Nach dem verheerenden Murenabgang vor gut einem Monat sind die Panoramastraße durch die Wachau sowie der angrenzende Radweg noch immer gesperrt. In der „Krone“ befürchteten regionale Freizeitbetriebe – wie berichtet – bereits arge Umsatzrückgänge. Sie bekommen nun finanzielle Hilfe vom Land Niederösterreich.
„Uns ist bewusst, dass sie Sperre der B33 ein schwerer Schlag für die gesamte Region ist, für die Betriebe, für den Tourismus und für die Bürger, die jeden Tag von der Sperre betroffen sind. Das ist eine schwierige Situation für alle. Unsere Aufgabe ist es jetzt, das Problem zu lösen“, findet der für den Straßendienst zuständige Landesvize Udo Landbauer (FPÖ) klare Worte.
Land legt alle Karten auf den Tisch
Mit dem Felssturz, der die Aggsteiner Straße verschüttet hat, handelt es sich laut dem Politiker um nichts weniger als eine Naturkatastrophe. Der raschen Reaktion der Straßendienst-Mitarbeiter habe zudem Schlimmeres verhindert. Sie hatten den Abschnitt kurz nach dem Ortsende von Aggsbach-Dorf nach ersten Streinschlägen sofort gesperrt. Wenige Minuten später ging dann die verheerende Mure ab.
Arbeiten gehen langsam aber stetig voran
Knapp 4000 Arbeitsstunden leisteten die Beamten des Straßendienstes zusammen mit einer Spezialfirma bereits, um die Geröllmassen genau zu untersuchen. Denn bei aller gebotenen Eile, die wichtige Route so rasch als nötig wieder für den Verkehr freizugeben, gehe die Sicherheit vor. „Wir sprechen von mehreren Tausend Kubikmetern Fels, die über den steilen Hang als Gesteinslawine bis in die Donau gestürzt sind“, so Landbauer.
Schätzungen zufolge sind über der B33 rund 6.000 m³ Gestein mit einem Gewicht von rund 12.000 Tonnen abgegangen. Einzelne Blöcke sind bis zu 100 Tonnen schwer, sie dürften vor dem Abtransport gesprengt werden müssen. Ersten Berechnungen zufolge sind für die Räumung rund 800 Lkw-Fuhren notwendig.
Die Arbeiten selbst gestalten sich extrem schwierig, weil die Arbeitskräfte nur mittels Seil und Sicherung in den Hang hineinsteigen können. Ein Teil der Sturzmasse ist zudem in der Sturzbahn liegen geblieben. Bei bis zu 80 Grad Steigung im oberen Bereich des Hanges ist äußerste Vorsicht geboten
Der Bereich wurde mittlerweile in drei Abschnitte eingeteilt: Das unmittelbare Areal des Felssturzes, der zur Erstellung erster Geländemodelle mit Drohnen überflogen wird. Geologen erstellen zudem exakte Karten der Felswand, nahmen dazu hunderte Messungen vor. Ziel dieser Arbeiten war die Absicherung der Abbruchkante durch Beräumung loser Gesteinsteile, um die Gefahrenstelle zu entschärfen und nach detaillierter geologisch-geotechnischer Begutachtung die Planung weiterer Maßnahmen zu ermöglichen.
Gefahr ist noch nicht gebannt
Der zweite Abschnitt befindet sich stromabwärts nördlich des Felssturzes. Dieser wird seit 17. Juni vom Straßendienst gesichert und überstiegen. Im dritten Abschnitt in Richtung Aggsbach-Dorf fanden auch bereits Erkundungen durch die liebevoll getaufte „Felspartie“ statt. Dieser Bereich birgt aber nach vor ein großes Gefahrenpotenzial.
Sicherheit hat oberste Priorität
Daraus ergibt sich auch, dass die im Hang verbliebenen Blöcke vollständig abgeräumt werden müssen, um sichere Arbeitsverhältnisse gewährleisten zu können. Ein sicheres Arbeiten ist nur von oben nach unten möglich. Der tatsächliche Umfang der erforderlichen Maßnahmen wird erst mit Fertigstellung des Projektes zu den technischen Sicherungsmaßnahmen vorliegen und ist derzeit noch nicht abschätzbar.
Der Felssturz ist ein außergewöhnliches Naturereignis, das für diese kleine Region einen massiven wirtschaftlichen Schaden mit sich bringt und das zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.
Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner
Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER
Zum Beginn der wirtschaftlich unverzichtbaren Sommersaison, ist neben der Bundesstraße auch eine weitere touristische Lebensader der Region, der Donauradweg, blockiert. „Seit dem ersten Tag dieses Naturereignisses arbeiten alle im Land an der Lösung dieser Herausforderung. Für uns in Niederösterreich ist klar: In solchen Situationen stehen wir zusammen, stehen wir füreinander ein“, will Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die regionalen Unternehmer nicht alleine lassen.
Unsicherheit lastet auf Tourismusbetrieben
Das Land reagierte sofort, so bringt seit Ferienbeginn ein Bus die Radfahrer nach Geyersberg, damit sie keine allzu große Steigung mit dem Rad bewältigen müssen. Ein Service, der sehr gut angenommen wird. Außerdem bietet die DDSG eine Bedarfshaltestelle in Aggsbach-Dorf an, um die Gäste mit dem Schiff zu transportieren. Darüber hinaus laufen die Vorbereitungen für einen Fährbetrieb. Detaillierte Schilder und gezielte Werbung im Internet sollen Touristen zudem Vorbehalte nehmen.
Trotz dieser Maßnahmen und der Tatsache, dass es sich „bei der Wachau um eine der schönsten und sichersten Urlaubsregionen der Welt handelt“, geht auch Mikl-Leitner davon aus, dass viele Betriebe als Folge des Felssturzes mit massiven Einnahmen-Rückgängen konfrontiert sein werden.
Sonderförderung gleich Verluste aus
Beherbergungs-, Gastronomiebetriebe, Heurige und Buschenschanken in den Katastralgemeinden Hub, Schönbühel an der Donau, am Südufer von Aggsbach, Aggstein, Oberarnsdorf, Mitterarnsdorf, Rührsdorf, Rossatz können eine Sonderförderung beantragen.
Voraussetzung ist ein Rückgang des Betriebsergebnisses um 40 Prozent. Dann erhalten sie 40 Prozent dieses Rückgangs, jedoch maximal 80.000 Euro pro Betrieb bis zum Ende der Sperre des Radweges und der Panoramastraße.
Zusätzlich helfen wir den betroffenen Betrieben bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen mit einer Betriebsmittelhaftung über die NÖBEG.
Auch die Wirtschaftskammer Niederösterreich leistet ihren Beitrag mit der Existenzsicherheitsförderung von bis zu 11.000 Euro.
Damit wolle man „schnell, gezielt und gemeinsam“ helfen, wie die Landeshauptfrau betont. Und: „Ich weiß, die Situation ist nicht einfach, aber unsere Betriebe, unsere Landsleute und Gäste können sich auf das Land verlassen.“ Zudem will sie die Organisationen des Landes motivieren, besonders in den betroffenen Betrieben in den kommenden Monaten Fortbildungen und Veranstaltungen abzuhalten. In Aggstein soll zudem Ende Juli eine Kulturveranstaltung rund um die Marille stattfinden. Und so wieder normales Leben in die Wachau einkehren.
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