Die Veranstalter in Wimbledon wollen expandieren, planen für umgerechnet 250 Millionen Euro den Ausbau der Tennisanlage. Neben einem überdachten Stadion und 38 weiteren Grascourts sollen auf der Fläche des ehemaligen Golfclubs auch ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Park entstehen. Doch das Grüne Licht für den Bau fehlt, es gibt heftige Widerstände!
Die „Krone“ berichtet aus Wimbledon
Wimbledon, wo Traditionen gelebt und geliebt, wo Tennis-Helden geboren werden. Für viele gilt es als das Mekka des Sports, das die Massen bewegt. Täglich ist das Turnier mit knapp 42.000 Zuschauern ausverkauft, Menschen schlagen sich in der Warteschlange („Queue“) vor dem Areal die Nächte um die Ohren, um doch noch irgendwie an Tickets zu kommen. Im Vorjahr gab es mit 530.000 Zuschauern einen neuen Besucherrekord. Große Zahlen, die den restlichen Grand Slams aber um Vieles hinterherhinken.
So knackten die Australian Open heuer die Millionen-Marke, kamen 900.000 zu den vergangenen US Open, 675.000 heuer zu den French Open nach Paris. „Wir dürfen den Anschluss an die größten Turniere der Welt nicht verlieren“, warnt Sally Bolton, Chefin des All England Lawn Tennis Club (AELTC), der seit 1877 das Turnier veranstaltet.
Golfclub aus Vertrag gekauft
Pläne für einen Ausbau gibt es seit Jahren, diese stoßen aber auf große Widerstände. 2018 kauften die Turnierveranstalter den angrenzenden Golfclub, eigentlich bis 2041 Pächter der Fläche, um 76 Millionen Euro aus dem Vertrag, jedes Mitglied des Golfclubs erhielt so rund 100.000 Euro. Auf diesem Areal im Wimbledon Park, das auf der anderen Straßenseite der Tennisanlage liegt, sollen nun ein neues 8000 Zuschauer fassendes Stadion mit Dach und 38 weitere Grascourts entstehen, dazu ein für die Öffentlichkeit frei zugänglicher Park.
Die Fläche des Tennisclubs würde sich mit einem Schlag von 17 auf 46 Hektar nahezu verdreifachen. Wodurch die Quali nicht mehr im fünf Kilometer entfernten Roehampton stattfinden müsste, die Zuschauerkapazität auf über 50.000 pro Tag gesteigert und das enge Areal ausgedehnt werden könnte. „Ein spannendes Projekt, dass das Turnier auf ein neues Level heben würde“, sagt etwa der siebenfache Wimbledon-Gewinner Novak Djokovic.
Der Ausbau würde das Erlebnis für Spieler und Fans steigern. Das Wichtigste ist, dass der frühere Golfclub zu einem großen Teil in einen öffentlichen Park umgewandelt wird und die Menschen hier Zugang dazu haben – das ist sehr positiv.
Novak Djokovic ist ein Befürworter des Ausbaus
Doch diese Meinung teilen in der Bevölkerung nicht alle: Rund 20.000 starteten eine Petition, auch Politiker treten gegen den Bau auf. Die Hauptvorwürfe: Das Fällen alter Bäume, Umweltverschmutzung, der Park sei denkmalgeschützt – und sollte der Plan des Tennisclubs durchgehen, könnte ein „gefährlicher Präzedenzfall“ für den Rest Londons geschaffen werden.
Entscheidung wohl noch diesen Sommer
Erschwerend kommt dazu, dass der Wimbledon Park von zwei lokalen Behörden verantwortet wird. Der Gemeinderat von Merton genehmigte die Ausbaupläne, jener des benachbarten Wandsworth lehnte sie ab. Womit der Ball bei der Regierung in London liegt. Eine Entscheidung soll es diesen Sommer geben, Bürgermeister Sadiq Khan gilt als Befürworter. Die Kosten für das Projekt sollen sich auf bis zu 250 Millionen Euro belaufen, der Bau acht Jahre dauern.
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