Schönste Wanderrouten

Blühende Alpenflora im Sommerschnee

Vorarlberg
05.07.2024 15:25

Alpenblumen sind wahre Spezialisten und haben sich im Laufe der Zeit an ein Leben mit Extrembedingungen angepasst. Im Gebiet des Lünersees finden sich besonders viele Exemplare.

Auch wenn der Sommer wettertechnisch bislang eher wechselhaft verläuft, so kann man sich kaum vorstellen, dass er im Hochgebirge noch gar nicht Einzug gehalten hat. Viele der gängigen Wanderrouten im Ländle sind unbegehbar, da in höheren Lagen noch große Schneefelder liegen. Wer einen Ausflug zum Lünersee plant, sollte dementsprechend vorbereitet sein. Wanderungen in dem Gebiet sind derzeit nur mit gutem Schuhwerk, Stöcken und bei Trittsicherheit zu empfehlen. Die Route sollte zudem den aktuellen Verhältnissen angepasst werden. Es ist jedoch ein guter Zeitpunkt, um die Alpenflora in all ihrer Blütenpracht zu entdecken. Durch die nur zögerlich weichenden Schneemassen trifft man auch auf typische Frühblüher wie Krokus, Frühlingsenzian oder Primeln.

Neben typischen Frühblühern wie Krokus oder Primeln, kann man auch den Clusius Enzian entdecken. (Bild: Bergauer Rubina)
Neben typischen Frühblühern wie Krokus oder Primeln, kann man auch den Clusius Enzian entdecken.

Alpenpflanzen sind gezwungen, sich an extreme Lebensbedingungen in Gebirgshöhen anzupassen. Dauer, Mächtigkeit und Dichte der Schneebedeckung gehören zu den bestimmenden Faktoren für das Pflanzenwachstum. Die Schneedecke hat aber auch Vorteile für die Flora: So fungiert sie beispielsweise als Isolationsschicht und schützt vor Austrocknung. Allerdings wird dadurch die Vegetationsperiode deutlich verkürzt. Die Gewächse in hohe Lagen müssen also in einem eng begrenzten Zeitraum erblühen, sich fortpflanzen und Winterreserven generieren.

Der Gletscher Hahnenfuß (Bild: Bergauer Rubina)
Der Gletscher Hahnenfuß

Gletscher Hahnenfuß

Der Gletscher-Hahnenfuß ist eine der physiologisch am besten untersuchten Alpenpflanzen. Er gedeiht vor allem auf nährstoffarmen, lockeren Silikatschuttböden und oftmals im Schutz von Eisüberhängen, die einen Glashauseffekt erzeugen. Die Art, die zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört, benötigt zwei bis drei Vegetationsperioden, um Blüten bilden zu können. Der Gletscher-Hahnenfuß kann komplett einfrieren, ohne dass er abstirbt. Dies wird durch ungewöhnlich große Räume zwischen den Gewebezellen und stark elastische Zellwände, die beim Einfrieren ein Schrumpfen erlauben, ermöglicht. Die Farbe der Blüten wechselt von zuerst weiß über rosa bis dunkelrot und sie haben einen Durchmesser von drei Zentimetern. Als Bestäuber fungieren zumeist Fliegen. Die immergrüne Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen fünf und 20 Zentimetern und ist perfekt an ihren Lebensraum angepasst. In ungünstigen Sommern werden die Reservestoffe aus den Blättern wieder in die Wurzeln zurückverlagert und bereits gebildete Knospen wieder abgebaut. Der Gletscher-Hahnenfuß ist giftig.

