Urlaubsopfer
Traurige Hochsaison für Tierheime im Sommer
Jedes Jahr wiederholt sich in der Urlaubszeit das gleiche tragische Szenario: In ganz Österreich steigt die Zahl der Tiere, die ihren Haltern überdrüssig geworden sind. Tierheime stehen vor enormen Herausforderungen: „Wenn wir sagen, dass wir keinen Platz mehr haben, werden wir beschimpft. Es wird gedroht, das Tier auszusetzen oder erschießen zu lassen!“
An einem Badeteich in Wien wurde die Tage eine weiße Katze in einer zugeklebten Transportbox ihrem Schicksal überlassen. In einem Waldstück entdeckten Wanderer einen an einem Baum angebundenen, völlig dehydrierten Hund. Vor dem Müllraum eines Supermarktes stand ein Käfig mit einer Zwergkaninchenmutter samt Nachwuchs – in der Sonne, bei
37 Grad Außentemperatur. Traurige Einzelschicksale möchte man meinen – doch leider ist das Gegenteil der Fall!
Die ersten Ferientage in Wien
„Bereits in der ersten Ferienwoche spüren wir bei der Tierrettung der Stadt Wien einen drastischen Anstieg der Einsätze, um durchschnittlich 70 Prozent! Immer wieder finden wir Tiere, die wie Müll herzlos entsorgt wurden. Bevor man sich ein Lebewesen zulegt, sollte man tief in sich gehen und ernsthaft überlegen, ob man dieser Verantwortung gewachsen ist“, sagt Thomas Benda, Betriebsleiter des TierQuarTier Wien.
Ausgesetzte oder ihren Haltern überdrüssig gewordene Haustiere sind speziell in der Urlaubszeit ein landesweites Tierschutzproblem. Seit Jahren wird bei der Abgabe oder beim Aussetzen von Tieren eine Wellenbewegung im Zusammenhang mit den großen Schulferien beobachtet. Tierauffangstationen sind in dieser Zeit maßlos überfüllt und komplett überlastet.
Allen voran sind es Hunde, Katzen und Kleintiere, derer sich Menschen oft unauffällig entledigen. Einige dieser „Urlaubsopfer“ sind Tiere, die als Weihnachtsgeschenke noch süß und niedlich waren, aber nun nur noch als Last angesehen werden.
Es sollte selbstverständlich sein, sich bei Bedarf früh genug nach einer geeigneten Urlaubsbetreuung für sein Haustier umzusehen. Denn Familienmitglieder und Freunde lässt man nie im Stich!
Maggie Entenfellner, Ressortleiterin „Krone“-Tierecke
Bild: ORF/Günther Pichlkostner
Tierasyl an der Kapazitätsgrenze
Auch am Tierschutzhof der Pfotenhilfe Lochen (Oberösterreich) läuten seit Wochen die Telefone sturm, weil sich Halter ihrer viebeinigen Mitbewohner entledigen wollen. „Es ist zum Verzweifeln, denn wenn wir absagen, weil wir besonders jetzt schlichtweg keinen Platz mehr haben, werden wir angeschrien, beschimpft oder es wird sogar gedroht, das Tier auszusetzen oder erschießen zu lassen“, so Jürgen Stadler zur „Krone“.
Die Gründe, weshalb Menschen ihre Tiere in den Sommermonaten loswerden möchten, sind vielfältig: Im Urlaubsdomizil sind Vierbeiner nicht erlaubt, die Preise der Tierpensionen scheinen unerschwinglich, im Wohnumfeld kann sich niemand kümmern. Oder Klassiker, die über das ganze Jahr gelten: es fehlt an Zeit, Mittel und Bereitschaft, sich um ein Tier zu kümmern.
Niemand muss ein Tier aussetzen!
- Das Aussetzen von Tieren ist eine strafbare Handlung und gilt als Tierquälerei! Während einige betroffene Vierbeiner rechtzeitig gefunden und in einem Tierheim aufgenommen werden, haben andere nicht so viel Glück – die Überlebenschance für ausgesetzte Tiere ist nicht besonders hoch!
- Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, es während der Urlaubszeit gut unterzubringen. Meist finden sich im privaten Umfeld Menschen, die ein Gasttier bei sich aufnehmen oder in ihrem gewohnten Umfeld verpflegen.
- Informationen und Tipps zu Tierpensionen, Tiersittern oder auch in Notsituationen (sollte ein Tier vergeben werden müssen) erhalten Sie bei der „Krone“-Tierecke: 05 7060 23317, E-Mail: tierecke@kronenzeitung.at
Ganz gleich, weshalb ein Haustier von seinem Halter verlassen wird, es ist immer dasjenige, welches in dieser Situation am meisten leidet. Von einer Vertrauensperson an einem unbekannten Ort allein zurückgelassen worden zu sein, lässt ein Tier verzweifelt und verwirrt zurück. Selbst wenn es die extreme Stresssituation körperlich übersteht, bleiben emotionale und physische Narben bestehen.
Dreißig Tage lang dauert die Frist im Tierheim, bis ein herrenloses Tier zur Vergabe freigegeben wird – 30 Tage lang verängstigt und verstört in einer fremden Umgebung warten, in den meisten Fällen vergeblich! Danach beginnt erst die Suche nach einem neuen Zuhause. Und das kann auch länger dauern.
Richtiges Verhalten bei einem Fundtier
Versuchen Sie, ein frei laufendes Tier nur einzufangen, wenn Sie sich und den Vierbeiner damit nicht in Gefahr bringen. Vermeintlich ausgesetzte Tiere bitte nicht mitnehmen, sondern die zuständigen Behörden (örtliche Tierrettung, Tierheim, Polizei) informieren. Warten Sie, bis die Experten eintreffen. Sie können dem Tier etwas Wasser anbieten. Sprechen Sie in einem ruhigen, freundlichen Ton mit ihm und halten Sie bitte Abstand. So merkt das Tier, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht.
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