Jonathan Jacob Meijer, bekannt als der „Mann mit 1000 Kindern“, wehrt sich gegen die Behauptungen der neuen Netflix-Dokumentation über seine angeblich enorme Zahl an Nachkommen, von denen es auch welche in Österreich geben soll. Außerdem dementiert er, sein Sperma mit dem eines anderen Spenders vermengt zu haben, um ein wenig Gott zu spielen ...
Seit Mittwoch ist die Dokumentation „Der Mann mit 1000 Kindern“ auf Netflix online. Was darin berichtet wird, scheint tatsächlich völlig verrückt zu sein, jedenfalls ist es schockierend. In einer Art Gottkomplex soll der als charmant, blond, musikalisch und gebildet dargestellte Jonathan Jacob Meijer jahrelang weltweit mit privaten Samenspenden sowie groß angelegt über kommerzielle Samenbanken hoffnungsvollen Frauen ihren Kinderwunsch erfüllt haben. Mit Samenspenden in unzähligen nicht vernetzten Kliniken auf der ganzen Welt, sogar in Kenia, sowie durch persönlichen Service – Lieferung bis zur Haustür im Becher oder auch einmal, wenn gewünscht, Geschlechtsverkehr – soll er um die tausend oder noch mehr Kinder „gezeugt“ haben.
50.000 Stunden in Samenspende-Kliniken
Meijer, der zugibt, in den letzten 15 Jahren bis zu 50.000 Stunden in Samenspende-Kliniken verbracht zu haben, bestreitet jetzt aber, dass diese Zahl stimmen könne.
In YouTube-Videos sagt der Rekordsamenspender, der nicht mit den Machern der dreiteiligen Netflix-Dokumentation zusammenarbeiten wollte, dass höchstens rund 550 Kinder von ihm sind. Das ist auch jene Zahl, die ihm in einem Gerichtsverfahren nachgewiesen werden konnte, durch das er im April gestoppt wurde, seine Gene weiterzuverbreiten. Bei einem Verstoß dagegen drohen ihm nun 100.000 Euro Strafe pro Kind.
Meijer behauptet weiter, dass er lediglich 225 Familien geholfen habe und sich dadurch nicht als etwas Besonderes sehe. Er verwies darauf, dass viele Samenbanken mit Massenspendern arbeiten, die ebenfalls Hunderte von Kindern gezeugt haben. Es habe eben nie Regulierungen, Gesetze oder Datenabgleiche gegeben.
Verwirrung um „Sperma-Roulette“
In der Doku wird auch behauptet, dass Meijer sein Sperma mit einem anderen Spender vermischt habe, wodurch eine Art „Sperma-Roulette“ entstanden ist.
Diesen Vorwurf weist Meijer in einem aktuellen Video ebenfalls zurück, räumte aber ein, dass es Treffen mit dem Leon genannten Mann gegeben habe. „Auch wenn er wie ein Hooligan aussieht, ist er ein netter, lustiger Kerl“, so Meijer über seinen Kollegen, der als eher zwielichtige und gruselige Figur in der Doku dargestellt wurde.
In seiner Kritik an der Netflix-Produktion wirft Meijer den Machern außerdem vor, einen verzerrten und „weiblichen“, fast romantischen Blickwinkel bei der ganzen Geschichte gewählt zu haben. Man habe sein Aussehen übertrieben dargestellt. „Ich weiß, wie ich aussehe, okay, mein Haar ist überdurchschnittlich, aber ich bin glücklich damit, wie ich aussehe ...“
Sorge wegen Luke-und-Leia-Effekt
Er besteht darauf, dass er immer nur helfen wollte. „Ich bin eher traurig, dass sie beschlossen haben, das Leben all meiner Kinder – meiner Spenderkinder – zu verändern“, sagte er. „Es geht nicht um mich. Es geht um die Eltern und die Kinder.“ Er versuche sogar, Kontakt mit seinen Kindern aufrechtzuerhalten. Diese könnten ihn jederzeit anrufen, wenn etwas sei.
In der Doku kommen Eltern dieser Kinder zu Wort, die sich vernetzt haben und Geschwistertreffen abhalten, damit wenigstens ein paar der Kinder sich kennenlernen. Die größte Sorge ist, dass die große Anzahl von Nachkommen unbeabsichtigt zu inzestuösen Beziehungen führen könnte.
In der Doku wird das Luke-und-Leia-Effekt genannt. In der „Star Wars“-Saga fühlen sich Luke Skywalker und Leia Morgana zueinander hingezogen, ohne zu wissen, dass sie Zwillinge sind, die bei der Geburt getrennt und auf verschiedenen Planeten aufgezogen wurden. Laut Doku sei von Meijer der Vorschlag gekommen, seine Kinder sollen in den sozialen Medien eine Art Kennzeichnung setzen, dass sie von ihm abstammen.
170-Millionen-Klage von Schottin
Netflix sieht sich damit in kürzester Zeit zum zweiten Mal mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht ganz sauber gearbeitet zu haben, auch wenn die Vorwürfe im Kern womöglich alle stimmen.
Erst Anfang Juni hat eine schottische Frau den Streaminganbieter wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit zu einer Stalkerin in der Serie „Babyrentier“ (Baby Reindeer) auf Zahlung von mindestens 170 Millionen Dollar (156 Millionen Euro) verklagt. Fiona Harvey hatte zunächst in der Öffentlichkeit behauptet, die Vorlage für die Figur Martha gewesen zu sein. Sie habe körperliche Ähnlichkeit mit ihr und sei wie sie Anwältin in London. Nun hat sie beim Bundesgericht in Los Angeles Klage eingereicht.
Darin bringt sie vor, Netflix und der Schöpfer der Serie, Richard Gadd, seien zu weit gegangen, indem sie in der Serie suggerierten, sie sei wegen Nachstellen und Belästigung einer Person zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie sei weder eine Stalkerin noch sei sie in Haft gewesen. Tausende von Reddit- und Tiktok-Usern könnten den Unterschied nicht erkennen und sprächen über sie als echte Martha, der Name der Figur in der Serie. „Die Beklagten erzählten diese Lügen und haben nie damit aufgehört, weil es eine bessere Geschichte war als die wahre Geschichte und bessere Geschichten Geld einbrachten“, heißt es in der Klage. Netflix teilte mit, sich energisch verteidigen zu wollen.
In der Serie, die sich als wahre Geschichte ausgibt, stalkt Martha über Jahre hinweg einen Mann, den Autor der Serie. Sie schickt ihm Tausende E-Mails, verfolgt ihn, lauert ihm vor seiner Wohnung auf und belästigt auch Freunde und Familie.
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