Auch 2025 ist fixiert

Lido Sounds-Auftakt: Kings Of Leon und Gussregen

Musik
28.06.2024 00:38

Vor rund 13.000 Fans startete das diesjährige Lido Sounds an der Linzer Donaulände mit verkürzten Kings Of Leon und nostalgischen The Kooks. Dazwischen gab es Starkregen und verhinderte Zahlungssystem bei den Bierständen. Der Feierstimmung tat das freilich keinen Abbruch. Heute geht es mit Parov Stelar und Deichkind weiter – und auch das Lido Sounds 2025 ist mit den ersten Acts fixiert.

(Bild: kmm)

Kein Lido Sounds ohne massive Unwetter. Mussten schon letztes Jahr Gigs unterbrochen und gekürzt werden, trifft es zum Auftakt des diesjährigen Festivals eine ganze Band. Die beiden jungen DJs Julius Zwirtmayr und Julius Gibus hätten mit ihrem Dance-Projekt Coverrun den Reigen als erste einheimische Band eröffnen sollen, doch ein kurzer, aber massiver Regenguss verhinderte den Auftritt aus Sicherheitsgründen. Für das Linzer Gespann eine mittlere Katastrophe, hätte man auf der Hauptbühne am Urfahrmarkt doch den bislang größten Auftritt gefeiert. Zu dieser Zeit war das südafrikanische Duo Acoustic Element schon über die metaphorische Ziellinie gefahren. Geige, Gitarre, Spielfreude und eine Handvoll Anwesender – Donnerstag um 16 Uhr ist für Berufstätige nun einmal keine besonders dankbare Zeit, Festival hin oder her.

Acoustic Element eröffnet das Lido Sounds 2024 mit einer interessanten Soundmelange. (Bild: Andreas Graf)
Acoustic Element eröffnet das Lido Sounds 2024 mit einer interessanten Soundmelange.

Das Essen stimmt
Doch nach dem Starkregen und der erzwungenen Pause strömen zunehmend die Massen durch die Eingangstore. Das deutsche Folktronica-Duo Milky Chance, das auch in den USA eine respektable Karriere hinlegte, lockte erstmals die Massen vor die Bühne. Rund 13.000 Fans sollten es im Verlauf des Abends am Eröffnungstag werden, die ihren Helden zujubeln. Die beiden Milky Chance-Köpfe Clemens Rehbein und Philipp Dausch zeigten sich im „Krone“-Talk vor ihrem Auftritt von der Atmosphäre in Linz angetan. „Es gibt ein wirklich sehr gutes Catering - viel und gut, das ist die beste Kombination und macht bei einem Festival einiges aus. Ich bin vorher die Donaulände runtergelaufen und habe danach einen tollen Physiotherapeuten erwischt. Hier ist alles wunderbar.“ Die als „Green Band“ firmierende Truppe aus Kassel fühlt sich aufgrund der Nachhaltigkeitsbemühung des Festivals wohl.

Der Schauer war kurz, aber kräftig – so waren bei der Lido-Eröffnung Regenponchos heiß gefragt. (Bild: Andreas Graf)
Der Schauer war kurz, aber kräftig – so waren bei der Lido-Eröffnung Regenponchos heiß gefragt.

„In diesem Bereich tut sich bei Festivals ziemlich viel, was wir natürlich unterstützen.“ Mit „Synchronize“ leitet das mit Livemusikern verstärkte Gespann in ein rund 40-minütiges Set, bei dem sich Frontmann Rehbein an der Gitarre und dem Mikrofon verausgabt und Dausch das musikalische Rhythmusfundament gibt. „Living In A Haze“, das erst vor wenigen Tagen veröffentlichte „Naked And Alive“ und „Cocoon“ wissen die zuströmenden Fans zu begeistern. Ob es schon früh im Set wirklich des Gloria Jones-Covers von „Tainted Love“ bedurft hätte – Ansichtssache. Die lässig-entschlackte Kiffer-Attitüde der Band wird mit einem bollernden Sound konterkariert, bei dem vor allem die eingestreuten Beats mit unheimlich viel Druck aus den Boxen wabern. Der Top-Hit „Stolen Dance“ weckt auch die letzten müden Arbeitsknochen auf, kurz darauf verabschieden sie sich verbeugend unter großem Jubel.

