Der Europameister von 2016 bleibt im Rennen um den Europameister-Titel 2024 – mit dem allerersten (!) Sieg überhaupt gegen Slowenien ist Portugal ins Viertelfinale der heurigen Endrunde eingezogen! Cristiano Ronaldo und Co. mussten zwar den Umweg übers Elfmeter-Schießen nehmen und ein Tränen-Drama überstehen, aber am Ende durften sich die Iberer über einen Erfolg freuen, wie erzittert dieser auch gewesen sein mag …
Kurios, aber wahr: Obwohl Slowenien bereits über 30 Jahre lang als eigenständiger Staat existiert, hatte es bis zum heutigen Abend erst ein einziges Duell zwischen Österreichs südlichem Nachbarn und den Portugiesen gegeben. Da die „Zmajceki“ – die „Drachen“ – dabei am 26. März daheim mit 2:0 siegreich geblieben waren, gingen sie zumindest der Statistik nach mit Vorteilen in das 6. Achtelfinale der EM 2024. Doch weil Statistiken für sich genommen keine Partien gewinnen, war von diesen „Vorteilen“ in Frankfurt vom Start weg nichts zu sehen, zeigten die von Cristiano Ronaldo angetriebenen Iberer sofort, welches Team in der Weltrangliste auf Platz 6 steht und welches auf Platz 57 …
Slowenien giftig, lästig, Zweikampf-stark und diszipliniert
Portugals Teamchef Roberto Martínez rotierte nach dem blamablen 0:2 gegen Georgien im bedeutungslosen 3. Spiel der Vorrunden-Gruppe F acht Neue in die Startelf – womit er zur Aufstellung beim vorangegangenen 3:0-Sieg gegen die Türkei und von einem 3-5-2 zu einem Hybrid aus 4-4-2 und 4-4-3 zurückkehrte. Slowenien-Trainer Matjaž Kek, der in der Gruppenphase dreimal stets der gleichen ersten Elf vertraut hatte, rotierte nur einen neuen Mann hinein: Der Gelb-gesperrte Erik Janža wurde von Jure Balkovec ersetzt. Was Kek nicht ersetzte, war das wie schon bisher im Turnier stets gezeigte giftige, lästige, Zweikampf-starke und disziplinierte Auftreten.
Wenig überraschend von daher, dass Cristiano Ronaldo und Co. zumeist am Ball waren und zeitweise ein Powerplay rund um den slowenischen Strafraum aufzogen. Doch trotz ihrer bis zu 70 Prozent Ballbesitz und zahlreicher Flanken in den Sechzehner wollte es nicht und nicht mit der Führung klappen, immer wieder fehlte das Tempo im Passspiel, immer wieder fehlte dem letzten Pass und der letzten Flanke die Genauigkeit: etwa bei einer Doppelchance in Minute 13, als erst Cristiano Ronaldo mit dem Kopf und dann Bruno Fernandes mit dem Fuß nicht an eine immer länger werdende Flanke von Bernardo Silva herankamen.
Offensive der „Zmajceki“ kaum in Erscheinung
Einen Freistoß aus rund 19 Metern Entfernung pfefferte „CR7“ zudem in Minute 34 knapp 15 Zentimeter über die Latte – erstmals „beantwortete“ der bis dahin kaum in ungesunde Blutdruck-Sphären gebrachte Slowenien-Goalie Jan Oblak eine Offensiv-Aktion des Europameisters von 2016 mit einer Hecht-Parade. Im Fall der Fälle wäre er wohl dran gewesen. Und die Offensive der „Zmajceki“? Die trat in Hälfte 1 lediglich zweimal wirklich in Erscheinung: Nach schnellem Umschalten kam der Ball über Šporar zu Petar Stojanović und der enteilte Abwehr-Methusalem Pepe für einmal. Am Sechzehner wollte er dann zu Šporar zurücklegen, doch Nuno Mendes roch den Braten frühzeitig und rettete noch vor dem einschussbereiten Šporar (39.).
Fünf Minuten später versuchte es auch der Ex-Salzburger Šeško einmal, sein Schuss aus 25 Metern war jedoch leichte Beute für Diogo Costa (44.). Praktisch mit einem knapp neben den rechten Pfosten gesetzten 20-Meter-Knaller des Bald-Bayern (?) Joao Palhinha ging’s dann in die Halbzeit-Pause.
