Der Wolfsgruß-Torjubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral schlägt weiter hohe Wellen. Während die UEFA eine Untersuchung eingeleitet hat, gibt es aus der Türkei Kritik. Auf der anderen Seite wiederum werden tiefgehende Konsequenzen gefordert.
Das zweite Tor beim 2:1-Sieg gegen Österreich feierte Demiral mit dem Handzeichen der „Grauen Wölfe“, die als nationalistisch und faschistisch gelten. In Deutschland werden sie vom Verfassungsschutz beobachtet. Der „Skandal-Torjubel“ wird derzeit von der UEFA untersucht. Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker und die deutsche Innenministerin Nancy Faeser forderten Konsequenzen.
Aus der Türkei hingegen kommen harsche Worte. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP die politische Vertretung der „Grauen Wölfe“ und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. MHP-Chef Devlet Bahceli bezeichnete die Einleitung des Verfahrens der UEFA als „Provokation“. Der Schritt sei „äußerst voreingenommen und falsch“. Die UEFA springe damit auf „den Zug des Übels“ derer auf, „die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind“.
Demiral traf in Leipzig bereits nach 57 Sekunden zum schnellsten Tor in der K.-o.-Runde einer EM sowie in der 59. Minute. Um den Einzug ins Halbfinale spielt die Türkei am Samstag in Berlin gegen die Niederlande. Via X verbreitete Demiral noch vor der Pressekonferenz ein Foto des Wolfsgruß-Jubels und schrieb dazu: „Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet“ – ein berühmtes Zitat des Begründers der Republik Türkei, Kemal Atatürk. „Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht“, sagte der Autor Burak Yilmaz der ARD-„Sportschau“.
Nicht der erste Zwischenfall
Demiral stand schon einmal im Fokus einer politischen Debatte. Bei einem Spiel in Frankreich 2019 hatten viele türkische Nationalspieler mit dem Militärgruß salutiert, um damit die türkischen Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Damals gab es einen kurzen Disput zwischen Demiral und Kaan Ayhan. Demiral soll seinen Mitspieler dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren.
Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht.
Autor Burak Yilmaz
Die UEFA gab an, dass weitere Informationen zu der anstehenden Untersuchung zu gegebener Zeit bekanntgegeben würden. Sollte Demiral bestraft werden, hätte das wohl Folgen, was seine Verfügbarkeit für das Spiel gegen die Niederländer betrifft. Der albanische Nationalspieler Mirlind Daku war während der EM für zwei Spiele gesperrt worden, nachdem er die Fans zu beleidigenden Gesängen angestiftet hatte. Gegen den englischen Nationalspieler Jude Bellingham wird wegen einer Geste, bei der er sich in den Schritt gefasst hat, ermittelt.
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