Seltener Nebeneffekt

Raucher aus Oberösterreich wachsen Haare im Hals

Oberösterreich
01.07.2024 11:57

Rauchen kann viele furchtbare Nebenwirkungen haben – jene, die ein Oberösterreicher aufwies, versetzte die Ärzte allerdings ordentlich ins Staunen: Dem Patienten wuchsen Haare in der Luftröhre. Aufgefallen war dies, als er ein fünf Zentimeter langes Haar aushustete.

Ob diese gruselige, wenn auch seltene Nebenwirkung von Tabak auch bald als Warnung auf Zigarettenpackungen abgedruckt wird? Abschreckpotenzial hätten diese Bilder, die Mediziner aus Linz von der Luftröhre eines Patienten gemacht haben, allemal. Ihm wuchsen Haare in der Länge von mehreren Zentimetern im Hals. Nicht verwunderlich, dass diese dem Mann Probleme verursacht hatten.

„Wir vermuten, dass der Beginn des Haarwuchses durch das Zigarettenrauchen des Patienten ausgelöst wurde“, erklärte das Forscherteam gegenüber dem „American Journal of Case Reports“. Der 52-Jährige hatte 32 Jahre lang geraucht.

Die Haare, die in der Luftröhre wuchsen, waren bis zu fünf Zentimeter lang.  (Bild: American Journal of Case Reports)
Die Haare, die in der Luftröhre wuchsen, waren bis zu fünf Zentimeter lang. 

Nach Hustenanfall Fünf-Zentimeter-Haar ausgespuckt
2006 hatte er sich zum ersten Mal wegen Beschwerden an die Ärzte gewandt. Er litt unter Heiserkeit, nächtlicher Atemnot und chronischem Husten. Nach einem dieser Hustenanfälle hatte er ein fünf Zentimeter langes Haar ausgespuckt – daraufhin folgten ausgiebige Untersuchungen. 

Den Problemen war ein Unfall des Österreichers hervorgegangen: Als Zehnjähriger wäre er fast ertrunken, bei seiner Rettung wurde sein Kehlkopf verletzt. Der Bub benötigte einen Luftröhrenschnitt, der erst nach 3,5 Jahren wieder geschlossen werden konnte. Danach litt er unter einer bakteriellen Infektion, bei der auch Gewebe abstarb. Es folgte eine Transplantation mit Ohrknorpel und Haut. 

Ein Computertomografie-Bild des Patienten: Die Ärzte stellten 2006 auch eine Verengung der Trachealwand (rote Pfeile) fest.  (Bild: American Journal of Case Reports)
Ein Computertomografie-Bild des Patienten: Die Ärzte stellten 2006 auch eine Verengung der Trachealwand (rote Pfeile) fest. 

Zusätzlich Plaques und Schorf in Hals festgestellt
Genau in diesem von der Transplantation betroffenen Bereich waren nach vielen Jahren die Haare gewachsen. Die Ärzte stellten zudem eine Entzündung der Luftröhre, Plaques und Schorf fest. Die Haare wurden ausgezupft, Plaques und Schorf entfernt. Der Patient bekam eine Behandlung mit Antibiotika und pilzabtötenden Medikamenten. Nach wenigen Wochen hatte sich der Gesundheitszustand deutlich verbessert. Die Medikamente konnten abgesetzt werden. 

Haare wuchsen weiter bis in Mundraum hinein
Doch das Haarwachstum war noch immer ein Problem. „Wiederholt wurden sechs bis neun endotracheale Haare mit einer Länge von bis zu fünf Zentimetern entfernt“, berichteten die Mediziner. Einige seien sogar über die Stimmbänder gewachsen und hätten die Mundhöhle erreicht. Der Patient musste sich diese regelmäßig zupfen lassen – nach einiger Zeit kehrten auch Plaques und Schorf zurück. 

Haarwurzeln durch Hitzebehandlung verödet
Die Ärzte wendeten schließlich das Verfahren der Argon-Plasma-Koagulation an – mit diesem werden beispielsweise auch Blutungen durch Hitzeentwicklung gestillt. Die Haarwurzeln konnten damit schließlich erfolgreich verödet werden, es brauchte mehrere Anwendungen.

Rauchstopp bei Transplantation „von entscheidender Bedeutung“
Auch die Änderungen der Rauchgewohnheiten soll geholfen haben: „Bemerkenswert ist, dass sich bei dem in diesem Fall vorgestellten Patienten auch der extra- und intrathorakale Luftstrom signifikant verbesserte, nachdem der Patient mit dem Rauchen aufgehört hatte“, stellten die Forscher fest. Daher sei die Raucherentwöhnung bei Patienten, „die Haut-/Knorpeltransplantate in den Atemwegen erhalten, wahrscheinlich von entscheidender Bedeutung“, so die Schlussfolgerung.

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