Es war der Moment, der beinahe noch alles verändert hätte: Christoph Baumgartner kam gegen die Türkei im Finish zum Kopfball, doch Goalie Mert Günok wehrte sensationell ab. „Es war eine unglaubliche Parade von ihm“, so Baumgartner.
Wenig später war das 1:2 von Österreichs Nationalmannschaft im EM-Achtelfinale besiegelt. „Ich bin mir ziemlich sicher, wenn der Kopfball reingeht, dass wir dann in der Verlängerung gewonnen hätten“, sagte Teamchef Ralf Rangnick am Dienstag in Leipzig und fühlte sich sogar an Gordon Banks erinnert.
Der legendäre englische Goalie entschärfte bei der WM 1970 auf spektakuläre Weise einen Kopfball von Pele, diese Szene gilt bis heute als „Abwehr des Jahrhunderts“. Rangnick bejahte die Frage, ob er Parallelen zwischen den Heldentaten von Banks und Günok sah. „Mit Gordon Banks im Tor ist dann leider auch die letzte große Chance, die wir hatten, nicht ins Tor gegangen“, erklärte der Deutsche und bezeichnete Günoks Abwehr als „unglaublich“.
„Für mich und für uns ist das extrem bitter“
Baumgartners Top-Gelegenheit wurde ein xG-Wert („Expected Goals“) von 0,94 zugeschrieben. Das bedeutet, dass statistisch gesehen eine derartige Chance in 94 von 100 Fällen im Tor landet. Diesmal war das nicht der Fall – sehr zum Leidwesen des Niederösterreichers. „Ich glaube, ich mache nicht so viel falsch. Ich köpfle auf den Boden gegen die Laufrichtung, aber es war eine unglaubliche Parade von ihm, da kann man nur gratulieren. Für mich und für uns ist das extrem bitter, aber so ist der Fußball“, sagte Baumgartner.
Auch Gregoritsch staunt
Auch Michael Gregoritsch musste Günoks Glanzleistung zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. „Das war eine der besten Paraden, die ich live am Platz gesehen habe. Man muss dem türkischen Tormann echt Anerkennung zollen, das war für mich eigentlich ein sicheres Tor“, meinte der Steirer.
Traum geplatzt
Für Baumgartner platzte mit dem Ausscheiden nach eigenen Angaben ein Traum. Man hätte den Fans gerne noch mehr Freude bereitet, erklärte der Leipzig-Profi. „Es ist ganz schwierig, sich in so einer Situation nach so einem Spiel hinzustellen und in die Gesichter der Leute zu schauen, weil man weiß, man hat sie irgendwo enttäuscht.“
Die Unterstützung der Anhänger während des gesamten Turniers sei „ein Wahnsinn“ gewesen. „Wir haben gespürt, dass das ganze Land hinter uns steht. Das macht es noch einmal ein Stück schwieriger zu akzeptieren, dass es jetzt vorbei ist“, erklärte Baumgartner. Das Spielglück sei diesmal „absolut nicht auf unserer Seite gewesen. Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht, aber hätten die Partie trotzdem gewinnen können.“
Arnautovic denkt über Team-Zukunft nach
Vor Baumgartner hatte auch Marko Arnautovic eine gute Chance ausgelassen, dem ÖFB-Rekordspieler war danach die Enttäuschung ebenso anzumerken. „Es ist sehr schade, so rauszugehen“, meinte der 116-fache Teamspieler.
Schon vor der EM hatte Arnautovic angekündigt, nach dem Turnier über seine Zukunft in der ÖFB-Auswahl zu reflektieren. Dies wiederholte er auch am Dienstag. „Ich muss jetzt mal zu meiner Familie zurück und nachdenken, was weiter passiert. Es kann sein, dass es das letzte Mal für mich war. Ich muss es jetzt mal verkraften. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage zu mir kommen kann und dann werde ich eine Entscheidung treffen“, kündigte der 35-Jährige an.
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