Der Bilanzskandal kommt der voestalpine teuer! Der Konzern blecht für die Aufarbeitung der Causa rund um über Jahre durchgeführte Fehlbuchungen, die das Ergebnis einer Gesellschaft verbesserten. Auch die zu viel bezahlten Steuern sind futsch. Vorstandschef Herbert Eibensteiner verspricht, dass etwaig zu hohe Erfolgsprämien zurückzubezahlen.
Der Eingang zum Design Center in Linz erinnerte am Mittwochvormittag an einen Airport: Sechs Sicherheitsschleusen waren aufgebaut. Taschen wurden kontrolliert, Uhren und Handys mussten vor dem Weg durch den Scanner abgegeben werden.
Sogar Polizei war vor Ort
Grund: Die Hauptversammlung der voestalpine, für die der Stahlkonzern unzählige Sicherheitsmitarbeiter geordert und sogar die Polizei alarmiert hatte, weil man eine Aktion von Klimaaktivisten befürchtet hatte. Diese blieb dann allerdings aus, das Treffen mit den Aktionären konnte daher ohne Verzögerungen starten.
Ob es in weiterer Folge zu zivilrechtlichen Klagen oder strafrechtlichen Anzeigen kommt, kann erst nach Vorliegen der Ergebnisse der Aufarbeitung des Sachverhalts entschieden werden.
Herbert Eibensteiner, Vorstandschef der voestalpine
Nach den üblichen Formalitäten zum Ablauf kamen die Manager am Podium auch schnell zur Sache. Exakt um 10.22 Uhr ging Vorstandschef Herbert Eibensteiner zum Sprecherpult, um dann fast 17 Minuten lang die Causa rund um die ergebnisverbessernden Fehlbuchungen in einer Gesellschaft der Metal-Forming-Division zu erläutern, die im Februar aufgedeckt worden war, allerdings erst am 5. Juni durch den Geschäftsbericht bekannt wurde.
Erstmals konkrete Zahlen auf dem Tisch
„Das Thema hat meines Erachtens die voestalpine in der Öffentlichkeit in ein falsches Licht gerückt. So sind wir nicht“, stellte Eibensteiner klar, der dezidiert von einem Einzelfall spricht. Erstmals kamen ganz konkrete Zahlen auf den Tisch: Die Fehlbuchungen betreffen 12 Jahre, das Ausmaß liegt bei 99,5 Millionen €.
Die bisherigen Ergebnisse geben keinen Anlass für grundsätzliche Zweifgel am internen Kontrollsystem.
Wolfgang Eder, Aufsichtsratschef der voestalpine
Die Aufarbeitung des Falles läuft: 1,5 Millionen Euro fließen in Anwälte, Berater, Wirtschaftsprüfer und Forensiker, die die Causa aufarbeiten. Ob’s schon eine Strafanzeige gibt? „Wir haben diese Wirtschaftsprüfungs- und Anwaltskanzlei eingesetzt, mit dem Ziel, die Verursacher auch tatsächlich rechtlich belangen zu können“, kündigte Eibensteiner an, der versprach: „Sollte sich herausstellen, dass aufgrund der Fehlbuchungen zu hohe Boni an uns im Vorstand ausbezahlt wurden, dann werden wir diese zurückzahlen.“
Rechnungslegungs-Prüfstelle durchleuchtet Causa
Auch die voestalpine hat wegen der Causa Ärger: Die Finanzmarktaufsicht prüft, ob gegen Informationspflichten verstoßen wurde, die Österreichische Prüfstelle für Rechnungslegung ermittelt ebenfalls. Bereits fix: Die in der Zeit zu viel bezahlten Steuern kann sich der Konzern nicht mehr zurückholen. Sie sind verjährt. Schaden: ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag.
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