Korb für den ÖFB

„In der Türkei hat er mehr Wertschätzung erfahren“

Fußball EM
28.06.2024 08:38

Für Mert Müldür wird das EM-Achtelfinale am Dienstag (21 Uhr/live im sportkrone.at-Ticker) in Leipzig ein „ganz besonderes Spiel“. Der türkische Nationalspieler ist in Wien geboren und aufgewachsen, das Fußballspielen hat er im Nachwuchs von Rapid gelernt. Müldür entschied sich früh für die türkische statt für die ÖFB-Auswahl. „In der Türkei hat er mehr Wertschätzung erfahren“, so sein Berater Max Hagmayr.

Bereut hat Müldür seine Entscheidung nicht. Nach einem Wechsel von Sassuolo zu Fenerbahce Istanbul ist der 25-Jährige in der vergangenen Saison voll durchgestartet.

Traumtor zum EM-Auftakt
Spätestens seit seinem sehenswerten Volley-Tor von der Strafraumgrenze im EM-Auftaktspiel gegen Georgien (3:1) ist Müldür in der Türkei ein Held. Mit Fenerbahce wurde er Vizemeister, im Nationalteam ist der frühere Innenverteidiger mittlerweile rechts in der Abwehr gesetzt. Das 1:6 im Test vor drei Monaten in seiner Heimatstadt Wien gegen Österreich schmerzt aber immer noch. „Wir wissen, dass sie stark sind“, sagte Müldür über die Österreicher. „Aber wir sind sehr ehrgeizig. Wir wollen Revanche nehmen für dieses Spiel.“

26 Länderspiele hat Müldür mittlerweile für die Türkei bestritten. „Er hat eine sehr, sehr gute Entwicklung genommen in den letzten Jahren“, sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Auch der ÖFB habe sich um das damalige Rapid-Talent bemüht. Schöttel erinnerte sich an ein Treffen mit Müldür und dessen Berater Max Hagmayr vor sieben Jahren in einem Kaffeehaus in Wien-Hietzing. „Er hat dann aber gesagt, dass er lieber für die Türkei spielen will. Das ist zu akzeptieren.“

Max Hagmayr (Bild: GEPA pictures)
Max Hagmayr

Schöttel hegt keinen Groll
Müldür ist zwar in Wien aufgewachsen, hat aber alle Nachwuchsauswahlen der Türkei durchlaufen. „In der Türkei hat er mehr Wertschätzung erfahren“, meinte Hagmayr. Vom Verbandspräsidenten abwärts hätten sich immer wieder hochrangige Personen gemeldet. Der damalige ÖFB-Teamchef Franco Foda gab Müldür nicht die erhoffte Chance, dieser debütierte stattdessen im Herbst 2018 für das türkische A-Team. Schöttel hegt deswegen keinen Groll: „Er entwickelt sich kontinuierlich weiter, das ist schön.“

Peter Schöttel (Bild: GEPA)
Peter Schöttel

Ein Knöchelbruch hatte Müldür vor seinem Wechsel zu Fenerbahce fast die gesamte Saison 2022/23 gekostet. „Die Verletzung war auch mental nicht einfach, aber er hat das gut verkraftet“, erklärte Hagmayr, der den Defensivspieler 2019 von Rapid zu Sassuolo vermittelt hatte und sehr gut kennt. Schon in der italienischen Serie A habe sich Müldür ausgezeichnet weiterentwickelt. Der Transfer zu Fenerbahce scheint aber der nächste wichtige Karriereschritt gewesen zu sein. Hagmayr: „Er hat alles richtig gemacht.“

Gerüchte um Wechsel nach Frankreich
Müldür steht beim türkischen Vizemeister noch bis 2027 unter Vertrag. Türkische Medien berichteten zuletzt von konkretem Interesse vom französischen Erstligisten Olympique Lyon. „Ich glaube, dass er sich bei Fenerbahce sehr wohl fühl. Er wird dort sehr geschätzt“, betonte Hagmayr. Dasselbe gelte für das türkische Team. „Er fühlt sich wohl in der Nationalmannschaft und spielt gut. Ich hoffe, dass es für ihn so weitergeht.“

Bei Rapid debütierte das Eigengewächs, das sich mit sechs Jahren dem Nachwuchs der Hütteldorfer angeschlossen hatte, 2018 mit 19 Jahren in der Bundesliga. Neben der sportlichen Ausbildung absolvierte Müldür in Wien auch eine Lehre zum Bürokaufmann. In Deutschland bestreitet er bereits seine zweite EM nach 2021. Das Duell mit der ÖFB-Auswahl wird aber auch für ihn das erste K.-o.-Spiel bei einer Endrunde. Müldür: „Ich freue mich, das wird sehr emotional.“

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