„Schrecklicher Makel“

Nach Sieg über Österreich ist der „Rucksack“ weg

Fußball EM
03.07.2024 08:01

Es war eine kleine Genugtuung. Der Stachel bei Vincenzo Montella hatte nach einer 1:6-Pleite im Test im März gegen Österreich tief gesessen. Der Italiener war nach der Partie in Wien sogar gefragt worden, ob er als türkischer Teamchef zurücktreten wolle. Drei Monate später gelang am Dienstag im EM-Achtelfinale die Revanche.

„Es war ein schrecklicher Makel auf meiner Karriere“, sagte Montella. „Das war die Mannschaft, auf die ich gewartet habe, um diesen Rucksack loszuwerden.“

Vincenzo Montella (Mitte; graue Jacke) feiert mit seinem Team. (Bild: AFP/Ronny HARTMANN)
Vincenzo Montella (Mitte; graue Jacke) feiert mit seinem Team.

Von „Rache“ wollte der frühere italienische Nationalstürmer nach dem 2:1-Sieg in Leipzig nicht sprechen. „Ich habe großen Respekt vor Österreich, vor ihrem Cheftrainer. Ich respektiere ihren Matchplan, die Spielweise, die sie implementiert haben.“ Wie die Spieler seien aber auch Trainer kompetitive Menschen. „Ich hatte diesen Wettbewerbsinstinkt in mir, weil ich dieses Ergebnis ändern wollte. Es war damals nur ein Freundschaftsspiel, aber so etwas wie Freundschaftsspiele gibt es auf internationalem Level nicht.“

Fünfer-Abwehrkette brachte Erfolg
Der viel zu hoch ausgefallene Kantersieg des ÖFB-Teams in Wien war auch für viele seiner Spieler eine zusätzliche Motivation. „Wir wollten Österreich stoppen“, sagte Montella. Es gelang ihm mit der Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünfer-Abwehrkette. „Es geht aber nicht um Taktik oder um den Matchplan, es geht um die Seele der Mannschaft“, betonte der 50-Jährige. „Spiele wie dieses kann man nur gewinnen, wenn die Mannschaft wirklich eine Seele hat. Das habe ich hier gesehen – und das macht mich sehr, sehr stolz.“

(Bild: AFP/APA/Angelos Tzortzinis)

Montella hatte sein Amt in der Türkei erst im vergangenen September angetreten. Nun träumt man im Land bereits von Erfolgen wie unter seinem guten Bekannten Fatih Terim oder Senol Günes. „Das sind Monumente des türkischen Fußballs“, sagte der Italiener über die beiden Trainerstars. Unter Günes war die Türkei 2002 sensationell WM-Dritter geworden, unter Terim erreichte man 2008 in Wien das EM-Halbfinale.

Kopfschmerzen
16 Jahre später stehen die Türken erstmals bei einer kontinentalen Endrunde wieder in der Runde der letzten acht. Dort warten am Samstag (21 Uhr) in Berlin die Niederlande. Während der gegen das ÖFB-Team gesperrte Kapitän Hakan Calhanoglu wie Verteidiger Samet Akaydin wieder zur Verfügung steht, fehlen Orkun Kökcü und Ismail Yuksek wegen ihrer jeweils zweiten Gelben Karte im Turnier. „Das bereitet mir ein bisschen Kopfschmerzen“, sagte Montella.

Der Glaube an einen weiteren Coup ist dennoch groß – nicht zuletzt bei den vielen türkischstämmigen Menschen in Deutschland. Die Liebe und Unterstützung, aber auch die Verantwortung, würde man jeden Tag spüren, erklärte Montella. „Wir haben einen riesigen Anhang. Ich bin sehr glücklich, die Türken ein wenig stolz gemacht zu haben.“ Sonderlob gab es für Jungstar Arda Güler, den er in ungewohnter Rolle als Mittelstürmer aufgeboten hatte: „Er ist mehr gelaufen, als ich das jemals gesehen habe. Er hat wirklich für die Mannschaft gespielt.“

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(Bild: KMM)



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