in ihren Heimatorten zahlreiche Proben zu sammeln – nach strengen Vorschriften, um korrekte Ergebnisse zu erhalten. Maurer: „Ohne die jungen Forscher hätten wir umständliche Bewilligungen benötigt. So kamen aber verlässlich und schnell 150 Proben zusammen.“

Projekt „Citizen Scientist“: Wertvolle Erfahrungen der Schüler
„Ich konnte beobachten, dass das Interesse meiner Schüler im Laufe der Zeit immer stärker wurde. Dies führe ich neben der pädagogischen Aufbereitung vor allem auch darauf zurück, dass es sich um ein echtes wissenschaftliches Projekt handelt“, erzählt Direktor Johann Keintzel vom Schulzentrum Asparn an der Zaya. „Und diese sehr direkte und auch lange Zeit andauernde Zusammenarbeit weckte die Begeisterung für Naturwissenschaften - vor allem auch bei Mädchen, was mir besonders wichtig ist.“

Am Projekt waren und sind auch erwachsene „Citizen Scientists“ beteiligt, die mit uns gemeinsam durch Feldbegehungen nach den Siedlungen im Umfeld von Asparn/Schletz suchen. Maurer: „Der wissenschaftliche und heimatbezogene Hintergrund erweckt immer großes Interesse bei den Teilnehmern. Das Projekt Asparn/Schlez läuft etwa noch 1 Jahr.“ 

Und so geht es weiter
Die große Frage ist noch nicht ganz geklärt: Woher kamen die Angreifer? Das wird nun der zweite Teil des Projektes zeigen. Denn es gilt, anhand der Funde die Herkunftsregion der „Täter“ zu analysieren. Dabei werden vor allem gefundene Zähne mit modernsten Methoden analysiert, die Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten liefern: Das liefert den Forschern besonders verlässliche Rückschlüsse auf die Herkunft der „Eindringlinge“. 

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