Die Situation auf Wiens beliebtester Einkaufsstraße spitzt sich zu. Stadt und Bezirke versprechen Lösungen und präsentieren jetzt erste Maßnahmen.
Die Zeiten für die Mariahilfer Straße, immerhin Österreichs größte Einkaufsmeile, waren schon einmal besser. In den vergangenen Monaten ist die beliebte Shoppingstraße ziemlich in Verruf geraten – die „Krone“ berichtete. Alkohol, Drogen und Gewaltdelikte bestimmen den Alltag. Anrainer und Passanten fühlen sich hier schon länger nicht mehr sicher.
Ich wohne seit 40 Jahren da, aber so schlimm wie jetzt war es noch nie. Es ist tragisch, was sich hier abspielt und es ist höchste Zeit zum Handeln.
Leopold P. (77), Pensionist
Bild: Bartel Gerhard
„Am schlimmsten sind die Betrunkenen und die Gewaltvorfälle. Es wird hier immer schlimmer!“, erzählt Pensionist Leopold P., der bereits seit 40 Jahren bei der MaHü wohnt, im Gespräch mit der „Krone“. Er hätte schon viele Gespräche mit der Bezirksvorstehung geführt, aber nie sei etwas geschehen, das könnte sich nun jedoch ändern.
Es gibt einige Probleme, die aber durchaus zu lösen sind. Durch die Polizeipräsenz fühle ich mich jedenfalls sicher.
Carolin S. (39), Projektmanagerin
Bild: Bartel Gerhard
Denn nach einem runden Tisch der Stadt, mit den Bezirken Mariahilf und Neubau, gemeinsam mit Sozialorganisationen, wurde nun ein Maßnahmenpaket geschnürt, dass endlich Entspannung und mehr Sicherheit bringen soll. Doch wie soll das gelingen?
Zum einen, mit mehr Polizei. Beim Bundesländerplatz, bei der Gruft und vor dem Einkaufszentrum Gerngross sowie in der Umgebung des Christian-Broda-Platzes werden künftig geschulte Mitarbeiter der Exekutive eingesetzt, die gegebenenfalls Aufenthaltsüberprüfungen durchführen.
Vor-Ort-Maßnahmen und mehr Wohnplätze
Zudem wird es zu einer verstärkten Reinigung durch die MA48 kommen, heißt es. Im Caritas-Tageszentrum Gruft wird ab sofort mehr Sicherheitspersonal eingesetzt. Auch die Straßensozialarbeit soll jetzt ausgeweitet werden. Ergänzend dazu wurden die Plätze für obdachlosen Personen ausgebaut. So gibt es ein neues Nachtzentrum für 50 Personen gleichzeitig.
Unter dem Titel „Gemeinsam – Miteinander – Die Herausforderungen anpacken“ wurden die Maßnahmen den Anrainern und Passanten am Donnerstag bei einem Infostand direkt am Ort des Geschehens präsentiert. Die Bürger konnten dort den Fachstellen der Stadt und der Polizei ihre Anliegen vorbringen.
Doch warum ist ausgerechnet die MaHü zum sozialen Brennpunkt geworden? Eine mögliche Erklärung: Obdachlose Menschen aus den benachbarten EU-Ländern können oftmals keine sozialrechtlichen Ansprüche in Wien geltend machen. Diese Umstände und sommerliche Temperaturen führen zu einem erhöhten Nutzungsdruck an öffentlichen Orten mit hoher Frequentierung wie der Mariahilfer Straße, heißt es dazu vom Fond Soziales Wien (FSW).
Hinzu kommt, dass es auf der Mariahilfer Straße aktuell größere Bauprojekte gibt. Noch bis November 2024 wird der Christian-Broda-Platz umgestaltet. Als Revier der berüchtigten Peitschenbanden hatte der Ort öfters für viele negative Schlagzeilen gesorgt. Schwerpunktaktionen der neuen Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität (EJK) haben dort vorerst für Ruhe gesorgt. 25 neue Bäume, mehr Grünflächen und eine helle Pflasterung sollen künftig für mehr Aufenthaltsqualität sorgen, hofft die Mariahilfer Bezirksvorstehung.
Der U-Bahn-Bau des Drehkreuzes U2xU3 Neubaugasse habe das Problem zudem in Richtung Bundesländerplatz verlagert, wie mehrere Passanten berichten. Seit 197 Tagen steht nach dem Signa-Desaster außerdem die Baustelle für den Kaufhausklotz in der Mariahilfer Straße still. Der nächste Infostand findet übrigens am 4. September statt.
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