Die Innsbrucker Universitätsklinik berichtet von einem „weltweit einzigartigen Eingriff“: Erstmalig sei ein Leck im größten Lymphgefäß des Körpers eines Patienten mit einer Mikroroboter-assistierter Punktion und einem Gefäßverschluss behandelt worden. Der betroffene Patient (63) habe bereits 48 Stunden nach dem Eingriff entlassen werden können.
Der herkömmliche, normale Weg wäre gewesen, den Patienten einem großen Eingriff zu unterziehen, bei dem gegebenenfalls der Brustkorb hätte geöffnet werden müssen, um das Leck zu schließen.
Minimal-invasiver Zugang statt schwere OP
Der 63-Jährige, dem wegen einer Krebserkrankung der Großteil der Speiseröhre entfernt werden musste, habe sich noch von einem ersten großen Eingriff erholt, deshalb wollten ihm zwei Experten der Universitätsklinik für Radiologie eine weitere Operation ersparen und entschieden sich für einen „weltweit einzigartigen, roboter-assistierten und minimal-invasiven Zugang“.
Die Herausforderung dabei ist, auf dem Weg bis zur Körpermitte keine empfindlichen Gefäße oder Organe zu verletzen und das sehr schmale Ziel erfolgreich zu treffen.
Gerlig Widmann, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Radiologie
Lebensbedrohliches Leck in Gefäß
Durch ein Leck im größten Lymphgefäß des Körpers (Ductus thoracicus) hatte sich täglich rund ein Liter Lymphflüssigkeit im Brustraum angesammelt, was auf Dauer lebensbedrohlich gewesen wäre, wurde die schwierige Ausgangslage geschildert. „Wir haben zuerst über beide Leisten jeweils einen Lymphknoten angestochen, um darüber Kontrastmittel in das Lymphsystem des Patienten zu applizieren“, erklärte Oberarzt Alexander Loizides.
So habe man das Lymphgefäß und auch das darin befindliche Leck im Brustraum bildgebend sichtbar machen können. Dann wurde der Patient auf den Bauch gedreht, um mithilfe Roboter-assistierter Navigation über den Rücken eine lange Nadel bis in das große Lymphgefäß vorzuschieben.
Offenbar kein einfaches Unterfangen, denn auf dem Weg bis zur Körpermitte sollten keine empfindlichen Gefäße oder Organe verletzt und das sehr schmale Ziel erfolgreich getroffen werden, wie der Geschäftsführende Oberarzt der Uni-Klinik für Radiologie, Gerlig Widmann, erläuterte: „Und dabei haben wir weltweit erstmalig einen Mikroroboter eingesetzt, der uns bei dieser Aufgabe unterstützt.“
„Sehr beeindruckend“
Über die Nadel sei dann ein hohler Führungs-Katheter eingebracht und in das undichte Lymphgefäß manövriert worden. Elf „Coils“ (eine Art Metall-Spirale, Anm.) wurden eingeführt und das Lymphgefäß damit komplett von innen aus verschlossen. „Es war schon sehr beeindruckend zu sehen, wie innerhalb von 24 Stunden keine neue Flüssigkeit mehr nachgekommen ist, der Patient wieder normal atmen und bereits nach 48 Stunden entlassen werden konnte“, zeigten sich Widmann und Loizides erfreut.
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