Alle Zelte abbrechen und auf Reise gehen. Das haben Niki und Martin getan. Die beiden Podersdorfer sind im April 2023 losgefahren und sind derzeit auf Heimaturlaub in Podersdorf.
Wer wünscht sich das nicht? Einfach auf und davon. Arbeiten von unterwegs. Die Welt sehen. Dort stehen bleiben, wo es einem gefällt.
Zwei aus Podersdorf am See haben sich genau diesen Wunsch erfüllt. Eigentlich wollten sie auf eine Backpacking Tour durch Kambodscha gehen, dieses Vorhaben hat Corona dann allerdings vereitelt.
„Also haben wir uns kurzerhand einen Bus gekauft“, erzählen Niki und Martin. Ausgebaut war er bereits, über die Sommermonate haben ihn die beiden aufgehübscht.
„Dann ging es für eine Probetour nach Korsika und Sardinien“ erzählen sie. Ab dem Zeitpunkt war ihnen klar: Diese Art zu reisen ist genau ihr Fall. „Die Freiheit und Unabhängigkeit ist es, die wir wollen.“
Nach einem weiteren Trip nach Albanien und Montenegro wussten sie aber auch, sie brauchen Dusche und Toilette im Bus. Also haben sie im Herbst 21 einen leeren Transporter gekauft und im Winter nach ihren Bedürfnissen ausgebaut. Sie wollten reisen. Länger. Weiter.
Alles verkauft, Wohnung vermietet
Bei Kurztrips wurde der „Neue“ getestet, die letzten „Fehler“ ausgemerzt. Geplant war eine Reise in den Norden – nach Holland, Dänemark, Skandinavien. Wie gesagt: Länger. Weiter.
Losgehen sollte es dann im April 2023. Also wurde die Reise vorbereitet. Alle Habseligkeiten am Flohmarkt verkauft. Die Wohnung vermietet, der Wagen verkauft und in den Bus gezogen. „Je weniger wir besaßen, desto leichter ist es uns auch gefallen, einfach wegzufahren“, erzählen die beiden. Sie sind sicher: Besitz belastet. „Auch wenn es eigenartig war alles aufzulösen, praktisch sein Leben zu verkaufen, hat es alles besser gemacht. Wir haben jetzt noch fünf Übersiedlungskartons voll Krimskrams beim Opa im Keller. Aber der Ballast soll auch weg. Die Sachen werden wir sicher auch am Flohmarkt verkaufen.“
Der Tag der Abreise rückte näher. Aber das Wetter im Norden war mies, noch mieser als bei uns zu dieser Zeit. „Wir waren dann eigentlich nicht wirklich glücklich in die Kälte zu fahren“, schmunzeln die beiden. „Noch mehr Regen hätten wir beide nicht ertragen.“ Also wurde drei Tage vor Start umgeplant. Statt der Norden sollte es dann doch eher Sonne, Strand und Meer - genauer gesag - Griechenland werden.
Und dort hat es Niki, Martin, „Beni“ und „Karla“ gefallen. Statt einem Monat haben sie drei Monate dort verbracht.
Nach Griechenland ging es mit der Fähre nach Italien, wo Mensch wie Hund einen ziemlichen Kulturschock erlebten. Denn es war August, Hauptsaison und dementsprechend viele Menschen. „Die Städte waren zwar wunderschön, aber für einen Besuch war es definitiv nicht der optimale Zeitpunkt. Also sind wir weiter nach Frankreich und danach haben wir eineinhalb Monate am spanischen Festland verbracht.“
Überwintert auf den Kanaren
Die kalte Jahreszeit haben Niki, Martin, „Beni“ und „Karla“ auf den Kanaren verbracht. „Wir haben fast alle Inseln abgeklappert und beim Island-Hopping wirklich viel gesehen.“
Auf Gran Canaria lernten sie Jose kennen. Er lebt seit 15 Jahren in einer Bucht fernab jeder Zivilisation. „Er geht jeden Tag acht Kilometer ins nächste Dorf, um Wasser für sich und seinen Hund zu besorgen. Wir haben ihn zu Weihnachten kennengelernt und er hat uns eingeladen, weil er Geburtstag hatte.“ Obwohl er eigentlich nichts besitzt, hat er für sie alle aufgekocht. Sogar Pancakes hat es zur Feier des Tages gegeben. „Für uns ist es immer wieder bewundernswert gewesen, wie wenig Menschen haben und wie großzügig sie trotzdem sind.“ Er hat ihnen auch erzählt, dass er glücklich sei und gar nirgends anders leben möchte.
Auch andere Bekanntschaften haben sie auf der Reise gemacht, die sie beeindruckt haben. „Wir haben zum Beispiel ein Mädchen kennengelernt, das mit 18 von zu Hause weg und seit 12 Jahren unterwegs ist. Sie ist von Schweden losgezogen und nie wieder nach Hause gefahren. Das hat uns sehr inspiriert. Und es war auch ein Punkt, an dem wir uns gefragt haben, was braucht man wirklich im Leben?“
Man braucht die Basics wie Kleidung und Essen. Aber Besitz belastet. Je weniger wir hatten, desto freier sind wir geworden.
