Die UEFA hat gegen Türkeis Nationalspieler Merih Demiral nach dessen Torjubel mit dem sogenannten Wolfsgruß eine Untersuchung eingeleitet. „Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal“, schimpft indes die deutsche „Gesellschaft für bedrohte Völker“.
Jetzt schreitet die UEFA ein! Wie die Europäische Fußball-Union mitteilte, geht es bei den Untersuchungen um „mutmaßlich unangemessenen Verhalten“ des Abwehrspielers, der beim 2:1-Sieg der Türkei gegen Österreich im EM-Achtelfinale am Dienstag zweimal getroffen hatte. Das zweite Tor feierte er mit dem Handzeichen der „Grauen Wölfe“, die als nationalistisch und faschistisch gelten.
Faeser übt Kritik
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser zeigte sich am Mittwoch empört über den Vorfall. „Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel“, teilte die SPD-Politikerin mit.
Demiral selbst hatte noch in der Nacht in Leipzig zu der Geste, gesagt: „Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun.“ Er behauptete, dass er keine versteckte Botschaft gesendet habe, sondern lediglich seinen Stolz als Türke ausdrücken wollte. Die Geste ist in Österreich verboten.
Als „Graue Wölfe“ werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker rief die UEFA auf, das Zeigen des Wolfsgrußes nicht zu dulden. „Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal“, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. „Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren.“
Vor 30 Jahren hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller, Sänger und Intellektuelle aufhielten. In den Flammen kamen 37 Menschen ums Leben, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei.
Fehlt Demiral gegen die Niederlande?
Demiral traf in Leipzig bereits nach 57 Sekunden zum schnellsten Tor in der K.-o.-Runde einer EM sowie in der 59. Minute. Um den Einzug ins Halbfinale der EM spielt die Türkei am Samstag in Berlin gegen die Niederlande. Die UEFA gab an, dass weitere Informationen zu der anstehenden Untersuchung zu gegebener Zeit bekannt gegeben würden.
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