Straßenrennen, Partys

Anrainer des Kurparks kommen nicht zur Ruhe

Hilferuf der Bewohner in der Filmteichstraße in Favoriten: Heulende Motoren, nächtliche Trinkgelage und Müllberge sorgen für Ärger. Wir waren vor Ort und haben uns die Situation angeschaut.

Der Nordeingang beim Kurpark Oberlaa gehört eigentlich zum schönen Teil von Favoriten. Dank der Roadrunner-Szene ist es mit der Idylle aber vorbei. Es wurden zwar bereits einige Maßnahmen getroffen, um das Problem in den Griff zu bekommen. So sind Betonleitwände aufgestellt und Parkplätze gesperrt worden.

Dicke, schwarze Reifenspuren zeugen wieder einmal von einer wilden Nacht. Die Betonleitwände helfen nur bedingt. 

(Bild: Krone KREATIV/Kathi Mötzl)

Das hat die extremen Raser zwar ein wenig ausgebremst, Rennen mit heulenden Motoren und quietschenden Reifen finden aber weiterhin statt. „Letztens haben wir ein Auto beobachtet, dass 44 Runden am Parkplatz gedreht hat“, erzählt Hubert Bauer bei einem „Krone“-Lokalaugenschein. Zu Spitzenzeiten hat er 100 bis 150 Autos gezählt. Diese erzeugen dementsprechend Lärm. „Selbst wenn es draußen 30 Grad hat, kann ich das Fenster nicht aufmachen“, sagt Silvia Swoboda.

Wir können nicht schlafen, junge Frauen müssen Angst haben, wenn sie hier nachts unterwegs sind. Es braucht härtere Strafen.

Hubert Bauer

Bild: Hubert Bauer

Im Sommer lungern die Jugendlichen Tag und Nacht mit mitgebrachten Campingstühlen am Parkplatz herum. In der Nacht wird lautstark Party gemacht. „Wir dürfen den jungen Leuten die Straße nicht als Spielplatz überlassen“, so die 66-Jährige. Auch die Müllmengen sind ein Problem.

Aggressive Jugendliche, zu wenig Polizei“
Wenn wir den Dialog mit den Jugendlichen suchen, werden wir beschimpft“, berichtet ein anderer Anrainer. Bei der Polizei gehen gerade am Wochenende zahlreiche Anrufe ein. „Nicht immer kommt ein Streifenwagen, weil es zu wenig Polizisten gibt. Das ist ein generelles Problem“, meint Bauer. Viel ausrichten können die Polizisten aber ohnehin nicht, weil die Jugendlichen gut vernetzt sind und sich gegenseitig informieren, wenn sich ein Einsatzfahrzeug nähert.

Fakten

150 Autos haben Anrainer zu Spitzenzeiten auf der Filmteichstraße gezählt. Und das, obwohl bereits 550 Parkplätze verstellt wurden.

Am 21. Juni kam es allerdings zu einem Großaufgebot samt Wega-Einsatz. „Jugendliche haben mit einer Pistole herumgeballert“, berichtet der 44-Jährige. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um eine Softgun gehandelt hatte. Für die Anrainer ist das ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die Situation mittlerweile außer Kontrolle geraten ist. Die Polizei sagt dazu: „Es finden täglich Kontrollen durch die örtlich zuständige Polizeiinspektion statt, mehrmals im Monat führt das Stadtpolizeikommando Verkehrsplanquadrate durch, und in regelmäßigen Abständen finden große Schwerpunkte statt. Das Stadtpolizeikommando ist in Kontakt mit betroffenen Bürgern, um Rückmeldungen zu den bisherigen Maßnahmen zu erhalten.“

Jugendliche packen ihre Campingstühle am Parkplatz aus.

(Bild: Kathi Mötzl, Krone KREATIV)

Anrainer fordern nächtliches Fahrverbot
Eben diese Maßnahmen reichen den Anwohnern nicht. Es brauche Straßenschwellen und ein nächtliches Fahrverbot, damit endlich Ruhe in der Filmteichstraße einkehrt. Das Fahrverbot sei den Anrainern im Vorjahr vom Bezirk und der Stadt zugesichert worden, umgesetzt wurde es noch nicht (siehe Artikel links).Junge Frau parkt aus Angst drei Straßen entferntFakt ist, dass der Zustand für Anrainer nicht tragbar ist. „Ich parke mein Auto extra drei Straßen weiter, abends traue ich mich nicht, den Parkplatz zu überqueren“, sagt Jenny M. Selbst die Busfahrer hätten Angst, meinen Anwohner. „Ein Polizist meinte letztens zu mir, wenn es mir nicht passe, sollte ich halt wegziehen“, erzählt Silvia Swoboda. Das geht dann aber wirklich zu weit.

Fahrverbot wäre kein „Hindernis“
Nach Aussagen der Stadt Wien habe man die Raser-Szene auf der Filmteichstraße gemeinsam mit der Polizei und gezielten baulichen Maßnahmen erfolgreich eingedämmt. Bei den im ersten Halbjahr 2024 von Polizei und Landesfahrzeugprüfstelle nächtlichen Schwerpunktkontrollen wurden von Jänner bis einschließlich Juni insgesamt 1036 Fahrzeuge überprüft.

356 mal wurde Gefahr in Verzug festgestellt und dementsprechend das Kennzeichen vor Ort abgenommen. Wie viele Anzeigen ausgestellt wurden, kann die Polizei nicht beantworten, denn „aufgrund der Fülle der Aktionen ist eine gesammelte Anzeigenstatistik nicht vorhanden.“ Eine Auswertung der Anrufe von Anrainern gibt es ebenfalls nicht.

Und was sagt die Stadt zu einem (versprochenen) nächtlichen Fahrverbot? „Ein Fahrverbot ab 22 Uhr wurde geprüft, aber die Einführung eines nächtlichen Fahrverbots in der Filmteichstraße von 22 bis 6 Uhr würde auch die Anrainer betreffen und für Geschäftstreibende wie auch für ein Hotel somit deutliche Einschränkungen mit sich bringen. Eine Einfahrt kurz vor 22 Uhr und ein Abfahren zu einem späteren Zeitpunkt bliebe dennoch möglich, weshalb eine solche Maßnahme für nächtliche Treffen von Jugendlichen kein wirksames Hindernis darstellen würde“, heißt es.