Nicht zahlungsfähig

Bankrottwelle rollt durch Kärntner Gemeinden

Kärnten
25.06.2024 18:45

Ein Großteil der Kärntner Kommunen ist nicht mehr zahlungsfähig. Einige mussten bereits ihr Angebot für die Bevölkerung einschränken. Deshalb schnürt das Land ein Hilfspaket in der Höhe von insgesamt 52 Millionen Euro. Doch damit ist das Problem noch lange nicht behoben. 

Die Kärntner Gemeinden müssen jeden Euro zweimal umdrehen, sofern sie ihn überhaupt noch haben. „Der finanzielle Zustand der Gemeinden ist alarmierend!“, warnt Gemeindebundchef Günther Vallant am Rande der Bürgermeisterkonferenz. Und die Zahlen geben Vallant recht. Denn laut Gemeindeabteilung der Landesregierung seien bis zu 90 Gemeinden nicht mehr zahlungsfähig. „Da helfen auch keine Hilfspakete. Am Ende des Tages muss einfach das System geändert werden“, ergänzt Günther Albel, Villachs Bürgermeister und Obmann des Österreichischen Städtebundes in Kärnten.

Höhere Gebühren und Schulschließungen 
Während Kärntens Bürgermeister auf die dramatische Lage aufmerksam machen, zeichnet Karoline Mitterer vom Zentrum für Verwaltungsforschung ein sehr düsteres Bild für die Gemeinden: „Waren es 2014 noch 45 Prozent der Ertragsanteile, die in die Kassen der Gemeinden gewandert sind, werden es 2027 nur noch 13 Prozent sein.“ Um zu verhindern, dass die Gemeinden völlig bankrottgehen, müsse man Überlegungen anstellen, ob nicht die Gebühren erhöht werden, Schulen und Freizeiteinrichtungen geschlossen oder andere drastische Sparmaßnahmen getroffen werden (siehe Beitrag unten).

Zitat Icon

Es geht um die Bürger in den Gemeinden und Städte. Daher muss das System rasch geändert werden.

Günther Albel, Villacher Bürgermeister

Hilfe kommt vom Land
In dieser dramatischen Situation scheint das Hilfspaket des Landes genau richtig zu kommen. „Keine Kärntner Gemeinde wird in die Zahlungsunfähigkeit schlittern. Dabei sollen zusätzliche 52 Millionen Euro für heuer helfen“, sagt Gemeindereferent Daniel Fellner, der nicht mit Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung spart.

Langfristig dürfte das Hilfspaket den Gemeinden aber nicht helfen ...

In zwei Gemeinden
Schülerbus muss wegen Geldmangels eingestellt werden

Anton Kummer, Direktor der Volksschule in St. Kanzian, kennt die Sorgen der Eltern: „In der Früh schaffen es viele noch, ihre Kinder selbst zu fahren. Aber welcher Berufstätige kann jeden Tag um die Mittagszeit sein Kind abholen?“ Wie sich die Eltern aus kleineren Ortschaften nun organisieren, ist fraglich.

Dutzende Kinder ohne Bus
„Schülertaxis gelten als Gelegenheitsverkehr, sind eine Ergänzung des öffentlichen Verkehrs und Gemeindesache“, heißt es auf „Krone“-Nachfrage beim Land. Die Gemeinden müssen ein Ansuchen stellen, gezahlt wird vom Bund. Doch der zahlt nur, wenn es keinen öffentlichen Bus gibt, der die Schüler mitnehmen kann. „Weil wir durch den neuen Bahnhof in Kühnsdorf aber angeblich viele neue Busstrecken haben, bekommen wir kein Geld mehr“, erklärt Thomas Krainz, Bürgermeister in St. Kanzian. Für einzelne Kinder wolle man aber keinen ganzen Bus organisieren. Nun zeigt eine „Krone“-Recherche, dass es sich um weitaus mehr als eine Handvoll Kinder handelt. Dutzende Eltern von Sechs- bis Zehnjährigen sind verzweifelt und sorgen sich um die Sicherheit ihre Kinder auf dem Schulweg.

Gemeinden geht das Geld aus
Um die Kleinbusse weiter zu finanzieren, müssten die Gemeinden in die eigene Tasche greifen. „Wir können und wollen als Gemeinde nicht alles selbst finanzieren. Es gibt aber bereits Gespräche mit den Verantwortlichen“, sagt Krainz. Die Eltern hoffen auf eine schnelle Lösung. Bis zu Ferienbeginn muss eine Entscheidung fallen, sonst sind bei den Busunternehmen die Planungen für den Herbst erledigt – und das ohne Bus für die Volksschüler in St. Kanzian und Eberndorf.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt