„Krone“-Interview

Parov Stelar: „Linz hat das Lido Sounds verdient“

Musik
29.06.2024 13:00

Als Lokalmatador hat Superstar Parov Stelar Freitagabend das Lido Sounds mit einem fulminanten Set beschlossen. Im Talk mit der „Krone“ sprach er im Vorfeld über Vor- und Nachteiles des Heimvorteils, warum er früher nicht auf Festivals zu sehen war und inwiefern er unlängst ChatGPT benutzte.

(Bild: kmm)

„Krone“: Parov, du hattest in deinem Leben schon viele große Auftritte. Was bedeutet dir der Gig als Lokalmatador am Lido Sounds in Linz?
Parov Stelar:
Eine große Freude, aber ich spürte auch eine große Nervosität. Zu Hause zu spielen hat eine ganz eigene Färbung, da muss man schon bestehen. Da werden minimum zwei Bier mehr getrunken als sonst. (lacht)

Das Programm hast du dafür adaptiert.
Wir haben lange daran gearbeitet, dass wir für 2024 akustisch und auch visuell ein völlig neues Programm aufstellen, das wir in der Form in Linz das erste Mal aufgeführt haben. Eine Mischung aus Hits und unveröffentlichten Songs. Ich wollte einen konträren Weg gehen und noch nicht veröffentlichte Lieder erstmals live präsentieren. Die Songpiraterie mit dem mp3-Klau gibt es nicht mehr, also überlegte ich mir, was momentan im Live-Business wichtig ist und sich vom digitalen Wahnsinn abhebt, der uns gerade um die Ohren fliegt. Also spielen wir sechs neue Songs.

Findest du es wichtig, dass man solche Spektakel nicht nur in Wien, sondern auch in Städten wie Linz veranstaltet?
Absolut, und Linz hat sich so ein Festival mehr als verdient. Linz ist eine Technologiestadt mit dem Ars-Electronica-Center und was könnte besser passen als so ein Festival. Es braucht noch ein bisschen Arbeit, damit es bei den Leuten ankommt. Auch wenn es nicht allen gefällt, aber es wird immer Befürworter und Gegner auf den Plan rufen, ansonsten wird es doch fad.

Das erste Heimspiel hast du schon im März im restlos ausverkauften Linzer Posthof bestanden. Wie unterscheidet sich ein Riesengig wie jener am Lido Sounds von einem relativ intimen wie jenem?
Vielleicht sollte man eine Studie mit den verschiedenen Nervositätsstufen in Auftrag geben. Ich war im Posthof auch sehr nervös, weil es einerseits ein neues Programm war und andererseits die Leute näher an mir dran waren. Man ist angreifbarer. Bei einem Gig wie dem Lido spürt man eine größere Verantwortung – auch dem Veranstalter gegenüber. Wenn man sich anschaut, was da alles aufgebaut wurde - das zahlt man nicht aus der Portokasse. Die Menschen zahlen viel Geld für ein Ticket und haben sich die beste Show verdient. Gewisse Gedanken kann man da nicht wegschieben. Wenn man mit vollem Herzen reingeht, kann aber nichts passieren.

Du lebst seit einiger Zeit auch physisch wieder in Linz. Macht das den Gig zu einer anderen Art von Heimspiel?
Definitiv. Mein Tagesablauf war folgender: Ich habe meinen Sohn in die Schule gebracht, ihn wieder abgeholt, für ihn gekocht und dann die Wäsche aufgehängt. (lacht) Sehr typisch für so ein großes Festival. Ich musste selbst darüber lachen, weil das schon sehr cool ist. Die Kings Of Leon habe ich am Vorabend bis rauf zu mir am Pöstlingberg gehört. Ich dachte: „Sehr angenehm, morgen arbeite ich selbst dort“. (lacht)

Warst du in jungen Jahren ein Festivaltiger?
Das ist schon so lange her, da hat es noch gar keine Festivals gegeben. (lacht) Mein erstes Konzert war Michael Jackson mit zwölf. Ich war vor 35 Jahren jung. Hat es damals Festivals gegeben? Ich weiß nicht. Konzerte ja. Ich glaube, das Sziget Festival in Budapest war eines der allerersten.

Du bist auch Maler und allgemein ein sehr visueller Künstler. Wird dieser Aspekt in deinem Gesamtpaket Musik immer wichtiger?
Sagen wir so: Ein qualitativ gutes Bild ist nicht automatisch ein gutes CD-Cover oder Poster. Es muss anders gestaltet werden, weil es dich catchen soll. Visuelles ist für jeden Künstler wichtig. Es gibt eine Flut an Neuerscheinungen und ich merke, dass den meisten neuen Acts ein Gesicht und ein Image zum Erfolg fehlt. Ein David Bowie hat nicht nur Musik gemacht, sondern war ein Typ als Ganzes. Er hat sich aus seinem Image, seinem Look, seiner Mode, seiner Musik und auch seinen Interviews geformt. Bei den meisten Acts haben die Leute heute kein Gesicht dazu - alleine deshalb ist die Visualisierung immens wichtig.

Die Social-Media-Portale machen dafür viel vom Charme der Musik kaputt. Will man sehen, was die eigenen Helden daheim in der Früh anziehen?
Du sprichst mir aus der Seele. Ich würde das aber nicht direkt unter Visualisierung verorten, auch wenn es die neue Form davon ist. Auch da unterscheiden sich die großen Künstler vom Rest, weil sie sich überlegen, wie sie damit umgehen und das Thema umsetzen. Bleiben wir bei David Bowie: Würde er noch leben, würde er auch 2024 einen Weg finden, dass sich die Leute für ihn interessieren, ohne dass er in der Früh sein Spiegelei präsentiert. Da unterscheiden sich die wirklichen Künstler von denen, die gerade dem folgen, was ihnen im Moment aufgeht.

Überlegst du dir bei einer Bühnenshow zuerst, welchen Song du spielst, oder geht es um das Visuelle, dem du den passenden Song überstülpst. Oder ist sowieso alles im Fluss?
Es geht natürlich um die Songs, die sind immer als erster da. Die Umsetzung der Visualisierung betreut bei mir hauptsächlich Gerd Schneider, der seit fast 20 Jahren in meinem Team ist. Zum einen hast du Licht, zum anderen Video und das musst du alles untereinander abstimmen. Das geht nur, wenn du vorher die finale Songliste hast. Darauf kannst du aufbauen.

Deine EP „KissKiss“ ist jetzt 20 Jahre alt – also kann man von 20 Jahren Parov Stelar als Erfolgsgeschichte sprechen. Wie gehst du als Künstler, der per se sehr im Jetzt und dem Morgen ausgerichtet ist, mit solchen Rückschauen um?
Wenn du ein 20-jähriges Kind hast, ist es aus dem Gröbsten heraußen und du musst es nicht mehr so intensiv pflegen wie früher. Wenn du aber gleichzeitig ein Neugeborenes hast, das deiner ganzen Aufmerksamkeit bedarf, lenkst du deinen gesamten Fokus darauf. Du willst es zum Gehen bringen. Die Jubiläen machen mich total fertig. Wir haben auf ChatGPT gefragt, wie man mit einem 20-jährigen Jubiläum umgehen soll, ohne dabei alt auszusehen. (lacht) Es gab rundum gelungene Antworten. Solange wir beim Merchandise keine Herzdecken verkaufen, ist das mit den Jubiläen noch okay. (lacht)

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