Mehr Popfest denn je

Vier Tage und Nächte lang Pop auf dem Karlsplatz

Wien
03.07.2024 16:00

50 Neuentdeckungen und Szene-Fixsterne geben sich beim Popfest auf dem Wiener Karlsplatz Ende Juli wieder vier Tage und Nächte lang die Klinke in die Hand. Bewährtes kehrt zurück – wie das Wien Museum als Spielstätte – und ein paar Neuigkeiten haben sich die Macher auch einfallen lassen.

In seiner 15. Auflage kehrt das Popfest auf dem Karlsplatz von 25. bis 28. Juli zu alter Form zurück: Nach seiner Wiedereröffnung wird auch das Wien Museum wieder – neben Seebühne, TU, Club U und Karlskirche – zum Spielort von insgesamt über 50 Programmpunkten. Die Konzerte im Wien Museum zeigen, was hier alles „Pop“ sein darf: Hier stehen spannende Neuinterpretationen der Wienerlied-Tradition im Fokus.

Indie auf der Tuba
Im Wien Museum auftreten wird etwa die „Hochzeitskapelle“, hinter der sich die akustische Seite der Indie-Helden von Notwist verbirgt. Statt am E-Bass wird etwa Micha Acher an der Tuba zu hören sein. Mit einigem Stolz wies Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl bei der Präsentation des Festival-Programms darauf hin, dass schon der erste öffentliche Auftritt des nunmehrigen Stars Voodoo Jürgens einst im Zuge des Popfests in seinem Haus stattgefunden habe. Für das diesjährige Programm – kuratiert von FM4-Soundpark-Mastermind Lisa Schneider und Attwenger-Hälfte Markus Binder – befand Bunzl: „Die Acts sind extrem Hammer.“

Für die Programm-Auswahl zeichnen 2024 Lisa Schneider und Markus Binder verantwortlich. (Bild: Ingo Pertramer)
Für die Programm-Auswahl zeichnen 2024 Lisa Schneider und Markus Binder verantwortlich.

Schublade mit kunterbunt gemischtem Inhalt
Doch auch auf der Hauptbühne und anderswo findet sich in der Schublade „Pop“ alles von Punk bis Indie und mehr, schon ab dem ersten Abend: Eröffnen wird das Festival der Nino aus Wien als Lokalmatador, der beim ersten Popfestival vor 14 Jahren einen seiner Karriere-Grundsteine legte, gefolgt von den punkigen Anda Morts, der bekennend poppigen Verifiziert und Jungstar Oskar Haag. Statt auf rote Linien und Konzepte setzt Kuratorin Schneider auf die einzig wahre Popfest-Tradition: „Die Leute kommen, genießen den Sommerabend, hören zu und holen sich ein Kaltgetränk.“

Popstars als Filmstars

Neu ist heuer ein Festival-Warm-Up im Stadtkino von 22. bis 24. Juli, bei dem der heurige Trend von Popstars als Darstellern in heimischen Filmen gewürdigt wird: Voodoo Jürgens in „Rickerl“, Oskar Haag in „Mit einem Tiger schlafen“ und Anja Plaschg (Soap&Skin) in „Des Teufels Bad“. Das Programm besteht an jedem Abend aus einem Live-Gespräch mit den Stars, der Filmvorführung und dann einem aufgenommenen Konzert der jeweiligen Künstler beim Popfest.

„Gemeinsam tanzen und feiern“
Für Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ist der große einende Aspekt des Popfests zudem, dass es gratis bleibt. Mit dieser „Einladung zum gemeinsamen Tanzen und Feiern“ fördere  die Stadt „die kulturelle Teilhabe aller in Wien lebenden Personen und schafft gemeinsame Erlebnisse“. In Zeiten, in denen die „Räume von Meinungen und Diskurs immer enger werden“, sei es umso wichtiger, „Räume offen zu halten“, im tatsächlichen wie im übertragenen Sinn.

Gabriela Hegedüs, Christoph Möderndorfer, Robert Rotifer, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Markus Binder, Lisa Schneider) (Bild: Stadt Wien/Markus Wache)
Gabriela Hegedüs, Christoph Möderndorfer, Robert Rotifer, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Markus Binder, Lisa Schneider)

Dinge, die man sonst nirgendwo hören kann
Das Popfest bietet jedoch, inzwischen selbst zur Marke geworden, jedoch mehr als „nur“ gute Acts aus Österreich und dem Umland, die man zur Abwechslung zum Nulltarif hören kann. Nicht zuletzt sorgen die weiterhin als graue Eminenzen tätigen Popfest-Geburtshelfer Gabriela Hegedüs, Christoph Möderndorfer und Robert Rotifer dafür, dass Auftritte zustandekommen, die es sonst nirgendwo gibt: heuer etwa mit Wolfgang Möstl & The Friends: Hinter den Freunden verbergen sich all jene bekannten Musikschaffenden, bei deren Arbeit Möstl – oft unter anderem Namen – die Finger im Spiel hatte. Die halbe Austro-Musik-Szene wird sich die Bühne teilen, ein eigenes „kleines Popfestival im Popfestival“, wie Schneider meint.

„Ziemlich unglaubliches“ Wien
Damit auch jene Musikschaffenden, die noch an ihren Acts feilen wollen oder den Kuratoren und Organisatoren einfach noch nicht aufgefallen sind, etwas vom Fest haben, gibt es am Freitag auch wieder zwei Workshops, diesmal zu Produktion und einem Songwriting-Projekt, sowie zwei Diskussionsrunden, einmal zu Vergangenheit und Zukunft von Punk und einmal zum Einfluss der Medien-Digitalisierung auf Musik. Das Publikum wiederum braucht nicht zu fürchten, dass den Popfest-Machern die Ideen ausgehen. Musikjournalist Rotifer meinte, es gebe in Österreich „jedes Jahr neue spannende Musik, und das wird auch die nächsten 15 Jahre so sein“. Kurator Binder pflichtete bei: „Jede Woch‘n a neue Band – Wien ist in ziemlich unglaublich in der Hinsicht.“

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