Duell mit Beigeschmack

Biden neben der Spur: Jetzt herrscht blanke Panik!

Ausland
28.06.2024 08:39

Viele Demokraten haben sich vor dem ersten TV-Duell mit Donald Trump gefürchtet. Wie sich nun herausstellt: völlig zu Recht! US-Präsident Joe Biden wirkte teilweise neben der Spur, während Trump in gewohnter Manier Lügen verbreitete. Eine erste Analyse eines desaströsen TV-Abends.

Für die Demokraten stand der Abend in Atlanta unter dem Motto: „Let‘s go, Joe!“ Erfüllen konnte Biden diese Hoffnung nicht. Gerade zu Beginn wirkte der offenbar erkältete US-Präsident ohne Orientierung. Der Demokrat stammelte und wurde von seinem Kontrahenten teilweise an die Wand geredet. Die größten Gegner des Abends waren Zahlen, Wörter und seine Stimme.

In einem Satz verwechselte er Millionäre und Milliardäre, im nächsten Millionen und Milliarden. Die Sprechpausen waren teilweise so lang, dass es beim Zuschauen wehtat. Viele Sätze fanden gar kein Ende.

Was nicht bedeutet, dass Trump viel besser gewesen wäre. Der Republikaner wirkte zwar merklich frischer, allerdings entsprachen nur wenige seiner Worte auch der Realität. Das Moderatoren-Duo von Veranstalter CNN setzte Trumps Lügen wenig bis gar nichts entgegen. Erst nach dem Duell wies der Sender auf die vielen Falschbehauptungen hin. Trump erklärte beispielsweise, dass einige demokratisch geführte Bundesstaaten Neugeborene hinrichten würden.

Auftritt löst Panik bei Demokraten aus
Und so war es an Biden, seinem Kontrahenten Paroli zu bieten. Das Ergebnis: Noch während der Debatte wurde im Demokraten-Lager Enttäuschung über den Auftritt des 81-Jährigen laut. Der Tenor: Das ist eine Katastrophe!

Dabei stand für Biden viel auf dem Spiel. Das Duell zur besten Sendezeit sollte beweisen, dass er für eine weitere Amtszeit geistig und körperlich fit genug ist. „Vor dem Donnerstagabend hatten viele Amerikaner ihre Sorgen über Joe Bidens Alter und Eignung fürs Amt geäußert. Zu sagen, dass diese Debatte diese Sorgen nicht gerade zum Schweigen brachte, wäre wohl eine der größten Untertreibungen des Jahres“, befand die BBC in einer ersten Analyse.

Bidens kognitive Schwierigkeiten wurden besonders beim Thema Corona hör- und sichtbar. Nach etlichen Versprechern presste der 81-Jährige, der früher unter starkem Stottern litt, heraus: „Wir haben endlich Medicare besiegt.“ In seinem Blick lag daraufhin eine mitleiderregende Leere. Der mächtigste Mann der Welt hat mal wieder den Faden verloren und Themen vermischt. Gemeint hat er vermutlich Covid. Medicare ist eine sozialstaatliche Krankenversicherung für ältere und behinderte Amerikaner, die von Millionen US-Bürgern bezogen wird.

Die beschriebene Szene zum Nachsehen:

Trump griff die Aussage dankbar mit einem Wortspiel auf: „Er hat Recht. Er hat Medicare wirklich geschlagen. Er hat es zu Tode geprügelt.“ 

Wer spielt besser Golf?
Die ohnehin raue Debatte driftete zudem immer wieder ins Absurde ab. So stritten sich Trump und Biden darüber, wer besser Golf spielen könne. Als Beweis für körperliche Fitness. Er könne den Ball sehr weit schlagen, sagte Trump auf eine Frage zu seinem Alter. „Ich denke, ich bin in sehr guter Form“, betonte der 78-Jährige, der berühmt dafür ist, auf dem Grün zu schummeln.

Trumps „sehr gute“ Form (Bild: Getty Images/Andrew Harnik)
Trumps „sehr gute“ Form

Biden würde nach eigener Aussage sehr gerne Golf mit Trump spielen, wenn der Republikaner seine eigene Tasche tragen würde. „Glauben Sie, das kriegen Sie hin?“, fragte der US-Präsident. Dabei kommentierte der 81-Jährige auch das opulente Gewicht des Republikaners.

Kognitive Tests als Wahlkampfmittel
Trump brüstete sich damit, dass er zwei kognitive Tests gemacht habe. „Ich habe beide mit Bravour bestanden.“ Er wolle sehen, wie Biden bei so einem Test abschneide. „Machen Sie einen. Nur einen, einen ganz einfachen, nur die ersten fünf Fragen.“

Trump hat zwar nicht angegeben, welche Tests er gemacht hat, aber die gängigsten enthalten Fragen zur Identifizierung von Tieren sowie Fragen zu Wortähnlichkeiten und zum Zeichnen einer bestimmten Uhrzeit auf einer Uhr. Wir halten fest: Ein verurteilter Straftäter und Spitzenkandidat macht damit Wahlkampf, dass er sich einfache Worte merken kann, und steht damit immer noch besser da als sein Kontrahent. Beide Männer werden den Anforderungen der Zeit offenkundig nicht gerecht.

Zuseher bewerten Trump deutlich besser
Die Republikaner dürfen sich dennoch als zweifelhafte Sieger fühlen. Für 67 Prozent der Befragten ging Trump als deutlicher Gewinner der Debatte hervor, teilte CNN mit. US-Politkommentatoren haben sich zur Debatten-Leistung von Biden in ersten Einschätzungen entsetzt geäußert. 

„Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird“, sagte David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen. Der Experte John King sieht nun „eine tiefe, breite und sehr aggressive Panik in der Demokratischen Partei“. „Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang“, ergänzte Politikjournalistin Abby Phillip. Auch von einem „Autounfall in Zeitlupe“ war die Rede.

Journalist Bastian Brauns lieferte Eindrücke von vor Ort:

Selbst Bidens Vize Kamala Harris sprach von einem „holprigen Start“. Man habe einen Präsidenten erlebt, der einen starken Kontrast zu seinem Konkurrenten gezeichnet habe, und Trump habe „wieder und wieder“ gelogen.

Wird Biden ausgetauscht?
„Die Menschen können über den Stil diskutieren, aber am Ende muss es bei dieser Wahl um Substanz gehen“, sagte Harris. Sie erlebe Biden seit dreieinhalb Jahren im Weißen Haus als Mann, der erfolgreiche Arbeit für das amerikanische Volk leiste, sagte die Vizepräsidentin. Harris wird bereits als potenzielle Ersatzkandidaten gehandelt.

Biden verlässt die Bühne in Atlanta. (Bild: AP ( via APA) Austria Presse Agentur)
Biden verlässt die Bühne in Atlanta.

Nach dieser Debatte steht fest, dass öffentliche Auftritte ohne Skript die größte Gefahr für den 81-Jährigen bergen. Der Demokrat benötigt jetzt jede Schützenhilfe, die er kriegen kann. Nach dem Debakel von Atlanta hieß es für Biden dann wirklich „Let‘s go, Joe“. Der US-Präsident wurde beim Verlassen der Bühne von seiner Frau Jill gestützt.

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