EM- & Wahlkampffieber

Wie „König Fußball“ auch in der Politik mitregiert

Politik
02.07.2024 19:28

Zwischen grünem Rasen und grünem Tisch: König Fußball regiert auch in der rot-weiß-roten Innenpolitik längst mit. Zahlreiche Spitzenpolitiker besuchten die Spiele der Nationalelf auch in der Hoffnung politisch damit punkten zu können. Der fußballaffine Politologe Peter Filzmaier warnt bereits vor einer „Überinszenierung“.

Es war ein in mehrerlei Hinsicht bemerkenswertes Interview, das FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker ORF-Moderator Armin Wolf in der ZIB2 gegeben hat. „Auch ich freue mich über den Gruppensieg unserer Nationalmannschaft. Ich verstehe aber nicht, warum der Bundes- und der Vizekanzler dann in der Teamkabine auftauchen und dort das Bier austrinken, aber keinen Ministerrat zustande bringen“, erklärte der wortgewandte blaue General live im ORF.

Eine Botschaft, die er unbedingt und ungefragt anbringen wollte, weil auch Hafenecker als Polit-Profi genau weiß: Die schwarz-grüne Bundesregierung surft aktuell zumindest ein bisschen auf der Erfolgswelle unserer Teamkicker mit. „Wenn man gewinnt und erfolgreich ist, schafft das ein Wir-Gefühl und Identifikationseffekte, derer sich vor allem Regierungsparteien dann gerne bedienen“, erklärt Politologe Peter Filzmaier.

Gefahr der „Überinszenierung“
Allerdings müssen die Politiker laut dem Experten auch aufpassen, dass das Mitsurfen auf der Erfolgswelle nicht zum Bauchfleck wird. Filzmaier ortet die Gefahr einer „Überinszenierung“ und gibt den Parteien zu bedenken: „Diese Effekte werden nur kaum zu konservieren sein“. Und das politische Elfmeterschießen ist eben erst am Wahltag, dem 29. September.

Vom Bundespräsidenten abwärts veröffentlichten gleich mehrere heimische Spitzenpolitiker Postings, Bilder und Videos im Vorfeld des Achtelfinales bzw. während der rot-weiß-roten Gruppenphase. Kanzler Karl Nehammer besuchte nicht nur die Teamkicker in der Kabine, sondern vorher auch das Spiel mit Finanzminister Magnus Brunner und dem deutschen Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner.

Finanzminister Magnus Brunner (1.v.li) und Kanzler Karl Nehammer (3.v.li) waren unter anderem mit dem deutschen FDP-Chef Christian Lindner beim Holland-Match der Nationalmannschaft. (Bild: Dragan Tatic)
Finanzminister Magnus Brunner (1.v.li) und Kanzler Karl Nehammer (3.v.li) waren unter anderem mit dem deutschen FDP-Chef Christian Lindner beim Holland-Match der Nationalmannschaft.

Der grüne Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler nutzte seinen Berlin-Aufenthalt indes nicht nur für Stadion-Besuche, sondern auch für einen Austausch mit Ex-Rapid-Kicker Christopher Trimmel, der nun für Union Berlin spielt, und Arbeitsgespräche mit seinem deutschen Partei- und Ministerkollegen Cem Özdemir. 

Christopher Trimmel im Gespräch mit Vizekanzler Werner Kogler. (Bild: BMKÖS/Fritz)
Christopher Trimmel im Gespräch mit Vizekanzler Werner Kogler.

Auch NEOS-Youngster Yannick Shetty drückte dem Team vor Ort die Daumen und postete ein „Gänsehaut-Video“ vom Polen-Spiel. „Wenn es nach den Fans geht, dann sind wir schon Europameister. Auf geht’s Burschen“, ist indes unter einem Instagram-Beitrag des scheidenden Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka live aus Berlin zu lesen. 

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), sonst eher viel auf Reisen, verfolgte das Spiel am Dienstagabend am Wiener Yppenplatz. Er habe lange Jahre in Ottakring gewohnt, daher ziehe es ihn immer wieder dorthin, verriet der Minister, der sich dort unter die Fußballfans mischte. 

Außenminister Alexander Schallenberg am Wiener Yppenplatz beim Public Viewing. (Bild: zVg)
Außenminister Alexander Schallenberg am Wiener Yppenplatz beim Public Viewing.

SPD-Kanzler Scholz in der Kritik
Thema ist die politische Vereinnahmung des EM-Spektakels auch bei unseren Nachbarn in Deutschland. SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz wurde etwa für seine „müden Auftritte“ im Stadion kritisiert. „Er wirkt auf der Tribüne wie ein Fremdkörper“, kritisierte Sportjournalist Lucas Vogelsang in der bekannten Talksendung „Markus Lanz“. „Also als Fußballfan ihn auf der Tribüne zu sehen, da wirkt er fremd, wirkt merkwürdig“, hieß es. 

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