Am Freitag ist Zeugnistag an den steirischen Schulen – wo es heuer teils auch sehr turbulent zuging. Lehrermangel und zunehmende Gewalt waren beherrschende Themen.
Raus aus dem Klassenzimmer und rein in die großen Ferien! Für rund 123.000 steirische Schüler ist heute der heiß ersehnte Tag der Zeugnisübergabe gekommen. Und der überwiegende Großteil kann sich guten Gewissens auf Badespaß, Urlaub und viel Freizeit freuen – siehe Grafik unten. Auch mit den Leistungen bei der Matura zeigt sich steirische Bildungsdirektion in ihrer Schulschlussbilanz zufrieden. Im Fach Deutsch etwa haben AHS-Maturanten bundesweit die meisten „Einser“ erreicht, in Englisch haben hingegen BHS-Schüler die Nase vorn.
Im Rückspiegel betrachtet gab es im Schuljahr 2023/24 aber auch einige Turbulenzen zu bewältigen. Vor allem zwei zentrale Herausforderungen beschäftigen Pädagogen, Schüler und Politik: der Lehrermangel sowie zunehmende Gewalt und Radikalisierung an Bildungseinrichtungen.
Personalmangel: Besserung in Sicht?
Den Personalmangel versuchte man heuer erneut durch Quereinsteiger zu kompensieren. 204 zertifizierte Aushilfs-Lehrer kamen im abgelaufenen Schuljahr zum Einsatz. „Ich gehe davon aus, dass alle Lehrstellen besetzt werden und wir alle Stunden halten können“, gibt sich Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) mit Blick auf kommenden Herbst optimistisch.
Ich gehe davon aus, dass alle Lehrstellen besetzt werden und wir alle Stunden halten können.
Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP)
Für Schlagzeilen sorgten im vergangenen Schuljahr auch die weiter zunehmende Gewalt und Radikalisierung. Landesrat Amon lud dazu im vergangenen Herbst Experten zu einem runden Tisch, und in der Bildungsdirektion wurde eine neue Koordinationsstelle für Gewalt- und Extremismusprävention eingerichtet. 50-mal ist seither auch schon das mobile Kriseninterventionsteam ausgerückt. Zudem gibt es in diesem Bereich speziellen neuen Förderunterricht.
Über 90 Schüler wurden suspendiert
Die Verrohung unter Schülern führte auch zu einem weiteren Anstieg der Suspendierungen. 93-mal wurde diese Maßnahme heuer ausgesprochen, im Schuljahr zuvor waren es 73. „Im Herbst wird ein Begleitprogramm für suspendierte Schüler eingeführt. Dazu braucht es aber die Zustimmung der Eltern, was nicht immer einfach ist“, appelliert Amon an die Erziehungsberechtigten.
Der steirische Lehrervertreter Werner Strohmeier bilanziert das abgelaufene Schuljahr und sagt, was er sich wünscht.
„Krone“: Was waren die großen Herausforderungen?
Werner Strohmeier: Sicher einmal der Lehrermangel. Mit Quereinsteigern konnten wir das mitunter lösen. Es hat sich gezeigt, dass manche von ihnen eine Bereicherung sind. Andere haben es inzwischen wieder aufgegeben, weil es doch nicht so einfach ist. Die Erwartungshaltung war oft eine andere. Man hat plötzlich Schüler vor sich, und dafür gibt es halt nicht wirklich eine Vorbereitung. Viele sind vielleicht auch nicht gut genug aufgeklärt.
Welche Fächer sind eher schwieriger zu vergeben?
Vor allem Fächer mit Chemie und Physik. Aber in Summe hat das alles kein Mascherl, es hängt von der jeweiligen Person ab.
Wie sieht es mit Gewalt an den Schulen aus?
Auch das war eine der Herausforderungen – nicht nur im urbanen Bereich, auch am Land. Aber es gibt jetzt so genannte Notfallteams, die sofort an die Schulen gerufen werden können. Sie bestehen aus Psychologen, aus der Polizei und allem, was man in solchen Fällen braucht. Da kann man sich schnell hinwenden. Auch Assistenzen werden dringender. Wir wollen, dass das Ausstellen von Bescheiden der sonderpädagogischen Förderung unbürokratischer und schneller abläuft. Denn oft ist Not am Kind.
Wie viele Lehrer fehlen in der Steiermark?
Irgendwie wird sich schon ausgehen. Wir können es bedecken. Aber zu viele Lehrer werden wir nicht haben.
Wird die Zahl der außerordentlichen Schüler, die gar kein Deutsch können, weiter zunehmen?
Das hängt immer davon ab, wer zu uns kommt. Das ist schwer steuerbar. Mit dem Familiennachzug wird das Thema wohl wieder stärker. Wien hat das ja schon stark getroffen. Auch in der Steiermark kommt etwas auf uns zu – besonders in der Landeshauptstadt Graz.
Gibt es genug Klassenräume, um diese Kinder mit speziellen Bedürfnissen gut unterrichten zu können?
Das kommt natürlich auf den Standort an. Es wird enger. Aber es hat sich im Gesamtbild alles verändert.
Ihre Wünsche für das neue Schuljahr?
Ein Entlastungspaket für die Schulleiter und dass wir bei den Ressourcen an den Schulen, wenn etwas gebraucht wird, schnell unterstützen können.
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