Niki und Martin
Ihre Antwort war klar: Gesundheit. Denn wenn es einem nicht gut geht, kann man gar nicht so viel Geld haben, dass es besser wird. Und die zweite Antwort: Zeit. „Und die sollte man hochwertig nutzen.“
Die beiden sind fast jeden Tag weitergefahren, es gab wenige Spots, die sie länger gefesselt haben.
Sehnsuchtsort Kreta
Teilweise sind sie an Ort wieder zurückgekehrt. Kreta hat sie besonders fasziniert. Die beiden nennen die Insel ihren Sehnsuchtsort. „Dort hatten wir die schönste Zeit“, sind sie sich einig.
Was ihnen gefallen hat? Die Herzlichkeit der Menschen, ihre Offenheit, die Einfachheit und Unkomliziertheit des Lebens, die sie dort erleben durften. „Dort wo wir waren, gab es kaum Tourismus“, schildern Niki und Martin. Sie sind mit ihrem Van auch nie auf Campingplätzen gestanden, haben die Freiheit und Abgeschiedenheit gesucht. Sie heben auch hier noch einmal die Bekanntschaften hervor, die sie gemacht haben. „Viele sind tief unter die Haut gegangen“, erzählen sie. „Und wir haben viel gelernt. Wir haben gesehen, mit wie wenig manche Menschen zufrieden sein müssen. Ihnen fehlt aber nichts. Sie sind glücklich und vor allem eines: Freigiebig.“
Auf Kreta waren zweieinhalb Wochen Aufenthalt geplant. Geworden sind es schlussendlich fast acht Wochen. „Wir haben die Insel und das Leben dort so genossen, dass wir keinen Stress hatten wieder weg zu kommen. Als wir mit der Insel schon fertig waren, haben wir noch einmal zehn Tage angehängt. Einfach, weil es so schön war.“
Aufbruchstimmung ab Ende Feber
Aber ab Ende Februar herrschte dann Aufbruchstimmung. „Wir haben gewusst, wir müssen Ende April zuhause sein. Wir mussten also planen, wann wir die Fähre nehmen, damit sich das ausgeht. Kaum waren die Verpflichtungen wieder da, war ein Stück der Entspannung auch schon dahin.“
Im Frühling haben die vier noch ein Monat in Portugal verbracht, dann ging es an die spanische Nordküste, die Cote D,Azur und schließlich zurück nach Podersdorf am See.
„Einerseits haben wir gewusst, wir haben noch eine ordentliche Strecke vor uns. Andererseits wollten wir Portugal trotzdem ausgiebig sehen. Wenn du weißt du hast nur drei Wochen und 3000 Kilometer zum Heimfahren, dann bist du die ganze Zeit am Sprung. Also wirklich entspannt waren wir da nicht mehr.“
Heimkommen schwierig
Heimkommen war anfangs schwierig. Denn die Uhren gehen bei uns einfach anders. „Unser Leben zuhause ist viel fremdbestimmter, wir haben mehr Verpflichtungen. Der will dich sehen, dort sollst du hin, dort ist eine Feier, wo dich die Leute sehen wollen. Außerdem ist man mehr beeinflusst von den Medien. Wir haben im Van keinen Fernseher und haben ein Jahr lang keine Nachrichten gelesen. Das hat gut getan und vieles haben wir gar nicht mitbekommen. Das war aber auch kein Fehler und wirklich richtig gut getan“, sind sie sich einig.
Bis September sind die beiden und ihr Getier jetzt noch in Podersdorf am See. Dann gehts weiter auf Reisen. Wohin? „Zuerst zurück nach Kreta. Dort wollen wir überwintern. Wir starten diesmal mit open End. Ohne Fixtermin, wo wir zurücksein müssen. Nach Kreta ist die Türkei angedacht, aber wir planen nichts mehr. Wie lang wir weg sein werden? Das wissen wir nicht!“
Ihr Tipp für jene, die auch davon träumen einfach loszufahren: „Tut es einfach. Unser Spruch ist „Today is life, tomorrow never comes. Viele trauen sich nicht einfach loszufahren und alles hinter sich zu lassen. Oder sie sagen, das geht nicht, weil man viel Geld braucht. Nein. Das stimmt so nicht. Wenn man es tun möchte, dann hat man den Mut den Job zu kündigen und man findet Wege und Lösungen, wie es machbar ist. Unser Rat: Tut es, so lange ihr jung seid und lasst es nicht einen lebenslangen Traum bleiben!“
Wer möchte, kann den beiden auch auf Insta und Facebook unter van.wir.reisen folgen.
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