Am Montag hat Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) den Integrationsbericht für das Jahr 2023 präsentiert. Ein Detail springt dabei sofort ins Auge: Bereits 40 Prozent der Österreicher finden, dass das Zusammenleben mit Migranten nicht gut funktioniert.
Österreichs Bevölkerung wächst mittlerweile nur noch durch Zuwanderung, die Geburtenrate sinkt. Über ein Viertel der in diesem Land lebenden Menschen hat mittlerweile Migrationshintergrund. „Ohne Zuwanderung würde die Bevölkerungszahl bis 2080 auf das Niveau der 1950er-Jahre schrumpfen“, betonte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Montag bei der Präsentation des Integrationsberichts.
Syrer sind am stärksten wachsende Gruppe
Die größte Gruppe stellen nach wie vor deutsche Staatsangehörige, gefolgt von rumänischen sowie türkischen und serbischen Staatsbürgern. Auf den Rängen fünf bis zehn finden sich Staatsangehörige aus Ungarn, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Syrien, der Ukraine und Polen.
Seit 2015 gab es die stärksten Zuwächse bei Personen mit syrischer, rumänischer, ukrainischer, deutscher und ungarischer Staatsbürgerschaft. Allerdings sinkt auch die Quote der Zuwanderer, wie Thomas betonte: „Im Jahr 2023 standen wir bei nur noch 66.600 Zuwanderern, das ist ein Rückgang um mehr als 50 Prozent. Auch Zahl der Asylanträge sinkt, mit 59.000 Asylanträgen 2023 sind bei knapp der Hälfte des Vorjahres.“
Vier von zehn finden Zusammenleben „eher schlecht“
Dennoch stellt die Integration besonders von Zuwanderern aus anderen Kulturkreisen das Land weiterhin vor große Herausforderungen – was auch die österreichische Bevölkerung so wahrnimmt. Denn die kritischen Stimmen sind hier deutlich angewachsen. 2022 bewerteten noch 25 Prozent der Befragten das Miteinander als „eher schlecht“ und „schlecht“. Mittlerweile sagen bereits vier von zehn Befragten, das Zusammenleben mit Migranten funktioniere nicht gut.
Zugewanderte nehmen das Zusammenleben hingegen etwas positiver wahr, 61,3 Prozent der im Ausland Geborenen bewerten das Miteinander im Land als „sehr gut“ und „gut“. Bei der Frage, ob sie sich eher Österreich oder ihrem Herkunftsland zugehörig fühlen, spielt auch die Aufenthaltsdauer eine Rolle. Je länger Zuwanderer in Österreich leben, umso eher fühlen sie sich dem Land zugehörig.
Deutschkenntnisse & Arbeitsmarkt als Integrationsmotor
Juristin Katharina Pabel, Mitglied jenes Expertenrates, der das ÖVP-Konzept einer „Österreichischen Leitkultur“ erarbeiten soll, betonte, dass besonders die Sprache sowie die frühzeitige Integration am Arbeitsmarkt ein wichtiger Motor für das funktionierende Zusammenleben sei. Dabei sei es aber nicht zwingend relevant, dass zuerst perfekt Deutsch gesprochen werde, auch mit Grundkenntnissen könne man bereits einen Arbeitsplatz finden. „Kurz gesagt: Schnell in die Arbeit und parallel weiter an der Sprache arbeiten.“
Integrationsministerin Raab erklärte abschließend, man fordere daher eine Wartefrist von fünf Jahren für den Bezug der vollen Sozialhilfe: „Das schafft Anreize für einen Eintritt in den Arbeitsmarkt und macht illegale Migration weniger attraktiv.“ Auch sprach sie sich für eine bessere Verteilung in den Bundesländern aus: „Es kann nicht sein, dass vor allem auch junge Männer in Wien jahrelang im Sozialsystem festhängen, wenn im Westen Österreichs Arbeitskräfte gebraucht werden.“
„Bedarf an qualifizierten Kräften“
Man müsse zudem weiter illegale Migration bekämpfen, aber dennoch attraktiv bleiben für qualifizierte Zuwanderer, betonte die Ministerin. „Wir brauchen die Menschen, die bereits Qualifikationen mitbringen und bereit sind, sich am österreichischen Arbeitsmarkt schnellstmöglich einzubringen. Denn nach wie vor haben wir einen großen Bedarf an gut qualifizierten Arbeitskräften“, so Raab abschließend.
Wir brauchen, glaube ich, nicht diskutieren, dass Männer, die etwa aus Syrien oder Afghanistan kommen, eine andere Vorstellung von Gleichberechtigung haben.
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP)
Bild: SEPA.Media KG | Michael Indra | www.sepa.media
Problematisch stellt sich insbesondere die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund im Arbeitsmarkt dar. Hier brauche es verpflichtende Maßnahmen, um die Frauen zu stärken, betonte Raab: „Wir brauchen, glaube ich, nicht diskutieren, dass Männer, die etwa aus Syrien oder Afghanistan kommen, eine andere Vorstellung von Gleichberechtigung haben.“
„Frauen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“
Katharina Pabel betonte im Hinblick darauf, dass man an den Arbeitslosen-Zahlen allerdings auch sehen könne, dass diese Frauen sehr wohl an einem Arbeitsplatz interessiert seien und in den Arbeitsmarkt drängen würden: „Diese Frauen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung – das sollten wir nicht vergessen.“ Potenzial für gelungene Integration sehen Politik und Experten auch im Bildungsbereich, Stichwort verpflichtendes Kindergartenjahr.
Im Hinblick auf die jüngsten Ausschreitungen zwischen Migrantengruppen in Wien betonte Raab, dass man hier mit der vollen Härte des Gesetzes vorgehen müsse: „Wer unsere Gesetze missachtet, der muss mit den Konsequenzen rechnen – bis hin zur Abschiebung!“
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