Erster Aufreger nach Wiederanpfiff durch João Cancelo
Wie bereits in der Nachmittags-Partie zwischen Frankreich und Belgien kamen beide Teams weder personell noch taktisch verändert aus den Kabinen. Auch an der Spielcharakteristik änderte sich kaum etwas: Portugal spielte und die Slowenen verteidigten diszipliniert und beherzt, so wie es ihr Teamchef Kek bereits zu aktiven Zeiten u.a. als Spieler beim GAK oder beim SV Spittal gehandhabt hatte. Obwohl João Cancelo mit einem spektakulären Dribbling über rechts in den Strafraum – inklusive Gurkerl für Jaka Bijol! – für den ersten Aufreger nach Wiederanpfiff sorgte, vorerst fand Slowenien besser in die Partie.
Hinten gelang es ihnen praktisch ausnahmslos, einen Fuß, ein Bein, einen Kopf oder sonst irgendein legales Körperteil in Schüsse, Flanken oder Passes der Portugiesen zu bekommen. Und wenige Minuten nach einem Waffenschein-pflichtigen, aber unplatzierten Freistoß-Hammer von Cristiano Ronaldo aus rund 20 Metern (55./Oblak wehrte ab) hätte es plötzlich 1:0 für Slowenien stehen können: Nach Ballverlust am eigenen Strafraum schalteten die „Zmajceki“ schnell um, Šeško setzte sich im 1-gegen-1 gegen Pepe durch -und schob das Spielgerät dann aber doch klar am rechten Tor-Pfosten vorbei (61.).
Erste Verlängerung bei der EM 2024
Weil der Slowene in dieser Aktion genauso scheiterte wie Cristiano Ronaldo aufseiten Portugals mit einem weiteren Freistoß aus 25 Metern (72./drüber) sowie nach Vorarbeit Diogo Jotas aus halblinker Position mit einem Schuss aus acht Metern an Goalie Oblak (89.), kam es folgerichtig zur zweiten Verlängerung bei der EM 2024. In dieser plätscherte das Geschehen dann lange Zeit mehr oder weniger dahin – bis sich Diogo Jota in Minute 103 einmal ein Herz nahm, mit Tempo in die vielbeinige slowenische Abwehr eintauchte und von Vanja Drkušić gefoult wurde.
Schiri Daniele Orsato zeigte nach kurzem Zuwarten auf den Punkt – und mit einem Mal schienen Portugals Führung und Aufstieg ins Viertelfinale nur mehr eine Frage von Augenblicken zu sein. Doch es kam anders: Superstar Cristiano Ronaldo vergab – und musste im Anschluss daran minutenlang von seinen Mitspielern getröstet werden (105.). Die allerletzte Groß-Chance aus dem Spiel heraus gehörte dann den Slowenen, doch weil Šeško nach Pepe-Ballverlust plötzlich auf Portugal-Goalie Diogo Costa zulief, im 1-gegen-1 aber scheiterte, musste das Elfmeter-Schießen entscheiden.
Diogo Costa wird zum Albtraum für Slowenien
In diesem entwickelte sich dann wie bei der finalen Šeško-Chance aus dem Spiel heraus Portugal-Schlussmann Diogo Costa zum Albtraum für Slowenien – denn der Goalie vom FC Porto hielt sämtliche Versuche der plötzlich zahn- und harmlosen „Drachen“. Weder Josip Iličić noch Balkovec oder Benjamin Verbič konnten Diogo Costa bezwingen, während Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes sowie Bernardo Silva auf der Gegenseite ihre Pflicht erfüllten – und Portugal ins Viertelfinale schossen.
Das Ergebnis:
Portugal – Slowenien 3:0 i.E. (0:0)
Frankfurt, 47.000 Zuschauer, SR Orsato (ITA)
Elfmeterschießen:
0:0 – Ilicic scheitert an Diogo Costa
1:0 – Ronaldo trifft
1:0 – Balkovec scheitert an Diogo Costa
2:0 – Fernandes trifft
2:0 – Verbic scheitert an Diogo Costa
3:0 – B. Silva trifft
Gelbe Karten: Drkusic, Karnicnik, Gorenc Stankovic, Bijol, Balkovec
Rote Karte: Kek (Slowenien-Teamchef)
Portugal: Costa – Cancelo (117. Semedo), Pepe (117. Neves), Dias, Mendes – Vitinha (65. Jota), Palhinha, Fernandes – B. Silva, Ronaldo, Leao (76. Conceicao)
Slowenien: Oblak – Karnicnik, Drkusic, Bijol, Balkovec – Stojanovic (86. Verbic), Gnezda Cerin, Elsnik (106. Ilicic), Mlakar (74. Gorenc Stankovic) – Sporar (74. Celar), Sesko
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.