Sie ist jung und liebt Schnitzler: Anna Stiepani, Regisseurin aus Passau, inszeniert das Schauspiel „Liebelei“, das am 11. Juli in Gmunden Premiere feiert. Es geht um Mann und Frau, um große Gefühle, um Macht und Ohnmacht. Mit den Männern abrechnen will Stiepani aber nicht. Ab 25. Oktober ist die Inszenierung auch am Linzer Landestheater zu sehen.
Einmal im Jahr schaut die Oberliga der deutschsprachigen Theaterszene nach Gmunden: Dort kuratiert Karin Bergmann, ehemalige Burgtheater-Direktorin, für die Salzkammergut Festwochen eine hochkarätige Literatur- und Schauspielreihe. Nach Franz-Xaver Mayr („Reigen“, 2022) und Moritz Franz Beichl („Sturm“, 2023) inszeniert nun Anna Stiepani (35), eine junge Regisseurin, die u.a. am Staatstheater Nürnberg arbeitete, Schnitzlers „Liebelei“.
In der Koproduktion mit dem Linzer Landestheater stehen regionale Publikumslieblinge wie Lorena Emmi Mayer auf der Bühne, und auch prominente Namen wie Samuel Finzi. Im „Krone“-Talk gibt Stiepani Einblick in ihre Inszenierung, die am Donnerstag, 11. Juli im Stadttheater der Traunseemetropole Premiere haben wird.
„Krone“: Schnitzler schrieb mit „Liebelei“ ein Monarchiedrama, in dem eine Frau in einer Männergesellschaft gegen ihren Untergang kämpft. Was machen Sie daraus?
Anna Stiepani: Ich betrachte es aus heutiger Sicht: Es geht darum patriarchale und gesellschaftliche Strukturen aufzuzeigen und den Versuch, sie zu durchbrechen. Es macht aber keinen Sinn, die Männer als Bösewichte zu zeichnen, weder allgemein noch bei Schnitzler. Auch für sie gilt ein empathischer, wenn man so will „weiblicher Blick“. Auch ihre Gefühle, Wünsche und Nöte sind wichtig. Das fordert Frauen wie Männer gleichermaßen.
Was ist der Kernpunkt des Stücks aus Ihrer Sicht?
Liebe. Liebe geht alle Figuren im Stück etwas an, auch wenn sie mit unterschiedlichen Gefühlen, Taten und Worten zum Ausdruck kommt.
Wie erleben Sie das in der Realität? Haben Männer noch immer mehr Probleme mit ihren Gefühlen als Frauen?
Ich glaube, dass es immer noch Hemmschwellen in der Gesellschaft gibt, Hürden, dass Männer ihre Gefühle offen zeigen können bzw. wollen – das gilt aber auch für Frauen.
Schnitzler deutet den Tod der Frau am Schluss an. Wie machen Sie es?
Mir ist wichtig, dass Christine, die weibliche Hauptfigur, am Schluss nicht das Opfer ist von patriarchalen Strukturen und ihr nichts anderes übrigbleibt, als sich aus dem Fenster zu stürzen. Ich will weiterdenken. Wie kann sie ihre Wut verwandeln, darauf aufbauen? Ich will neue Perspektiven finden in einer patriarchal geprägten Gesellschaft.
Die Inszenierung, die bei den Salzkammergut Festwochen Premiere hat, ist ab 25. Oktober in den Linzer Kammerspielen zu sehen.
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