Acht WM-Titel gewann Mercedes als Konstrukteur von 2014 bis 2021, dann kam mit Anbruch der „Ground Effect“-Ära 2022 jäh das Ende der Dominanz. Im Vorjahr gewann die Mannschaft um Teamchef Toto Wolff erstmals seit 2012 kein einziges Rennen in einer Formel-1-Saison. Aktuell ist in der Mercedes-Box – nach den ersten beiden Podestplätzen in diesem Jahr – aber Aufwind spürbar. Das Sterne-Imperium zeigt sich dahingehend zuversichtlich, dass der fundamentale Durchbruch gelungen ist.
In Kanada fuhr zunächst George Russell den dritten Platz heraus, in Spanien holte sich am vorigen Wochenende Lewis Hamilton als Dritter sein erstes Podium in dieser Saison. Russell hat sowohl in Montreal als auch in Montmelo das Rennen zu Beginn angeführt. Zudem war Mercedes klar schneller als der Rivale Ferrari – nicht nur im Rennen, sondern auch im Qualifying.
Es gibt also definitiv Anhaltspunkte, die für eine Mercedes-Renaissance sprechen. „Was sich in den letzten zwei, drei Rennen geändert hat, ist, dass wir das Auto so modifiziert haben, dass es eine vernünftige Balance zwischen hoher und niedriger Geschwindigkeit und eine vernünftige Balance in den Kurven hat“, erklärte Technikdirektor James Allison bereits nach dem Großen Preis von Kanada. Zuvor habe man den W15 entweder für langsame Kurvensektionen gut abstimmen können oder für schnelle Kurven, „aber man konnte es nicht in beiden gleichzeitig gut hinbekommen“, sagte er.
Noch nicht am Ziel
Vor dem Abstecher nach Montreal dürften die Technik-Verantwortlichen aber auf etwas gestoßen sein, das im fragilen Zusammenspiel zwischen Aerodynamik, Aufhängung und Strecke eine substanzielle Steigerung der Performance auf der Straße bringt. Ins Detail gehen wollte Allison diesbezüglich nicht. Er sagte nur so viel: „Diese Balance ist entscheidend für einen Fahrer, dass das Auto genau so reagiert, wie er es gern hätte.“
Noch ist Mercedes freilich „nicht ganz am Ziel“, wie es Wolff vor seinem persönlichen Heimat-Grand-Prix in Spielberg ausdrückte. „Wir müssen noch mehr tun, um die vor uns liegenden Fahrer einzuholen. Dennoch befinden wir uns auf einem positiven Entwicklungspfad, und es ist ein gutes Gefühl, wieder im Spiel zu sein“, sagte der Wiener. Allison betonte: „Ich denke, dass wir das Auto in dieser Saison auf jeden Fall so hinbekommen können, dass es wirklich konkurrenzfähig ist und wir keine Strecke fürchten müssen.“
Warten seit November 2022
Der bisher letzte Sieg von Mercedes datiert vom November 2022, Russell gewann damals in Brasilien. Sollten die „Silberpfeile“ bald ihren Turnaround komplettieren und tatsächlich wieder Rennsiege bejubeln dürfen, könnte das auch im Werben um Max Verstappen ein gewichtiger Faktor sein. Denn dass der Weltmeister trotz eines aufrechten Vertrags bis 2026, geschweige denn 2028 bei Red Bull bleibt, ist nicht in Stein gemeißelt.
Auch dass der Teenager Kimi Antonelli 2025 der zweite Fahrer neben Russell sein wird, ist – entgegen einiger anderslautender Meldungen – noch nicht beschlossene Sache. Wolff will sich für diese Entscheidung so lange wie möglich Zeit lassen – idealerweise bis zum Spätherbst. Wenn Mercedes dann ein Auto hat, das Siege einfährt, könnte das für Verstappen, so die Hoffnung des Österreichers, einen Wechsel reizvoll machen.
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