Um das Leben einer Alpinistin kämpften Bergretter im Tiroler Ötztal. Kurios: Der rettende Hubschrauber flog in der Nacht aus Liechtenstein ein, weil die Tiroler Helis grundsätzlich nur bis maximal 22.30 Uhr im Einsatz stehen.
Es waren bange Stunden, die vier Tiroler Alpinisten in der Nacht auf vergangenen Sonntag aushalten mussten. Die Tiroler befanden sich am Forchheimer Weg von Roppen zur Erlanger Hütte, eine 46-Jährige litt unter Symptomen ähnlich denen bei Höhenkrankheit. Ihr Zustand verschlechterte sich, die Gruppe suchte Schutz in einer Biwakschachtel (2443 m). Von dort schlugen die Tiroler gegen 22.15 Uhr Alarm.
Frau ging es kontinuierlich schlechter
„Ich habe mit einem Begleiter der Frau telefoniert, die Frau litt seit eineinhalb Stunden unter den Symptomen, es ging ihr kontinuierlich schlechter“, schildert Thomas Vitroler, Einsatzleiter der Bergrettung Sautens-Haiming-Roppen. Vitroler versuchte umgehend über die Leitstelle Tirol einen Notarzthubschrauber zu alarmieren. Vitroler: „Es hieß aber, dass kein Hubschrauber mehr zur Verfügung stünde.“
Bergretter aus Sautens und Imst sowie ein Bergrettungsarzt stiegen bei Regen und Dunkelheit zur Patientin auf. „Ich habe gegen 22.45 Uhr wieder probiert, einen Heli zu bekommen, allerdings erhielt ich die gleiche negative Antwort.“
Bergrettungsarzt stabilisierte Patientin
Inzwischen trafen die rund 20 Bergretter beim Opfer ein, dem Arzt gelang es, die Patientin zu stabilisieren. Ein terrestrischer Abtransport wäre zu riskant gewesen, es galt, mit der Frau bis zur Morgendämmerung bis zur Einsatzbereitschaft eines Helis zu warten.
Ich habe gegen 22.45 Uhr wieder probiert, einen Heli zu bekommen, allerdings erhielt ich die gleiche negative Antwort.
Thomas Vitroler, Einsatzleiter Bergrettung Sautens-Haiming-Roppen
Doch die Leidenszeit wurde dann doch verkürzt. „Wir erhielten weit nach Mitternacht von der Leitstelle die Info, dass ein Notarzthubschrauber aus Balzers in Liechtenstein im Anflug sei“, schildert Vitroler. Und tatsächlich: Gegen 2.45 Uhr landete „Christoph Liechtenstein“ auf einer kleinen Wiesenfläche knapp neben der Biwakschachtel. Die Einsatzkräfte luden die Frau in den Heli, der flog sie ins nahe Krankenhaus Zams.
„Christoph Liechtenstein“, hinter dem die Schweizer Alpine Air Ambulance steht, ist – im Gegensatz zu den Tiroler Notarzthelis – rund um die Uhr einsatzbereit. Nachteinsätze könnten theoretisch auch die Tiroler Hubschrauber fliegen – allerdings gibt es keinen Nachtbetrieb. Abends am längsten besetzt ist die Station Reutte des RK-2 – bis 22.30 Uhr. Der RK-2 konnte den Einsatz wegen des Wetters zum Zeitpunkt der Alarmierung jedoch nicht übernehmen.
46-Jährige schon wieder daheim
Die Patientin hat das Krankenhaus zum Glück schon wieder verlassen. Sollte sie nicht über eine Bergkostenversicherung verfügen, wird die Sache allerdings extrem teuer. Die Schweizer hüten ihre Tarife wie das Bankgeheimnis, bei uns kostet eine Flugminute rund 120 Euro. Eine Rechnung von 20.000 Euro wäre denkbar. Dazu kommen die Einsatzkosten der Bergrettung. Alles in allem könnte sie sogar die mit 25.000 Euro begrenzte Versicherungsleistung übersteigen.
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