Der Lünersee liegt auf knapp 2000 Meter über dem Meeresspiegel. In dieser Höhe dauert die Vegetationsperiode gewöhnlich nur zweieinhalb Monate. Aufgrund dessen gedeihen vor allem langlebige Pflanzen im Hochgebirge. Der Gletscher-Hahnenfuß beispielsweise braucht für den Blütenwuchs mehrere Jahre. Generell wächst die Flora im Gebirge sehr langsam. Die Bergkiefer oder der Zwergwacholder legen nur um etwa 0,5 Millimeter jährlich zu, was diese ausdauernden Gewächse umso beeindruckender macht. In einer Landschaft, die geprägt ist von steilem Fels und in der die Elemente viel unerbittlicher wirken als in den Tallagen, trotzen sie allen Widrigkeiten. Ihre farbenprächtigen Blüten stehen in starkem Kontrast zum schroffen Gestein.

Die Mehlprimel (Bild: Bergauer Rubina)
Die Mehlprimel

Die Mehlprimel

Die Mehlprimel wird auch Mehlige Schlüsselblume genannt - der Name bezieht sich auf den weißen Belag auf der Blattunterseite. Dieser wird durch winzige Kristalle gebildet, die von den Drüsenhaaren der Pflanze abgesondert werden. Die Primelart kommt zerstreut bis selten in allen österreichischen Bundesländern außer Wien vor; im Rheintal gilt sie als gefährdet. Als Standort werden feuchte, kalkhaltige Böden, Flachmoore und Bachufer bevorzugt. Die Mehlprimel steigt auf Höhen von bis zu 2500 Meter über dem Meeresspiegel auf. Für gewöhnlich erstreckt sich die Blütezeit von Mai bis Juli. Die fünf entweder rosa-, hellpurpurfarben oder rotlila gefärbten Kronblätter sind zu einer Kronröhre verwachsenen, auffällig ist der gelbe Schlundring. Die Pflanze lockt Bienen, Fliegen und Falter an und wird durch diese bestäubt.

Auf dem Weg von der Bergstation der Lünerseebahn in Richtung Verajoch wird man zahlreichen Vertretern der Alpenflora begegnen: violettes Alpenveilchen, lila Kugelblumen, tiefblauer Clusius-Enzian oder sonnig-gelber Huflattich, um nur einige Beispiele zu nennen. Es geht an der Douglas-Hütte vorbei zunächst auf dem Seerundweg entlang. Auf Höhe der Alpe Lün zweigt man links auf den Wanderpfad ab und folgt dem Wegweiser Richtung Verajoch. Der Weg stellt normalerweise keine sonderlichen Herausforderungen dar, allerdings ist er noch von teilweise großflächigen Schneefeldern bedeckt und von Schmelzwasser überspült.

Tipps und Infos

Typ: hochalpine Wanderung/Rundweg
Dauer: je nach Variante zwei bis dreieinhalb Stunden
Ausgangspunkt: Bergstation Lünerseebahn
Ausrüstung: am besten knöchelhohe Schuhe mit guter Profilsohle, Wanderstöcke, Kleidung im Schichtprinzip (starke Windböen möglich), ausreichend Sonnenschutz, Getränk und bei Bedarf eine Jause
Einkehrmöglichkeiten: Douglas-Hütte (am Berg), Schattenlagant-Hütte (im Brandnertal)
Anmerkung: derzeit ist noch mit größeren Schneefeldern im Lünerseegebiet zu rechnen, nicht alle Wanderwege sind begehbar – im Zweifelsfall also lieber umkehren; vor Beginn der Wanderung sollte man sich auf der Website über die aktuelle Lage informieren: Lünersee
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 580 (ab Bludenz Postamt oder Bahnhof) bis Brand Lünerseebahn, vor allem am Wochenende ist die Anreise mit dem Bus empfehlenswert

Im Zweifelsfall gilt daher: Besser umkehren, als sich in unsicheres Gelände zu begeben! Hier sind Wanderstöcke nun von Vorteil, auch um die Tragfähigkeit der Schneedecke zu prüfen. Ansonsten kann man auf dem Rundweg bleiben, ohne den Abstecher Richtung Joch. Es werden sich dennoch genug Gelegenheiten finden, um die Pflanzenwelt zu bewundern. Retour zur Bergstation geht es dann über den Lünerseerundweg.

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