Gewalt in Frankreich

Kandidatin beim Kleben von Wahlplakaten attackiert

Ausland
04.07.2024 16:15

Vor der entscheidenden Runde der französischen Parlamentswahl mehren sich jetzt Akte der Gewalt. Am Donnerstag ist Regierungssprecherin Prisca Thevenot (Bild oben), die für die Parlamentswahl kandidiert, beim Kleben von Plakaten angegriffen worden.

Zwei Menschen aus ihrem Umfeld wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht, einer von ihnen mit einem Kieferbruch. „Gewalt ist keine Antwort. Ich führe meinen Wahlkampf weiter“, schrieb Thevenot, die für Emmanuel Macrons Bündnis Ensemble kandidiert, am Donnerstag im Onlinedienst X (vormals Twitter; siehe Posting unten).

Thevenot erstattete Anzeige. Das Profil der Täter ist bisher unbekannt. Nach Informationen der Zeitung „Le Parisien“ wurden vier junge Menschen - drei von ihnen sind minderjährig - in Gewahrsam genommen. Sie sollen zuvor die Wahlplakate verschandelt haben.

„Als Mutter macht mir das Angst“
Wenig Stunden vor dem Zwischenfall hatte sich Thevenot in einem Interview besorgt gezeigt, dass der Rassismus im Wahlkampf zunehme. „Als Mutter zweier Kinder macht mir das Angst“, sagte die 39-Jährige, deren Eltern von der Insel Mauritius stammen. Ein Kandidat der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN/Nationale Vereinigung) habe ihr gesagt, sie solle „auf ihre Insel zurückkehren“.

Schon mehrere Angriffe auf Kandidaten
Vor ihr wurden bereits mehrere andere Kandidaten angegriffen, unter ihnen auch eine RN-Kandidatin, die ihrerseits Anzeige erstattete. Gesundheitsminister Frédéric Valletoux prangerte die zunehmenden Spannungen im Wahlkampf an, etwa „Beschimpfungen bei Ortsterminen, die schnell ausarten“.

Nach Berichten über RN-Kandidaten, die wegen rassistischer Äußerungen aufgefallen waren, räumte die RN-Politikerin Marine Le Pen ein, dass es „schwarze Schafe“ gebe, „wie überall“. Es habe einige „inakzeptable Äußerungen“ gegeben, aber auch manche, die lediglich „ungeschickt“ gewesen seien, erklärte sie und warf den Medien „inquisitorisches“ Verhalten vor.

Dutzende „problematische RN-Kandidaten“
Das Investigativ-Magazin „Mediapart“ veröffentlichte eine Liste von 80 „problematischen“ RN-Kandidaten, unter ihnen eine, die für ein „gesäubertes und sicheres Frankreich“ war. Ein anderer forderte den schwarzen Schauspieler Omar Sy auf, in den USA zu bleiben.

Unter den RN-Kandidaten findet sich auch der Gründer einer prorussischen Lobby-Organisation. Eine Kandidatin, die sich mit einer Nazi-Schirmmütze hatte fotografieren lassen, hat ihre Kandidatur inzwischen zurückgezogen.

Am Sonntag findet die zweite, entscheidende Runde der Wahl zur Nationalversammlung statt. Der RN liegt in den Umfragen vorne, aber die Sitzverteilung ist nur schlecht abzuschätzen. Gut 200 Kandidaten haben sich aus Wahlkreisen mit Dreierkonstellationen (drei verbliebenen Kandidaten) zurückgezogen, um die Chancen des jeweiligen RN-Kandidaten in ihrem Wahlkreis zu verringern.

Da sich bereits 76 Kandidaten in der ersten Runde mit absoluter Mehrheit durchgesetzt haben, wird nur noch in 501 von 577 Wahlkreisen gewählt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt