Der Traum von Historischem ist ausgeträumt – Österreich ist im Achtelfinale der EM 2024 gegen die Türkei ausgeschieden! Team Rot-Weiß-Rot konnte 97 Tage danach nicht an die Leistung vom 6:1-Testspiel-Sieg in Wien am 26. März anknüpfen und muss damit weiter auf den ersten K.-o.-Sieg seit 1954 warten ...
Teamchef Ralf Rangnick hatte seine Mannen im gewohnten 4-3-2-1 formiert und dabei im Unterschied zum letzten – mit 3:2 gewonnenen – Vorrunden-Spiel gegen die Niederlande Phillipp Mwene für Alexander Prass, Kevin Danso für Max Wöber, Konrad Laimer für Florian Grillitsch und Christoph Baumgartner für Patrick Wimmer in die Startelf rotiert.
Auch Türkei-Coach Vincenzo Montella veränderte seine Mannschaft für das Achtelfinale gegen Österreich, Orkun Kökçü und Abdülkerim Bardakcı kamen für die gesperrten Hakan Çalhanoğlu und Samet Akaydin rein, zudem Kaan Ayhan für Salih Özcan.
Paukenschlag nach nicht einmal einer gespielten Minute
Wie bei Österreich-Spielen beinahe schon üblich ging es mit einem veritablen Paukenschlag los: Allerdings schepperte es, und das war doch unüblich, nach nicht einmal einer ganzen gespielten Minute im Tor von Patrick Pentz. Nach einem Eckball von der rechten Seite lenkte Baumgartner das Spielgerät unglücklich über Stefan Posch und Pentz zum aufgerückten Türkei-Verteidiger Merih Demiral – und der hatte aus nicht einmal fünf Metern kein Problem, das 1:0 zu erzielen.
Übrigens war dies das früheste Gegentor für Österreich seit Jürgen Nöldner im Oktober 1965 ebenfalls in Minute 1 für die DDR traf – unheimlicherweise ebenfalls in Leipzig …
Gebrochen zeigten sich Österreicher nicht
Ein bitterer Schock-Moment für Team Rot-Weiß-Rot war der Treffer allemal, doch gebrochen zeigten sich die Österreicher darob nicht. Bereits in Minute 3 hatten die Tausenden Österreich-Fans auf den Rängen der Leipziger Red-Bull-Arena den Tor-Schrei auf den Lippen, doch ein Schuss von Baumgartner landete aus 15 Metern knapp neben dem von Mert Günok gehüteten Türken-Tor.
Zwei Minuten später folgte die nächste gute Aktion der ÖFB-Elf, als ein Schmid-Corner von links zunächst an Freund und Feind vorbei durch den Sechzehner sprang – und Baumgartner am zweiten Pfosten von Demiral gerade noch am Abschluss gehindert wurde. Der ÖFB-Offensive blieb im Anschluss daran liegen, konnte aber nach kurzer Behandlung weitermachen.
Freie Räume für Österreich waren Mangelware
Die nächsten rund 25 Minuten gehörten dann klar Österreichs Mannschaft, die – wie stets, seit Rangnick als Teamchef das Sagen hat – auf frühes Attackieren, frühe Ballgewinne und schnelles Umschalten setzte. Allein: Gegen die bereits von Anpfiff weg eher auf eine starke Defensive und Konter spitz gewesenen Türken wurde es mit dem 1:0 auf deren Seite noch schwieriger. Gegen den Ball agierten die „Ay-Yıldızlılar“ zumeist mit einem 5-3-2 – freie Räume, die vor allem der wieselflinke Baumgartner gebrauchen hätte können, waren so Mangelware.
Allzu oft scheiterten Österreichs Offensiv-Bemühungen an zu ungenauen letzten oder gar vorletzten Pässen – zudem wussten die Türken ihren Strafraum und ihr Tor gut zu schützen. Bei aller optischer Überlegenheit von Sabitzer und Co.: Am oder rund um den Sechzehner der im März noch 6:1 besiegten Montella-Truppe war man zumeist mit dem Latein am Ende.
Teamchef Rangnick schickte Laimer ein Zettelchen
So sehr, dass zwischenzeitlich Teamchef Rangnick ein Zettelchen zu Laimer aufs Spielfeld gelangen ließ, um in der Offensive eine Umstellung einzufordern (Sabitzer mehr ins Zentrum). Doch mehr als ein Distanzschuss von Baumgartner in Minute 45.+1 war aus österreichischer Sicht bis zur Halbzeit nicht mehr drinnen.
