Geheimdienst-Berichte
Moskau koordinierte Auftragsmord von Wien aus
Der russische Überläufer Maxim Kusminow ist Anfang des Jahres in Spanien getötet worden. Jetzt wird bekannt: Der Kreml hat den Auftragsmord offenbar von Wien aus koordiniert, wie die US-Zeitung „Wall Street Journal“ von diversen Geheimdiensten erfahren hat.
Der Hubschrauberpilot Kusminow war im August vorigen Jahres aus Russland mit einem vollausgestatteten Mi-8-Armeehubschrauber in die Ukraine geflogen. Dafür soll der Russe von Kiew umgerechnet 460.000 Euro erhalten haben. Daraufhin war der Überläufer in Spanien untergetaucht, wurde allerdings schnell aufgespürt.
Die Leiche des Mannes mit mehreren Schusswunden war im Februar in einer Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses in Villajoyosa bei Alicante am Mittelmeer gefunden worden. Das ausgebrannte Fluchtauto des oder der Täter wurde kurz darauf in der Nähe gefunden.
Welche Rolle hat Österreich?
Der Auftragsmord wurde vom Kreml von Wien aus koordiniert, berichtet das „Wall Street Journal“. Die US-Zeitung hat für ihre Recherche mit zehn Personen aus Geheimdiensten in Österreich, den USA und weiteren europäischen Ländern gesprochen.
Fehler im System?
- In Österreich ist Spionage erlaubt.
- Wenn sich die Tätigkeit allerdings gegen die Republik richtet, greift das Gesetz.
- Soll heißen: Russland darf in Österreich andere Staaten oder unliebsame Personen ausspionieren.
Die Zahl der russischen Beamten hierzulande sei in den vergangenen zwei Jahren von etwa 400 auf über 500 gestiegen. Knapp die Hälfte davon seien als Spione aktiv.
Spionage-Equipment auf Dächern
Die russischen Vertretungen in Wien sind in rund 40 Gebäuden untergebracht, von denen viele mit Überwachungsgeräten auf den Dächern ausgestattet sind. Das Staatsfernsehen in Moskau hatte bereits im Herbst berichtet, der russische Geheimdienst habe den Auftrag zur Tötung des „Vaterlandsverräters“ Kusminow erhalten.
Geheimdienstliche Informationen würden darauf hindeuten, dass über den Landweg große Barsummen nach Österreich transferiert werden. Dieses Geld sei in Wien unter anderem für die Bezahlung der Auftragskiller benutzt worden, berichtet die US-Zeitung weiter.
Wien als zentrale Drehscheibe
Diese Gelder werden von russischen „Diplomaten“ in persönlichen Gegenständen, die die Polizei aufgrund der diplomatischen Immunität nicht kontrollieren darf, in Europa verteilt.
Österreich ist dem Bericht zufolge zur Drehscheibe für russische Geheimoperationen geworden. Dazu gehöre die Koordinierung der finanziellen und logistischen Unterstützung für Attentate, Sabotage und Rekrutierung in ganz Europa.
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