Alibi widerlegt

Polizei: “Dringender Tatverdacht” im Fall Julia Kührer

Österreich
06.12.2012 12:49
Nach der neuerlichen Festnahme des 51-jährigen Michael K. im Fall Julia Kührer "ist der dringende Tatverdacht als erhärtet anzusehen", erklärte der Landespolizeidirektor von Niederösterreich, Franz Prucher, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Innenministerium in Wien. Laut Ernst Geiger, Ermittlungsleiter im Bundeskriminalamt, ist das bisherige Alibi des Mannes widerlegt. Zudem habe man nun auch einen Sachbeweis.

Es sei gelungen, das Alibi des Mannes zu widerlegen, führte Geiger aus. So sei Michael K., auf dessen Grundstück die Leiche der 16-Jährigen 2011 gefunden worden war, am Tag des Verschwindens von Julia Kührer nicht in Tschechien gewesen. Sein Handy sei in seiner damaligen Videothek in Pulkau eingeloggt gewesen. Jugendliche seien in dem Lokal ein und aus gegangen, hätten Getränke und auch Suchtmittel konsumiert. Es gebe viele Aussagen, die den behaupteten losen Kontakt des Verdächtigen mit Julia Kührer widerlegen würden, sagte Geiger.

Außerdem habe die Zusammenarbeit mit der Grenzpolizei ergeben, dass der Mann erst einen Tag später als bisher angegeben in Tschechien eingereist sei.

Genprofil auf der Decke "ist ein DNA-Beweis"
Mit der DNA-Spur des Verdächtigen auf einer Decke, in die Julia Kührers Leiche eingewickelt war, gebe es nun auch einen ersten Sachbeweis, so Geiger. Die Analyse habe ergeben, dass 15 der 16 Merkmalspuren mit dem Genprofil von Michael K. übereinstimmen. "Das ist ein DNA-Beweis", betonte Geiger. 

Für diesen Durchbruch kam den Ermittlern der Erfahrungsaustausch mit deutschen Kollegen zugute. Im "Mordfall Mirco" sei eine sehr aufwendige Hautschuppenanalyse durchgeführt worden und habe zum Erfolg geführt. Die Durchführung einer derartigen DNA-Analyse sei daraufhin auch bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg angeregt und letztlich in Mödling durchgeführt worden.

"Er bedient sich einer leugnenden Verantwortung"
Der am Mittwoch erneut festgenommene Michael K. sei "von Anfang an der Hauptverdächtige" gewesen, erinnerte Geiger. Er habe enthaftet werden müssen, weil es damals keinen Sachbeweis gegeben habe. Die Aussage des Wieners habe damals nicht widerlegt werden können.

Bei seinen bisherigen Verhören hat K. kein Geständnis abgelegt. "Er bedient sich einer leugnenden Verantwortung", sagte Geiger. Am Freitagabend soll er ins Landesgericht Korneuburg eingeliefert werden.

Anwalt: DNA "sagt noch nichts"
Die DNA-Spur seines Mandanten auf einer Decke "sagt noch nichts" und sei "zu wenig", betonte indes Rechtsanwalt Farid Rifaat. Michael K. habe mit dem Verschwinden und Ableben Julia Kührers nichts zu tun. Es sei daher nicht verwunderlich, dass er kein Geständnis ablege. 

Gerald Ganzger, der als Anwalt die Eltern von Julia Kührer vertritt, sieht in der Festnahme des 51-Jährigen einen möglichen Durchbruch in dem Fall. Die DNA-Spur auf der Decke sei jedenfalls ein "sehr wichtiges, möglicherweise entscheidendes Indiz, das gefunden worden ist".

Todesursache nicht mehr feststellbar
Die Todesursache Kührers lasse sich jedenfalls nicht mehr zu 100 Prozent klären, betonte Geiger bei der Pressekonferenz. Die Gutachten würden aber aussagen, dass der Tod des Mädchens "nicht bloß fahrlässig oder eigenverschuldet eingetreten ist". Die Ermittlungen gehen in Richtung Mord.

Die Schülerin aus Pulkau im Weinviertel war vom 27. Juni 2006 bis 30. Juni 2011 abgängig. An dem Tag wurden ihre sterblichen Überreste in einem Erdkeller in Dietmannsdorf im niederösterreichischen Bezirk Hollabrunn entdeckt. Unmittelbar danach wurde K., der Eigentümer des Grundstücks, festgenommen. Aufgrund der damaligen Beweislage war er jedoch nach 48 Stunden vom Haftrichter entlassen worden, zumal keine Verbindung zwischen ihm und dem Opfer nachgewiesen werden konnte. K. bestritt einen Zusammenhang und gab an, jemand anderes müsse die Leiche in seinem Erdkeller abgelegt haben.

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