Hohe Zeit. „Dei hohe Zeit is lang vorüber“: So ernüchternd beginnt jener Song, den am Dienstag gut 30.000 Österreicher im Berliner Olympiastadion voller Inbrunst sangen – „I Am from Austria“, die längst nicht nur heimliche Hymne, in der Rainhard Fendrich so mit uns und unserem Land umgeht, wie wir es mögen: kritisch, aber liebevoll. „Hohe Zeit“ - die kennen wir etwa im Sport jenseits der Traditions-Winterdisziplinen, die nur in kleinen Teilen der Welt ernsthaft Beachtung finden, freilich kaum. Und plötzlich setzt sich unsere Fußball-Nationalmannschaft bei der EURO brillant in Szene wie nie! Geleitet vom klugen Fachmann und Menschenführer Ralf Rangnick, dem jetzt alle zu Füßen liegen: Im Team selbst sowieso. „Krone“-Sportreporter Rainer Bortenschlager hörte etwa vom verletzten „Non-Playing-Captain“ David Alaba, wie man gerade den 66. Geburtstag des Trainers feierte. Alaba: „Wir haben ein Ständchen gesungen, die Torte überreicht. Es war emotional für ihn.“ Emotional sind auch die Fans. Und auch die Menschen im idyllischen Salzburger Obertrum, wo Rangnick seinen Wohnsitz hat, die sind stolz auf diesen Mitbürger, wie „Krone“-Reporter Philipp Kirchtag bei seinem Besuch im 5000-Seelen-Ort nördlich der Stadt Salzburg erfuhr. Auch dort ist er „einer von uns“, dieser Deutsche, der sich mit seiner Absage an das gewiss höchst lukrative Bayern-Angebot samt deutlichem Bekenntnis zu unserem Team zum Über-Österreicher geadelt hat.
Höchste Zeit. Ralf Rangnick hat etwas zu sagen. Im „ZIB 2“-Interview etwa sprach er, befragt zu seinem Erfolgsgeheimnis, davon, „Rückhalt und Zusammenhalt und der Doppelpass mit den Fans“ machten „das Ganze zu einer sehr besonderen Sache“. Und vor allem meinte er, er stelle sich vor, dass wir „im normalen Leben“ so miteinander umgehen wie seine Team-Kicker, dass „wir uns gegenseitig schätzen, dass wir uns wertschätzen, dass wir uns anerkennen“. Dieser politische Mensch, der auch warnte, wir müssten „auf dem rechten Auge sehr wachsam sein“ denkt bei seinem Appell zu mehr Wertschätzung und Anerkennung untereinander wohl auch an die Politik. Die das hoffentlich hört und auch versteht… Fendrichs Hymne endet übrigens mit dem Stolz auf „Austria“. Auf den österreichischen Fußball dürfen wir neuerdings endlich wirklich stolz sein. Wann zieht da die Politik endlich nach, wann beschert auch sie dem Land eine neue „hohe Zeit“? Es wäre höchste Zeit!
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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