Parteitag eskaliert

Eklat in Essen: AfD-Mann biss Demonstrant in Bein

Ausland
29.06.2024 15:34

Am Rande des AfD-Bundesparteitags in Essen sind bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Gegendemonstranten 28 Polizisten verletzt worden, einer von ihnen schwer. Ein AfD-Mann soll einen Demonstranten ins Bein gebissen haben.

Mehrere Zehntausend Menschen hätten seit Freitagabend an insgesamt 32 Gegendemonstrationen teilgenommen, so die Polizei. Sie hätten größtenteils friedlich für ihr Anliegen demonstriert.

Immer wieder hätten aber größere Personengruppen mit zum Teil mehreren Hundert Personen durch gewaltsame Störaktionen versucht, die Delegierten an der Teilnahme zu hindern oder Sperrstellen zu durchbrechen. „Im Rahmen dieser gewalttätigen Aktionen mussten unsere Kolleginnen und Kollegen wiederholt Gebrauch vom Schlagstock und Reizgas machen“, erklärte die Polizei.

Seit Samstagmittag ziehen nach Angaben der Veranstalter 50.000 Menschen zu einer Kundgebung vor der Grugahalle in Essen, wo der AfD-Bundesparteitag stattfindet. (Bild: AFP)
Seit Samstagmittag ziehen nach Angaben der Veranstalter 50.000 Menschen zu einer Kundgebung vor der Grugahalle in Essen, wo der AfD-Bundesparteitag stattfindet.
(Bild: AFP/AFP or licensors)
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Die Polizei appellierte an Demonstranten, „sich von Gewaltaktionen und Störern fernzuhalten“. (Bild: AFP)
Die Polizei appellierte an Demonstranten, „sich von Gewaltaktionen und Störern fernzuhalten“.
Demonstranten nahe der Grugahalle (Bild: APA/dpa/Henning Kaiser)
Demonstranten nahe der Grugahalle
(Bild: AFP)
(Bild: APA/dpa/Henning Kaiser)
(Bild: AFP)

Pfefferspray kam zum Einsatz
In einem Fall hätten Polizisten einen Delegierten zur Grugahalle geleitet. Dabei seien sie von etwa 200 Personen attackiert worden. Ein Polizist erlitt dabei schwere Verletzungen.Auch Demonstranten erlitten Verletzungen, etwa durch Pfefferspray.

Linke Gruppen hatten bereits im Vorfeld angekündigt, ab den Morgenstunden die Zugänge zum Parteitagsgelände zu blockieren und den rund 600 Delegierten so den Weg zu versperren. So war es auch – erste Protestzüge starteten am Samstag kurz nach 8 Uhr morgens.

Mehrere Bundestagsabgeordnete berichteten, sie seien von der Polizei am Hotel abgeholt und zum Veranstaltungsort gebracht worden. Andere wurden einzeln unter starkem Polizeischutz zur Halle geleitet, bedrängt von Demonstranten. Drei AfD-Politiker hätten sich gar in einer Bäckerei verschanzen müssen, um sich vor Demonstranten in Sicherheit zu bringen.

Angriffe auf Exekutive
Doch nicht nur Politiker mussten sich vor Demonstranten in Acht nehmen. 28 Polizeibeamte wurden im Zuge der Einsätze verletzt, nachdem Menschen versucht hatten, Sperrstellen zu durchbrechen. „Es kam zu einigen Widerstandshandlungen und tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte“, hieß es.

„Er hat mich gebissen!“
Ein AfD-Delegierter soll laut „Spiegel“ einen Demonstranten attackiert und diesen ins Bein gebissen haben. Der Politiker soll aus einem Auto ausgestiegen, zu Demonstranten gelaufen und dann zu Boden gegangen sein. Im Zuge der Rangelei hätten Augenzeugen den Ruf „Er hat mich gebissen!“ vernommen. Ein Video soll außerdem zeigen, wie Stefan Hrdy eine Demonstrantin aus dem Auto heraus bespuckt.

Parteitag startete mit Verzögerungen
Einige Delegierte gelangten aber auch zu Fuß völlig unbehelligt zur Grugahalle. Aufgrund vielfacher Verzögerungen trat Eröffnungsrednerin Alice Weidel erst um 10.28 Uhr ans Rednerpult. Deutschland sei „zum Ponyhof verkommen“, feuerte die Rechtspopulistin eine Schimpftirade ab.

Bei dem Parteitag wählte die AfD einen neuen Bundesvorstand. Das Führungsduo Alice Weidel und Tino Chrupalla strebte eine Wiederwahl an – und es bleibt bei der Doppelspitze. Gegenkandidaten gab es keine.

AfD-Chefin Weidel mit blamablem Ergebnis
Tino Chrupalla erhielt bei dem Votum am Samstag in Essen 82,7 Prozent der Stimmen, die Co-Vorsitzende Alice Weidel kam auf 79,8 Prozent. Zuvor hatten die Delegierten mit großer Mehrheit dafür gestimmt.

Alice Weidel und Tino Chrupalla bei der Eröffnung (Bild: AFP)
Alice Weidel und Tino Chrupalla bei der Eröffnung

Weidel wählte in ihrer Rede eine Fußball-Metapher und sprach von einem „Trainer-Gespann“ in der Parteiführung. Vielleicht wollte sie damit Parteifreunden den Wind aus den Segeln nehmen, die vermuten, sie wolle den Chrupalla zur Seite schieben und sich jetzt schon als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl in Stellung bringen.

Thema war auch der missratene Europa-Wahlkampf, der Umgang mit dem damaligen Spitzenkandidaten Maximilian Krah und der Kurs der AfD in der Europa- und Außenpolitik.

Partystimmung und friedlicher Protest am Freitag
Ein Protestcamp wurde aufgebaut, Teilnehmer eines Raves zogen bereits am Freitag durch die Innenstadt und demonstrierten noch vor Beginn des Parteitages.

Pfefferspray und Wasserwerfer
Doch am Samstagvormittag war die Stimmung bereits hitziger, schon in den Vormittagsstunden musste die Exekutive eingreifen und gegen Demo-Teilnehmer mit Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern vorrücken (siehe Video ganz oben und Tweets).

„Jagd“ auf Politiker
Es gab erste Festnahmen vermummter Personen. Einige AfD-Politiker und Augenzeugen berichten von einer regelrechten „Jagd“. Der Rechtsextreme Markus Frohnmaier kletterte gar über ein Absperrgitter, um am Parteitag teilnehmen zu können (siehe Tweet unten).

„Nazis verpisst euch, keiner vermisst euch“
Sitzblockaden hinderten AfD-Politiker daran, die Zufahrt zum Veranstaltungsgelände nehmen zu können. „Nazis verpisst euch, keiner vermisst euch“, war auf Plakaten zu lesen. (Friedliche) Nacktdemonstranten wurden gesichtet und 20.000 Menschen waren seit etwa 11 Uhr in einem Protestzug zum Veranstaltungsort unterwegs.

Erwartet wurden im Laufe des Samstags bis zu 100.000 Demonstranten, auch mit 1000 Linksextremisten wurde gerechnet.

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