Guter Gig nach dem geliebten Backstage-Catering: Milky Chance zeigten sich in Linz rundum zufrieden. (Bild: Andreas Graf)
Guter Gig nach dem geliebten Backstage-Catering: Milky Chance zeigten sich in Linz rundum zufrieden.

Manches klappt, anderes weniger
Ein kurzer Spaziergang über das Gelände ruft noch einmal die entspannte Gemütlichkeit des Festivals in Erinnerung. Der „Hopfengarten“ lädt zur entspannten Bierzeltatmosphäre mit Sonnenschirmen, das Essensangebot umfasst neben den unvermeidlichen Klassikern Pizza, Burger und Pommes auch Falafel-Bowls oder eine Sushi-Kombination. Eigene Awareness-Teams sorgen für ein besonderes Sicherheitsgefühl unter den Anwesenden, die aber sehr friedlich und ganz stressfrei ihre Indie-Helden abfeiern. Nicht ganz so herausragend ist die Zahlungssituation bei den Bierständen. „Die Technik scheint nicht zu funktionieren“, echauffiert sich ein steirischer Kings Of Leon-Fan, „überall haben sie Bankomatkassen, aber nichts klappt. Das ist sehr ärgerlich.“

Spätestens mit Milky Chance stürmten die Fans das Gelände auch schon am Donnerstag. (Bild: Andreas Graf)
Spätestens mit Milky Chance stürmten die Fans das Gelände auch schon am Donnerstag.

Die Anreise funktioniert zumindest am Warm-Up-Tag ziemlich problemlos, große Verkehrs- oder Eingangsstaus bleiben aus. Das erfreut auch die Fans der Kooks, die die Hauptbühne gen Sonnenuntergang schon ordentlich füllen. Das Brighton-Kollektiv gehört zu leichten Nachzüglern der britischen 2000er-Indie-Szene und konnte nie mit den ganz großen Namen mithalten. Von den ersten beiden Alben „Inside In/Inside Out“ und „Konk“ (2006 und 2008) zehrt das Quartett noch heute. Mehr als zwei Drittel des gesamten Sets stammen von den beiden Frühwerken und Songs wie „Matchbox“, „Seaside“ oder „Do You Wanna“ wirken angenehm zeitlos – was dann auch wieder ein Qualitätsmerkmal ist.

Eine kräftige Dosis britischen Indie-Rock aus den 2000er-Jahren: das Brighton-Kollektiv The Kooks. (Bild: Andreas Graf)
Eine kräftige Dosis britischen Indie-Rock aus den 2000er-Jahren: das Brighton-Kollektiv The Kooks.

Helden aus der zweiten Reihe
Dazwischen probieren die Briten eine bislang noch unveröffentlichte Nummer, die zur sichtbaren Überraschung von Frontmann Luke Pritchard wohlwollend angenommen wird – Lido Sounds ist eben „wholesome“, so viel ist sicher. Auffallend sind neben diversen Songklassikern auch die knallig leuchtende Gitarre von Lead-Gitarrist Hugh Harris und die ausufernden Wuschelfrisuren, die gleich drei der vier Bandköpfe zieren. Das nostalgische Stelldichein macht auch den Kooks einen Heidenspaß, was zumindest die Liebesbekundungen gegenüber Linz und das anhaltende Grinsen des Sängers vermuten lassen. Die Kooks werden nie zu den ganz Großen ihrer Zunft zählen, die zweite Reihe besetzen sie aber mit Würde, Freude und Grandezza.

