Live am Lovely Days

Earth, Wind & Fire: Disco-Soul stirbt niemals aus

Musik
05.07.2024 09:00

Mit ihrer Mischung aus Disco, Funk, Soul, R&B und Jazz begeisterten Earth, Wind & Fire in den 70er-Jahren die ganze Welt. Die von Ex-Mitglied Al McKay zusammengestellte Earth, Wind & Fire Experience kommt am 6. Juli zum Lovely Days nach Eisenstadt. Eine Rückschau samt Interview.

(Bild: kmm)

Kommt er, oder kommt er nicht? Das ist die große Frage, die sich für das bereits ausverkaufte Lovely Days Festival morgen im burgenländischen Eisenstadt stellt, wenn die Earth, Wind & Fire Experience neben den Allzeit-Rock-Größen Status Quo und Uriah Heep für sommerlich-nostalgische Stimmung sorgen wird. Gemeint ist das 76-jährige Gitarren-Mastermind Al McKay, der diese Formation 1990 ins Leben rief. Solcherart Bands kennt man aus der Pop- und Rockhistorie mittlerweile zuhauf. Irgendwann zersplittert die Originalbesetzung und die Musiker werden sich spinnefeind. Finanziell ist mit der eigenen Historie viel zu holen, also werden Spin-Off-Projekte gegründet. Irgendjemand gewinnt bei langwierigen Rechtsstreitigkeiten und darf sich den originalen Bandnamen behalten, die anderen müssen ein „Revisited“, „Band“ oder eben „Experience“ hintanstellen. Hauptsache, der Rubel rollt.

Bunte Personalmischung
McKay war in den 70er-Jahren, den Glanzzeiten von Earth, Wind & Fire, allerdings mehr als nur einfaches Bandmitglied. Zwischen 1973 und 1981 war er nicht nur ein integraler Bestandteil, er galt auch als „Groove Director“ der Funk-, R&B- und Soullegende, der den Hit „Boogie Wonderland“ produzierte und das unvergessliche „September“ gemeinsam mit dem längst verstorbenen Bandgründer Maurice White schrieb. In jüngeren Jahren teilte er sich die Bühne mit Tina und Ike Turner, sowie mit Sammy Davis Jr. 1990 rief er schließlich die Earth, Wind & Fire Experience ins Leben, die er wahlweise mit originalen Bandmusikern aus der zweiten Reihe und talentierten Menschen außerhalb des Kosmos besetzte. Das Original, wenn man so will, tourt seit geraumer Zeit nur noch die USA und spielt Residence-Shows in Las Vegas, McKay hingegen konzentriert sich auf den europäischen Markt und lässt vor allem die lukrativen Sommer-Festivals nicht an sich vorbeiziehen.

Ob der musikalische Dompteur auch höchstpersönlich anwesend sein wird, ist noch offen. Die 2023er-Live-Rutsche ließ er aus, für das Lovely Days habe er sich auf Nachfrage beim Veranstalter angekündigt. „Er macht das, was ihm guttut. Manchmal fehlt er aus medizinischen Gründen, manchmal ist er dabei. Wenn er nicht dabei sein kann, dann gibt er uns aber immer seinen Segen“, so Tim Owens. Owens, DeVeree Duckett und Claude Woods sind das stimmstarke Gesangstrio der Earth, Wind & Fire Experience. Drei Ausnahmekönner, die ihr Werk beherrschen und den vollmundigen Terminus „Experience“ in der Realität bestätigen. „Für uns alle ist es eine unglaubliche Ehre, hier mitmachen zu dürfen. Gleichzeitig haben wir aber auch große Verantwortung, weil wir wissen, wie viele Millionen Menschen mit dieser Musik vertraut sind. Die Songs von Earth, Wind & Fire sind mitverantwortlich dafür, dass wir alle überhaupt Musiker wurden.“

Spirituelle Sounderfahrung
In den 70er-Jahren war Earth, Wind & Fire die wahrscheinlich schillerndste, aber sicher bunteste und faszinierendste Band des Globus. Sie machten Disco, noch bevor es Disco überhaupt gab und vermischten flotte Rhythmen mit viel Funk und Soul, aber auch Gospel und Big-Band-Einflüssen. Songs wie eben „September“, „Best Of My Love“, „Sing A Song“ oder „Saturday Nite“ gehören längst zum großen amerikanischen Songbook, mit dem die Experience alle Jahre wieder über den Globus tourt, um die unsterblichen Lieder weiter zugänglich zu machen. „Stevie Wonder ist der einzige, der sich mit dieser Band messen kann“, erklärt der auch einst bei Wonder tätige DeVere Duckett im „Krone“-Gespräch, „ansonsten gab es nichts Vergleichbares. Die Songs von Earth, Wind & Fire waren richtiggehend spirituell für mich. Ich hörte sie so oft, dass ich meine Eltern daheim regelrecht auf die Palme trieb.“

Mit mehr als 90 Millionen verkauften Alben ist Earth, Wind & Fire eine der kommerziell erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Miles Davis, Quincy Jones und Dionne Warwick bezeichnen sie als ihre Lieblingsband. Die älteren Semester waren noch Zeitzeugen aufregender und kunterbunter Live-Konzerte, jüngere kennen den einen oder anderen Hit aus Filmen oder dem Fernsehen. „Ich habe meinen Sohn mit ,Star Wars‘ aufgezogen, weil ich die alten Klassiker liebte“, so Duckett, „als er neun war, ging ich mit ihm zu einem Konzert des Komponisten John Williams. Er sollte die Musik und das Orchester erleben und realisierte erstmals, dass man diesen Sound auch live reproduzieren kann. Seine Augen leuchteten magisch. Genau dieses Gefühl wollen wir den jüngeren Menschen in unserem Publikum vermitteln. Diese Musik hat eine tiefe Verbindung zum Handwerk. Sie kommt aus dem Kopf, dem Herzen, der Seele und den Fingern von Musikern. All das wollen wir mit unseren Auftritten so gut wie möglich transportieren.“

Leidenschaft aus der Quelle
Für das Gesangstrio ist die Patronanz von Al McKay entscheidend für die Beliebtheit ihrer Auftritte. „Wir haben die große Chance, mit einem Original aus den großen Zeiten der Band zusammenzuarbeiten. Die Musik und die gesamte Historie bekommen eine ganz andere Bedeutung, wenn so eine Persönlichkeit aktiv beteiligt ist. Wir trinken quasi die Leidenschaft aus der direkten Quelle. Sie entspringt dort und strömt durch uns hindurch auf das Publikum über.“ Für die drei Sänger ist das Wiedergeben der kultigen Songs so, als wäre die Zeit stehengeblieben. „Die Musik dieser Band und dieser Ära ist so speziell, man könnte sie nicht einmal nachmachen, wenn man unbedingt wollte. Alles, was heute im Funk, dem Soul oder dem R&B zusammenfließt, stammt aus der Quelle von Earth, Wind & Fire. Deshalb ist die Musik so zeitlos und relevant. Wir haben die Verantwortung, das Vermächtnis würdevoll zu transportieren.“ Ob mit oder ohne Al McKay auf der Bühne.

Live beim Lovely Days
Die Earth, Wind & Fire Experience ist am 6. Juli beim Lovely Days Festival im Schlosspark Esterházy in Eisenstadt live zu sehen. Ebenfalls mit an Bord beim Legendentreffen sind Status Quo, Uriah Heep, Nazareth, Canned Heat, Ten Years After und Wir4 – Best Of Austria 3. Spät entschlossene haben heuer leider Pech, das Event ist seit Wochen restlos ausverkauft.

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