Die von der EU eingeführten Strafzölle auf chinesische Elektroautos werden aus Sicht zahlreicher Wirtschaftsforscher die Importe aus Asien zwar einbrechen lassen, starke Preissteigerungen werden aber nicht erwartet.
Die Zölle treten am Freitag um Mitternacht vorläufig in Kraft, nachdem es zwischen Brüssel und Peking im Streit um die Subventions- und Handelspraktiken der Volksrepublik zu keiner Einigung gekommen war. Vorläufig bedeutet, dass die Zölle zunächst als Garantie von den Zollbehörden eingefordert werden. Ob diese dann einbehalten werden, dürfte davon abhängen, ob in den kommenden Monaten mit China doch noch eine Übereinkunft gefunden wird.
Auch die EU-Mitgliedsstaaten müssen den Zöllen zustimmen, damit sie tatsächlich eingehoben werden. Je nach Autohersteller sieht die EU-Kommission Zölle von 17,4 bis 37,6 Prozent vor.
Einen größeren Preiseffekt erwartet sich das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo nicht. Mit Steigerungen um durchschnittlich 0,3 bis 0,9 Prozent sollten diese eher gering ausfallen. Allerdings könnten die „Effekte kurzfristig höher sein“, so die Wirtschaftsforscher in einer aktuellen Analyse, die das Wifo gemeinsam mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und dem Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) erstellt hat.
Chance für europäische Autobauer
Eine Chance eröffnen die Zölle für europäische Autobauer. „Die Wertschöpfung in der EU-Autoindustrie wird voraussichtlich um 0,4 Prozent steigen, während sie in China um 0,6 Prozent sinken wird“, erklärt Julian Hinz, Forschungsdirektor Handelspolitik am IfW Kiel. Generell rechnen die Ökonomen damit, dass der Rückgang bei den Einfuhren durch mehr Verkäufe europäischer Produzenten in der EU und teilweise durch mehr Importe aus Drittländern ausgeglichen wird.
Umstrittene Maßnahme
Die Zölle auf Elektroautos gelten unter Ökonomen und Teilen der Wirtschaft als umstritten. Befürchtet werden harte Gegenmaßnahmen aus China. Im Raum steht etwa die Anwendung von Anti-Dumping-Zöllen in Höhe von 50 Prozent auf Schweinefleischlieferungen aus der EU. „Das wäre für Schweinebauern vor allem in Dänemark, Spanien und Deutschland unangenehm. Weil die Exporte aber seit einigen Jahren deutlich sinken, würde diese Maßnahme wohl nur geringe Auswirkungen auf den Wohlstand in der EU haben“, schätzt das Wifo.
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