Die Hitze kehrt bald in die Steiermark zurück – die Stimmung in den Unternehmen bleibt aber weiterhin frostig. Das zeigt die jüngste Umfrage der Wirtschaftskammer. Besonders schlimm trifft die Krise die großen, international ausgerichteten Industriefirmen. Eine erstaunliche Zahl verdeutlicht das wie keine andere.
Null komma null! Kein einziges großes Unternehmen in der Steiermark wird in den kommenden zwölf Monaten Personal aufbauen. Das ergab das aktuelle Konjunkturbarometer der steirischen Wirtschaftskammer.
Gut, es handelt sich nur um 13 solcher Großunternehmer (mehr als 250 Mitarbeiter), die an der Umfrage teilgenommen haben. Dennoch wird nun in Zahlen gegossen, was die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Monate bereits andeuteten. Stichworte: Magna, AVL, AT&S. Überall muss Personal abgebaut werden.
„Das ist unser größtes Problem“
„Dass unsere international orientierte Wirtschaft, die bisher so erfolgreich war, nun am deutlichsten in den negativen Bereich abgerutscht ist, ist unser größtes Problem“, sagt Wirtschaftskammer-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Seit Corona hat sich die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Mitbewerbern kontinuierlich verschlechtert, ergänzt Präsident Josef Herk. Vor allem die hohen Arbeitskosten machen sich bemerkbar: 98 Prozent der insgesamt 722 befragten Unternehmen sehen diese als Nachteil am Markt.
Wenig verwunderlich blicken Dernoscheg und Herk mit Sorge auf die im Herbst anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen – zuletzt gab es ja durch die Bank hohe Lohnabschlüsse. „Man darf nicht das Füllhorn ausschütten, man muss die Gesamtverantwortung im Blick haben“, mahnt Herk zu Zurückhaltung.
Wirtschaftsklima ist frostig
Insgesamt bezeichnet er das Wirtschaftsklima in der Steiermark weiterhin als „höchst frostig“. Von einer baldigen Besserung oder gar einem Aufschwung sei weit und breit keine Rede. Zuletzt mussten ja auch die Wirtschaftsforscher ihre Prognosen einmal mehr nach unten korrigieren.
61,5 Prozent der befragten Unternehmer meldeten eine Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation, nur 6,6 Prozent stellen eine Entspannung fest: Das ergibt einen Negativsaldo von 54,9 Prozent! Das ist zwar eine leichte Verbesserung im Vergleich zur Winterumfrage (-61,2 Prozent), aber weiterhin dramatisch schlecht. Auch der Erwartungssaldo für die kommenden zwölf Monate ist deutlich im Minus (-42,5 Prozent).
Betriebe investieren wenig
Ob Gesamtumsatz, Auftragslage oder Entwicklung der Beschäftigung: Auch alle weiteren Indikatoren sind im Negativbereich. Besonders bedenklich ist für die Kammerspitze die zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Betriebe. Mehr als 40 Prozent wollen im nächsten Jahr weniger investieren, nur bei zwölf Prozent ist es mehr. „Dabei handelt es sich zudem vor allem um Ersatzinvestitionen, etwa wenn eine Anlage ausgetauscht werden muss“, so Dernoscheg.
Lage in der Oststeiermark am schlechtesten
Regional gibt es übrigens durchaus bemerkenswerte Unterschiede: In der Oststeiermark wird die Wirtschaftslage besonders schlecht eingeschätzt (negativer Saldo von 75,4 Prozent!), es folgen die Süd- und Weststeiermark sowie die Bezirke Leoben, Bruck-Mürzzuschlag und Liezen. Etwas besser ist die Situation im Großraum Graz mit seinem starken Dienstleistungssektor sowie vor allem in der Region Murau-Murtal („nur“ minus 6,8 Prozent): Das wird unter anderem auf den Hoffnung gebenden Tourismus (Stichwort: Red Bull Ring) zurückgeführt.
Wie immer verknüpft die Wirtschaftskammer die Präsentation ihres Barometers mit Forderungen an die Politik. Besonders im Fokus stehen diesmal die Senkung der Lohnnebenkosten sowie die Einführung einer Energiepreisbremse wie in Deutschland. Dazu kommen Klassiker wie ein Steuerbonus auf Vollzeitbeschäftigung, weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungsverfahren.
Wohnbaupaket: Beschluss im Sommer
Ein Hoffnungsschimmer ist das im Frühjahr beschlossene Wohnbaupaket des Landes. Hier wartet die Wirtschaft sehnsüchtig auf die entsprechende Verordnung und die Förderrichtlinien. Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Simone Schmiedtbauer heißt es, dass der Beschluss im Sommer per Umlauf oder spätestens bei der Regierungssitzung Anfang August erfolgen soll. Ab 1. September sollen Privatpersonen dann die Förderungen beantragen dürfen.
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