Klagenfurt: Am Sonntag sind im ORF-Theater leidgeprüfte Tage der deutschsprachigen Literatur zu Ende gegangen. Den Bachmann-Preis hat sich Tijan Sila aus Sarajevo erlesen.
Ungewohnt omnipräsent ist die Beschäftigung mit transgenerativer Weitergabe von Krisen und Traumata bei diesem 48. Jahrgang – gewohnt treffsicher die „Krone“-Vorhersage der Preisträger. Somit ist es keine Überraschung, dass Johanna Sebauer gewinnbringend in „Das Gurkerl“ beißt. Die 36-jährige Wienerin, die Österreich mit ihrer aberwitzigen Satire wieder ins Preisrennen katapultiert, wird für ihren Parforceritt durch gesellschaftliche Empörungs- wie Aufheizungsmechanismen mit 3sat Preis (7.500 €) und BKS Bank Publikumspreis (7000 € samt Klagenfurter Stadtschreiberstipendium im Wert von 6000 €) ausgezeichnet.
Dass sowohl Tamara Štajner als auch Tijan Sila in der Wortarena mitmischen würden, war (uns) klar. Die Anrufung der Mutter voller Wut, Schmerz und Zärtlichkeit im Kontext von Helden und Unrecht im ehemaligen Jugoslawien, beschert der 36-jährigen Slowenin „Luft nach unten“ und Aufwind im Kelag-Preis (10.000 €).
Text über Auswirkungen des Krieges
Überflieger ist jedoch Sila: Der 1981 in Sarajevo geborene, in Deutschland lebende Lehrer und Autor verschließt für den „Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde“ Auswirkungen des Bosnienkriegs autofiktional, tragikomisch, lakonisch und brutal mit generationenübergreifender Bedrohung, gegen die sich sein Ich-Erzähler vehement stellt. Fazit: Ingeborg-Bachmann-Preis der Landeshauptstadt Klagenfurt (25.000 €).
Eine in Verlust eingebettet Suche im Baumarkt nach der „Möglichkeit einer Ordnung“ bringt dem 37-jährigen Denis Pfabe aus Bonn den Deutschlandfunk-Preis (12.500 €). Bleibt die Frage, warum Henrik Szántós fulminantes Geisterhaus leer ausgeht, verbunden mit der Freude auf 2025 und das 49. Eintauchen in den Wörtersee am Wörthersee.
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