Kakule im Osten Ugandas. Auch hier wird während der EM in Deutschland mit dem österreichischen Fußball-Nationalteam mitgefiebert. Christoph Baumgartner hat lange mit sich gerungen, ob er sein karitatives Engagement in Ostafrika überhaupt öffentlich machen soll.
„Ich habe bei Charitys oft das Gefühl gehabt, dass das nur gemacht wird, damit man gut dasteht. Das wollte ich auf keinen Fall“, betonte der 24-Jährige, der in Kakule eine Schule finanziert. Am Ende sprach seine Breiten- und Vorbildwirkung dafür, mit dem Projekt an die Öffentlichkeit zu gehen. 2022 hat Baumgartner die Einrichtung gegründet, sie richtet sich primär an junge Frauen. Ein Bekannter, der von einer Weltreise zurückgekehrt war, hatte den Kontakt hergestellt.
„Die Idee war, sich nicht nur darum zu kümmern, dass es Essen und Trinken gibt“, erklärte Österreichs Offensivstar. Wegen fehlender Verhütungsmittel würden Frauen in der Region sehr schnell viele Kinder bekommen und dann oftmals auch von den Männern im Stich gelassen. „Es geht uns darum, den Frauen eine Möglichkeit zu bieten, eine Ausbildung zu bekommen. Ich glaube, das ist das, was ihnen am meisten fehlt: Dass sie selbst für sich und ihre Kinder sorgen können.“
Relativ schnell war klar: die Frauen kommen mangels Betreuungsmöglichkeiten nicht alleine. Anfangs hätte man die Kinder nur mit Nahrungsmitteln versorgt und in der Schule betreut. „Der nächste Schritt war dann, dass wir auch Lehrer für die Kinder eingestellt haben“, erzählte Baumgartner. In der „Baumi Junior School“ erhalten nun mehr als 80 Kinder von vier bis neun Jahren eine Ausbildung. „Das ist dort nicht normal.“
„Wir sind sehr, sehr privilegiert“
Er habe mit seiner Freundin Sandy, selbst Ex-Fußballerin, schon länger überlegt, etwas Karitatives umzusetzen. „Wir sind sehr, sehr privilegiert. Dessen sind wir uns bewusst. Wir wissen, dass wir eine gewisse Verantwortung haben mit den Möglichkeiten, die wir haben“, erklärte der RB-Leipzig-Profi. Die Finanzierung komme grundsätzlich von ihm. Sein Berater Thomas Böhm würde ihn aber unterstützen.
Zur Sanierung von zwölf Brunnen hatte Baumgartner im Vorjahr auch zu Spenden aufgerufen. Viele Personen aus seinem Umfeld hätten sich beteiligt – bis hin zu Stefan Kutsenits, dem Busfahrer des ÖFB-Nationalteams. Rund 35.000 Menschen hätten durch die Aktion wieder ständigen Zugang zu sauberem Trinkwasser. „Wir haben dort etwas geschaffen, das für viele Menschen in der Umgebung wichtig ist.“
„Das ist pure Freude“
Die Bewohner von Kakule müssen nicht mehr kilometerweit zu einem Fluss gehen, um Wasser zu schöpfen. „Die Fotos, wenn sie am Brunnen stehen und das Trinkwasser sehen – das ist pure Freude“, schilderte Baumgartner. „Das ist schon etwas Besonderes.“ Er erhalte oft Bilder, wie die Menschen im Ort bei seinen Spielen mitfiebern – und vor wichtigen Spielen Glückwünsche. „Sie sind sehr gut informiert.“
In den nächsten Jahren will sich Baumgartner auch einmal selbst vor Ort ein Bild machen. Bisher hat der Niederösterreicher dem Distrikt Budaka nahe der Grenze zu Kenia noch keinen Besuch abgestattet. „Es ist nicht ganz einfach, weil der Urlaub sehr, sehr begrenzt ist.“ In diesem Jahr etwa füllt die EM einen Großteil der Sommerpause. Zudem sei ein Bekannter bereits mit Malaria aus der Region zurückgekommen. Profisportler müssen sich vor der weit verbreiteten Infektionskrankheit besonders in Acht nehmen. Baumgartner: „Es herrschen dort einfach ganz andere Umstände als bei uns.“
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