20 Jahre Liebe im Netz

Worauf man bei Online-Dates besonders achten muss

05.07.2024 11:20

Knapp zwei Drittel der Österreicher lernen ihre Liebe im Netz kennen. 450.000 gaben sich dank Online-Dating das Ja-Wort – daraus „entstanden“ 350.000 Online-Babys. Doch was sind die Tücken? Wie gehe ich am besten vor, um einen Treffer zu landen und wer wagt den ersten Schritt? Parship-Psychologin Caroline Erb klärt auf.

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„Krone“: Frau Erb, seit wann gibt es Online-Dating und wie hat sich die Branche entwickelt?

Caroline Erb: Online-Plattformen gibt es seit 2001. Vor 15 Jahren hat man noch mit vorgehaltener Hand gesagt, „wir haben uns online kennengelernt“, mittlerweile ist das keinem mehr unangenehm. Denn seit den letzten zehn Jahren ist das Internet unangefochten die Nummer eins, wenn es darum geht, wie ich jemanden kennenlerne. Deutlich vor Freunden und Bekannten oder dem Arbeitsplatz. Was ich spannend finde, ist, dass das Ausgehen ganz schön weit nach hinten gerutscht ist. Also diese Variante des Kennenlernens ist seit Corona quasi nicht mehr existent. Die Jüngeren suchen auf allen möglichen Portalen. Man kann über den Tellerrand schauen, auch Menschen kennenlernen, die man sonst nicht treffen würde.

Worauf sollte man unbedingt achten?
Man sollte als Single seine eigene Erwartungshaltung überprüfen, damit man nicht in die Perfektionsfalle tappt. Viele setzen sich bewusster mit dem Thema Beziehung auseinander. Was will ich, was will ich nicht? Wo möchte ich keine Kompromisse eingehen? Diejenigen, die sich online kennenlernen, machen schneller Nägel mit Köpfen. Es wird schneller zusammengezogen, geheiratet. Im Offline-Leben stolpert man oft mal von einer in die andere Beziehung. Aber die meisten Singles sehnen sich nach einer langfristigen Verbindung, da werden Themen wie Treue, Verlässlichkeit und Humor großgeschrieben. Und dann muss man sich natürlich die richtige Plattform aussuchen.

Was ist entscheidend, wenn ich mein Benutzerkonto einrichte?
Das Foto ist natürlich immer entscheidend. Aber letztlich sind es die psychologischen Merkmale. Ähnliche Wertvorstellungen, Einstellungen, Interessen. Passt die Beziehungspersönlichkeit zu mir? Frauen achten auf gute Manieren oder Rechtschreibung.

Daten & Fakten

Seit 21 Jahren gibt es Online-Dating. Während Ausgehen vor mehr als 20 Jahren auf Platz eins (34%) lag, verlieben sich heute nur mehr 13% der Paare auf diesem Weg.

2,3 Millionen Österreicher haben sich schon einmal in jemanden verliebt, den sie im Internet kennengelernt haben.

1,5 Millionen sind mit einem Online-Date zusammengezogen.

450.000 gaben sich dank Online-Dating das Ja-Wort.

350.000 Babys von Online-Paaren wurden bereits in Österreich geboren.

Ziehen sich tatsächlich Gegensätze an oder stimmt die Aussage gleich und gleich gesellt sich gern?
Beim Wunsch nach Nähe sind natürlich Ähnlichkeiten besser. Bei Gegensätzen wäre zum Beispiel der Durchsetzungswille ein Vorteil. Wenn man zwei Sturschädel hat, die alles bestimmen wollen, wäre es gut, wenn der jeweils andere über ein gewissen Maß an Ausgleichsbereitschaft verfügt.

Wenn ich eine Übereinstimmung habe, wann beginne ich zu schreiben?
Besser früher als später, man sollte schon die Initiative ergreifen. Wenn man jemanden zu lange warten lässt, ebbt das Interesse schnell ab.

Ist man online mutiger, wenn es darum geht, jemanden anzusprechen?
Ja, weil viele schüchtern sind. Und wenn ich jemanden anspreche, weiß ich nie, ob die Person liiert ist. Natürlich kann ich auch im Supermarkt jemanden kennenlernen, aber im schriftlichen Kontakt ist es leichter. Ab einem gewissen Alter hat man einen fixen Freundeskreis, da kommt selten jemand neu dazu. Man setzt sich ja auch nicht alleine in eine Bar und wartet darauf, angesprochen zu werden. Deswegen ist das Internet so eine Erfolgsgeschichte, ich brauche nur einen Onlinezugang.

(Bild: Krone KREATIV)

Wer macht online den ersten Schritt? Ergreifen eher Männer oder Frauen die Initiative?
Da geht es noch immer etwas klischeehaft zu. Auch im Internet wünschen sich die Frauen, gefunden zu werden. Wenn es dann ums Ausgehen geht, senden sie aber bewusst Signale. Männer sind tendenziell etwas aktiver, aber Frauen trauen sich hier auch Tacheles zu reden.

Wie lange dauert es, bis es zum ersten körperlichen Kontakt kommt?
Im Durchschnitt sind es drei Dates.

Wie glauben Sie, wird sich das Kennenlernen in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Das Internet wir unangefochten die Nummer eins bleiben. Aber je breiter ich mich aufstelle, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, jemanden kennenzulernen. Also Public Viewing, eine Vernissage, zu einem Konzert gehen. Der Aufruf an die Singles ist klar: von nichts kommt nichts, aktiv sein. Und signalisieren, dass man offen ist für eine Beziehung. Ein Kaffee irgendwo sollte sich ausgehen.