Der Klimawandel beschert uns immer mehr Hitze-Tage – ganz in dem Zeichen steht auch dieses Wochenende. Jedoch: Die hohen Temperaturen können ganz schön gefährlich werden. Rufe nach einem Hitzewarnsystem für die Alpenrepublik werden daher immer lauter.
Hitze ist nicht gleich Hitze, denn ihre Erscheinung kann sich auch in geografisch kleinen Räumen deutlich unterscheiden. Nimmt man etwa den 14. Wiener Gemeindebezirk, so sieht man, dass dieser Regionen enthält, die sehr städtisch und von relativ alter Bausubstanz geprägt sind und gleichzeitig Gegenden umfasst, die etwas erhöht quasi direkt im Wienerwald liegen, erklärte Klimek, der das Projekt „HeatProtect“ am Complexity Science Hub (CSH) in Wien leitet.
Das Ziel ist, in Zukunft möglichst kleinsträumig und über den Zeitverlauf hinweg, punktgenau festzumachen, wo es wahrscheinlich hitzebedingt verstärkt zu Gesundheitsproblemen kommen wird. Das ist alles andere als trivial, denn wie sich die Gesamterhitzung im Detail auswirken könnte – die Anzahl der Tropennächte hat sich in den vergangenen 30 Jahren in Österreichs Großstädten mehr als verdoppelt – und sich diverse temperaturtechnisch noch weiter nach oben weisende Zukunftsszenarien regional niederschlagen, ist offen. Gleiches gilt dafür, wie sich all das auf eine im Schnitt alternde Bevölkerung mit vielen Menschen, die unter mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, und letztlich auf den Betrieb in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder die Anzahl der Einsätze für Rettungsdienste auswirkt.
Die Frage, ob insgesamt bestimmte Arten von Erkrankungen während Hitzewellen häufiger auftreten, die sonst nicht aufgetreten wären, ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Peter Klimek
Bild: HANS PUNZ / APA / picturedesk.com
Das alles versucht das Team des CSH mit Partnern von der Medizinischen Universität Wien, vom Austrian Institute of Technology (AIT), vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital Health and Patient Safety, der Caritas Wien, Johanniter Österreich, der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und dem Wetterdienst UBIMET unter einen Hut zu bringen. „Wir können für dieses Projekt auf einen Datenschatz von 57 Millionen Hospitalisierungen über 22 Jahre, 50.000 Ambulanzfahrten, 10 Millionen Wetterdatenpunkten aus hochauflösenden Zeitreihen sowie Umfragedaten von Sanitäter:innen, Pflegepersonal und Krankenhäusern zum Umgang mit Hitze zurückgreifen, mit dem wir die Zusammenhänge zwischen Hitzeperioden und der Belastung auf das Gesundheitssystem unter die Lupe nehmen“, so Klimek in einer Aussendung des CSH.
Österreich zählt bis zu 500 Hitzetote pro Jahr
In Österreich sind im Schnitt pro Jahr bis zu 500 Hitzetote zu beklagen, hieß es zuletzt bei der Präsentation des nach sieben Jahren überarbeiteten „Nationalen Hitzeschutzplanes“. Aus Forschungssicht möchte man in dem bis 2026 laufenden Projekt auch „Wissenslücken“ schließen. Etwa darüber, mit welchen Verzögerungen nach Hitzewellen die Übersterblichkeit ansteigt, und wie sich welche Krankheitsbilder, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen dadurch verschlechtern, erklärte der Komplexitätsforscher: „Die Frage, ob insgesamt bestimmte Arten von Erkrankungen während Hitzewellen häufiger auftreten, die sonst nicht aufgetreten wären, ist gar nicht so einfach zu beantworten.“ Klar sei auch, dass die Erderhitzung den Krankheiten-Lebenslauf von Menschen verändern kann: „Da ist aber noch einiges nicht verstanden.“
Von Hitzealarmen bis zu Coolingzentren
Letztlich will man neben „Hitzealarmen für bestimmte Pflegewohnheime oder Spitäler“ auch Hinweise sammeln, wo längerfristig Maßnahmen gesetzt werden müssten. Wo also etwa durch Begrünung von Flächen oder verbesserte städtische Raumplanung bis zur Einrichtung von „Coolingzentren“ oder der kurzfristigen Ausrufung regionaler autofreier Tage Hitzestaus entschärft werden sollten. Ein wichtiger Faktor auf „Grätzel-Niveau“ ist auch der Baubestand, der sich teils über Wochen nach dem Höhepunkt von Hitzeepisoden noch massiv aufgeheizt präsentieren kann.
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