Die Frisur sitzt, die Stimme ebenso – The Kooks-Sänger Luke Pritchard lieferte einen sehr soliden Auftritt. (Bild: Andreas Graf)
Die Frisur sitzt, die Stimme ebenso – The Kooks-Sänger Luke Pritchard lieferte einen sehr soliden Auftritt.

Die Wartezeit auf die Kings Of Leon ist immens. War die Umbauphase schon ursprünglich mit einer üppigen Stunde anberaumt, lässt sich die Verwandtschaftsgruppe aus Nashville noch weitere 34 Zusatzminuten bitten. Technische Probleme? Anreiseschwierigkeiten? Lustlosigkeit? Man weiß es nicht, doch Fakt ist, dass die Band ihr Set massiv einkürzen und nach gerade einmal 75 Minuten wieder beenden muss. Das ist insofern schade, als die Kings Of Leon mit dem starken neuen Album „Can We Please Have Fun“ im Rücken endlich wieder zu ihren rockigen Ursprüngen zurückgefunden haben. Dementsprechend begeistern härtere Stücke wie „Mustang“ oder das etwas ältere „Revelry“ mit viel Druck. Die Familie Followill ist mit Ausnahme des langhaarigen, tätowierten Drummers Nathan optisch brav geworden. Ältere Familienväter, die gerade deshalb wieder Biss verspüren und ihre Songs und Konzerte wieder nachgeschärft haben.

Ganze 34 Minuten später als geplant gingen die Kings Of Leon auf die Hauptbühne – und machten noch das Beste daraus. (Bild: Andreas Graf)
Ganze 34 Minuten später als geplant gingen die Kings Of Leon auf die Hauptbühne – und machten noch das Beste daraus.

So geht Festival
Die Bühnenperformance ist gewohnt ereignislos, aber die Kraft kommt aus den Instrumenten und Caleb Followills Gesang. Zwischendurch werden Texte auf den seitlichen Videowalls eingeblendet, die Fans singen aber auch die neuen Tracks mühelos mit. „Fans“, „Molly’s Chambers“, eine unheimlich intensive Performance des fantastischen „Closer“ – die Highlights prasseln nur so raus. Die unvermeidlichen Top-Hits „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ hätte es im Gesamtkonzept gar nicht so dringend gebraucht, eine Headliner-Show ohne sie geht natürlich auch nicht. Aufgrund des immensen Zeitdrucks müssen Kings Of Leon ihr Konzert erheblich kürzen, was Caleb mit einem „wir eilen durch das Set, damit wir euch so viele Songs wie möglich spielen können“ quittiert. Die strikte 23-Uhr-Sperre wird dann trotz des (viel zu kurzen) Headliner-Auftritts überschritten – das wird wohl ein paar Extrakosten nach sich ziehen. Ein Auftakttag, nicht frei von Pannen – aber macht das nicht ein echtes Festivalvergnügen aus?

Caleb Followill brillierte beim Lido Sounds mit einer rockigen Setlist und viel Spielfreude. (Bild: Andreas Graf)
Caleb Followill brillierte beim Lido Sounds mit einer rockigen Setlist und viel Spielfreude.

Lido Sounds 2025 ist bereit
Heute, Freitag, geht es munter weiter und es wird auch die „Ahoi! Pop Summer Stage“, also die zweite Bühne, geöffnet. Zu den Highlights des zweiten Festivaltages zählen u.a. Lokalmatador Parov Stelar, die deutschen Electro-Punks von Deichkind, der stimmstarke Agnostiker Hozier, Komiker Marc Rebillet und der fantastische Benjamin Clementine. Vorgeplant haben die Veranstalter übrigens auch schon für 2025, denn von 27. bis 29. 6. geht das dritte „Lido Sounds“ an der Linzer Donaulände über die Bühne. Unter anderem mit AnnenMayKantereit, den Beatsteaks, der aufstrebenden Uche Yara oder Mira Lu Kovacs. Weitere Highlights werden folgen.

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