Johannisbrunnen

Das Wunderwasser, das auch unser Erzherzog trank

Steiermark
07.07.2024 15:30

Der Johannisbrunnen im südoststeirischen Straden sprudelt aus einer Tausende Jahre alten Quelle. Der „Steirische Prinz“ adelte das Heilwasser.

Sie war ein Marketing-Genie des frühen 19. Jahrhunderts: Johanna Reybauer, tüchtige Marburger Handelsfrau und damalige Pächterin des „Brunns zu Straden“, fragte Erzherzog Johann spontan, ob sie das beliebte Heilwasser nach ihm benennen dürfte. Der „Steirische Prinz“ nickte wohlwollend und verlieh ihr die Namensrechtsurkunde – und so heißt die sprudelnde Quelle seit 1819 „Johannisbrunnen“. Sein Name sei für immer dieses Heilbrunns höchster Glanz“, steht in goldenen Lettern auf einer edlen Marmortafel, die uns Constantin Liebe-Kreutzner mit Stolz zeigt. Der Geschäftsführer der Gleichenberger & Johannisbrunnen GmbH führt uns durch den Betrieb im Stradener Ortsteil Johannisbrunn, in dem das sagenumwobene Heilwasser in Glas- und PET-Flaschen abgefüllt und dann vor Ort sowie im Lebensmittelhandel verkauft wird.

An der Stelle, wo das Wasser aus der Erde quoll, wurde der Johannisbrunnen errichtet (Bild: Gleichenberg & Johannisbrunnen GmbH)
An der Stelle, wo das Wasser aus der Erde quoll, wurde der Johannisbrunnen errichtet

Viele Steirer schätzen ein oder zwei Glaserln davon, wenn sie etwa nach zu üppigem Essen unter Sodbrennen leiden. Dass „es hilft“, bestätigen viele, die auf Johannisbrunnen schwören. Die Wirksamkeit ist auch wissenschaftlich bestätigt. Der „Wunderstoff“ im Wasser aus der Tiefe heißt Hydrogencarbonat. „Es neutralisiert überschüssige Magensäure“, erklärt Liebe-Kreutzner. Dazu kommen Calcium, Magnesium und Natrium als Ingredienzen.

Gesundes Tiefenwasser aus vulkanischem Gestein
Wie gelangen die Mineralstoffe ins südoststeirische Wasser? Der Ursprung sind zwei seit Millionen von Jahren erloschene Vulkane: der Stradner Kogel und der Gleichenberger Kogel. „Als letzter Akt der vulkanischen Tätigkeit steigt aus einem Magma-Herd im Erdinneren natürliche Kohlensäure auf und verbindet sich in Tausenden Metern Tiefe mit dem Wasser des Johannisbrunnens“, erklärt der Geschäftsführer. Auf seiner Reise an die Erdoberfläche löst dieses Tiefenwasser mit Unterstützung der Kohlensäure viele Mineralstoffe und Spurenelemente aus dem Gestein. „Schließlich sprudelt es aus eigener Kraft als natürliches Heilwasser aus dem Brunnen.“

Ehrentafel für Namensgeber der Quelle: Erzherzog Johann (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Ehrentafel für Namensgeber der Quelle: Erzherzog Johann

Bauern füllten anno dazumal ihre Krüge
Vor Jahrhunderten füllten Bauern schon ihre Krüge mit dem 10.000 Jahre alten Nass. „Sie wussten, dass es sauber war, weil es durch die Kohlensäure keimfrei gehalten wurde“, weiß Liebe-Kreutzner, der übrigens der Ururururenkel von Matthias Constantin Graf von Wickenburg ist. Der Gouverneur des Herzogtums Steiermark gründete den Kurort Bad Gleichenberg und rief anno 1834 den „Gleichenberger & Johannisbrunnen GmbH Actien-Verein“ ins Leben. Er erwarb zudem die Eigentumsrechte am Johannisbrunnen.

Geschichte reicht sogar bis ins Jahr 1678 zurück
Dessen Historie reicht aber viel weiter zurück, und zwar bis zur ersten Erwähnung im Jahr 1678. 1777 analysiert der Leibarzt von Kaiserin Maria Theresia, Prof. Heinrich von Crantz, die Quelle und schreibt dieser erstmals heilende Wirkung zu. Der Rest ist Erfolgsgeschichte.

Den heutigen Abfüllbetrieb verlassen 2,8 Millionen Liter jährlich (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Den heutigen Abfüllbetrieb verlassen 2,8 Millionen Liter jährlich

1842 werden die Tonkrüge durch Glasflaschen ersetzt, l970 wird eine automatische Abfüllanlage für Glasflaschen errichtet. „Heute füllen wir jährlich 2,8 Millionen Liter ab.“

Und noch immer pilgern viele Bewohner zum Betrieb, wo sie auch selbst das „Wunderwasser“ aus einer Leitung direkt an der Quelle schöpfen dürfen.

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