Urteile eine „Schande“

Attacke auf Brüder: Familie fordert Gerechtigkeit

Wien
26.06.2024 20:02

Seit am 7. Oktober vergangenen Jahres Schüsse durch die Floridsdorfer Floridusgasse peitschten, ist das Leben von Familie M. nicht mehr, wie es zuvor war. Die psychischen Folgen nach der Bluttat halten an. Nun bekamen die Täter auch noch sehr milde Urteile. „Eine Schande“, wie die Opferfamilie meint.

Unfreiwillig sei es gewesen, das Zusammentreffen mit jener Familie, die den Brüdern von A. M. (Name der Redaktion bekannt) beinahe das Leben nehmen sollte. So erzählt es die jüngere Schwester der drei Männer der „Krone“.

Am 7. Oktober 2023 wäre einer ihrer Brüder von Mitgliedern einer anderen Floridsdorfer Familie während eines Kampfsport-Events in der Stadthalle beschimpft und provoziert worden, woraufhin eine Rauferei (von der es auch ein Video gibt) entstand. Ihr Bruder habe sich nur gegen eine Gruppe von Männern gewehrt, so A. Woraus der Rauswurf der Kontrahenten resultierte. „Ihre Ehre und ihr Stolz waren dadurch wohl irgendwie verletzt“, meint die junge Frau im Gespräch mit der „Krone“. 

Schwer gepanzert fahndete die Polizei nach den flüchtigen Schützen. (Bild: DOKU-NÖ)
Schwer gepanzert fahndete die Polizei nach den flüchtigen Schützen.

„Dass es zu Aussprache kam, stimmt so nicht“
Eine Ehrverletzung, die furchtbare Folgen haben sollte. Am selben Abend, gegen 20 Uhr, soll – so die Schilderungen der elfköpfigen Opferfamilie – das Oberhaupt der anderen Familie, ein 54-Jähriger samt dreier Söhne, mit zwei Autos in der Floridusgasse vorgefahren sein. „Dass es zu einer Aussprache kam, wie sie behaupten, stimmt einfach nicht“, erzählt die 24-Jährige.

Entgegen der Schilderungen der Kontrahenten vor Gericht sollen die Täter ohne Kommentar die Straße betreten und das Feuer eröffnet haben.

Blaulicht überall: Im Hintergrund der Mistplatz, vor jenem einer der Brüder von A. blutüberströmt am Boden lag. (Bild: Jöchl Martin)
Blaulicht überall: Im Hintergrund der Mistplatz, vor jenem einer der Brüder von A. blutüberströmt am Boden lag.

Projektil neben Herz, Magen und Darm zerschossen
Die Folgen waren dramatisch. Ein 28-Jähriger wurde von einem Projektil nur vier Millimeter neben dem Herzen getroffen, lag wochenlang auf der Intensivstation. Sein jüngerer Bruder (23) wollte offenbar nur die Streithähne trennen, wurde brutal mit einem Messer attackiert. Der dritte Bruder (27), der nach dem Training mit seinem Freund nur auf dem Weg nach Hause war, erlitt Durchschüsse in Magen und Darm. Der unbeteiligte Freund wurde ebenso schwer verletzt operiert, erzählt A. M. 

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Ist es nicht genug, dass meine Brüder mit Waffen attackiert wurden? Muss einer meiner Brüder erst am Mistplatz in der Straße liegen wie Dreck, damit gehandelt wird? Wo ist dieser Anschlag denn bitte Notwehr? 

Die Schwester der Opfer beim Treffen mit der „Krone“

„Leiden bis heute unter psychischen Folgen“
Der Rest der Familie, darunter auch kleine Kinder, bekam das Drama hautnah mit. Auch A., die selbst auf der Straße stand und sich um ihre ums Leben kämpfenden Brüder kümmerte. „Wir leiden bis heute unter den psychischen Folgen – es war versuchter Mord und ich bin sicher, das sehen auch alle Österreicher so“, betont sie bei einem Besuch der „Krone“.

Wie es nun den Eltern der drei Angeschossenen gehe, könne sich wohl jeder vorstellen. Ein Grund, warum nur die junge Frau für einen Fototermin zur Verfügung stand: „Meine Geschwister können teilweise nicht mal zur Schule gehen, weil es ihnen zu schlecht geht.“

Nicht leicht: A. M. kehrte für die „Krone“ an den Ort zurück, an dem ihr eigener Bruder beinahe verblutet wäre. (Bild: Groh Klemens)
Nicht leicht: A. M. kehrte für die „Krone“ an den Ort zurück, an dem ihr eigener Bruder beinahe verblutet wäre.

Milde Urteile für die meisten Beteiligten
Abschließen sei vor allem nach dem (nicht rechtskräftigen) Urteil vom Montag nicht möglich. Der Vater (54), der als Drahtzieher der Schüsse gilt, wurde, wie berichtet, wegen beabsichtigter schwerer Körperverletzung zu fünf Jahren, ein Sohn (22) zu sieben Jahren, einer (29) zu drei Jahren teilbedingt und ein weiterer (25) wegen Raufhandels zu fünf Monaten bedingt verurteilt.

Dass von Mordversuchen in den Urteilen keine Spur mehr zu erkennen ist, will Familie M. so nicht akzeptieren. „Wir fordern ein neues Urteil. Wir werden nicht aufgeben, weil es um mehr als nur Gerechtigkeit geht“, betont die 24-Jährige.

„Täter grinsen uns auf der Straße ins Gesicht“
Dass ihre Familie noch am Leben sei, sei ein Wunder. Nun sei man enttäuscht vom Staat Österreich, dass mit Opfern derart verfahren werde. Denn Familie M. lebt nur wenige Minuten von ihren Peinigern entfernt. Vor wenigen Tagen, so A., sei sie auf der Straße von einem Mitglied jener Familie – einer wurde bereits enthaftet – hämisch angegrinst worden.

Ein weiterer Schlag in die Magengrube für jene, die sich nun gegen die Justiz wehren wollen.

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