Rot-Weiß-Rot zündete ansatzweise ein Offensiv-Feuerwerk
Rangnick reagierte zur Pause erneut und brachte Michael Gregoritsch sowie Prass für Romano Schmid und Mwene – mit zwei echten Stürmern am Feld, neben „Gregerl“ auch der nun etwas zurück gezogene Arnautovic, sollte die massierte Türkei-Abwehr nun geknackt werden.
Und tatsächlich zündete Team Rot-Weiß-Rot nun zumindest ansatzweise ein Offensiv-Feuerwerk: Zunächst der eingewechselte Gregoritsch (47./nach Baumgartner-Flanke, 50./nach hohem Posch-Zuspiel) und dann Arnautovic (51./ Günok rettete in extremis im 1-gegen-1) sowie Laimer (54./nach Solo-Lauf knapp daneben) hätten das 1:1 machen können/müssen, scheiterten aber.
Türken gelang aus dem Nichts ihr zweites Tor
„Wer seine Chancen nicht verwertet und die Tore schießt, der bekommt sie am Ende selbst“ – wie eine alte Fußballer-Weisheit aussagt, geschah es dann auch den Österreichern. Mitten in ihre starke Druckphase gelang den Türken aus dem Nichts ihr zweites Tor des Abends: Und wieder war es Demiral, der nach einem Corner von Arda Güler einnetzte, zwischen Österreichs Abwehr-Riegeln Danso und Philipp Lienhart zum Ball kam und aus kürzester Distanz Pentz keine Chance ließ (59.).
Gregoritsch schoss zum vielumjubelten 1:2 ein
Die ÖFB-Elf wackelte nun, das Selbstvertrauen schien angesichts des Zwei-Tore-Rückstands am Boden zu sein. Rangnick musste reagieren – und er reagierte, brachte via Doppeltausch Grillitsch für Laimer und Wöber für Lienhart (65.) – und schon eine Minute später schaute die rot-weiß-rote Welt wieder besser aus: Nach einem Sabitzer-Eckball kam der Ball über Posch zu Gregoritsch und der schoss zum vielumjubelten 1:2 ein (66.).
Unbedanktes Powerplay der Österreicher
Mit etwas weniger als einer halben Stunde Restspielzeit auf der Uhr zog Österreichs Team nun eine Art Powerplay auf, ein ums andere Mal wurde über Eckbälle, Flanken und auch den einen oder anderen Distanzschuss versucht, den so heiß ersehnten Ausgleich zu erzielen. Doch es war wie verhext: Gregoritsch (68./ Kopfball), Grillitsch (74./Distanzschuss) und zweimal Baumgartner mit Kopfbällen (84., 86.) scheiterten entweder an Goalie Günok oder an ihrer Zielgenauigkeit, Altay Bayındır stibitzte zudem Stefan Posch den Ball kurz vor einem versuchten Volley-Abschluss noch weg (92.).
Am Ende sollte alles vergebene Liebesmüh bleiben – und für Österreich das Aus im Achtelfinale der EM 2024 kommen – auch weil ein Kopfball-Aufsetzer des gerade einmal 1,80 Meter großen Baumgartner nach hoher Flanke von links von Türkei-Goalie Günok mit einer physikalisch gefühlt unmöglichen Parade noch am Einschlagen im Tor gehindert werden konnte (94.).
Das Ergebnis:
Österreich – Türkei 1:2 (0:1)
Stadion Leipzig, 40.000 Zuschauer, SR Soares Dias (POR)
Tore: 0:1 (1.) Demiral, 0:2 (59.) Demiral, 1:2 (66.) Gregoritsch
Gelbe Karten: Lienhart, Schmid bzw. Yüksek, Köck
Österreich: Pentz – Posch, Danso, Lienhart (65. Wöber), Mwene (46. Prass) – Seiwald, Laimer (65. Grillitsch) – Schmid (46. Gregoritsch), Baumgartner, Sabitzer – Arnautovic
Türkei: Günok – Müldür, Bardakci, Demiral, Kadioglu – Yüksek (58. Özcan), Ayhan – Yilmaz, Kökcü (83. Kahveci), Yildiz (78. Aktürkoglu) – Güler (78. Yokuslu)
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