Vernichtende Kritik an Harry Kane! Englands Torjäger konnte bei der EM noch nicht überzeugen, weshalb die englische Presse und ehemalige Nationalspieler nun mit ihm abrechnen. Kane sei nicht fit, „faul“ und „nervig“.
Bei den Engländern fällt trotz des Halbfinaleinzugs eine Personalie negativ auf. Harry Kane blieb bisher hinter den Erwartungen zurück. Trotz zwei Turniertoren ist er kein Faktor im englischen Spiel. Auf dem Weg zum ersten großen Triumph seit dem WM-Titel vor 58 Jahren stellt sich vor allem eine Frage: Hilft ein Kane außer Form diesem Team – oder schadet er eher? „Er ist vielleicht nicht im Fluss, aber er spielt immer noch eine immense Rolle für die Gruppe“, sagte Nationalcoach Gareth Southgate zur Verteidigung seines Führungsspielers.
Kapitän ausgewechselt
Wie sehr das Denkmal Kane in diesen Tagen wackelt, zeigten die beiden vergangenen K.o.-Spiele: Auswechslung beim Sieg nach Verlängerung gegen die Slowakei. Auswechslung beim Sieg nach Elfmeterschießen gegen die Schweiz, als er sich mit Krämpfen vom Feld schleppte. Danach sah er von der Bank zu, wie alle Schützen die Nerven behielten. Eine Situation, die bei früheren Turnieren undenkbar erschien.
In den heimischen Medien wurde seine Leistung daraufhin verurteilt. Kane wurde in der Kategorie „Loser“ einsortiert und als „unbeweglich“ beschrieben.
„Er ist faul, er nervt mich“
Der ehemalige englische Nationalspieler und Premier-League-Profi Jamie O’Hara ging sogar noch einen Schritt weiter und zog einen Vergleich mit Portugals Cristiano Ronaldo. „Er sieht nicht fit aus, er ist faul, er nervt mich wirklich. Ich mache mir Sorgen, dass wir einen Ronaldo in der Mannschaft haben und ihn spielen lassen müssen“, sagte er gegenüber „talkSPORT“.
Kane selbst geht ganz gelassen mit der Kritik um. „Wir sind im Halbfinale, also machen wir es wohl recht gut. Wir haben wirklich diesen Glauben, dass wir etwas Besonderes schaffen können“, sagte er. Zumal Kane nach der Auswechslung im Viertelfinale schnell Entwarnung geben konnte. „Mir geht es gut, ich war einfach müde. Ich hatte ein bisschen Krämpfe, bin über ein paar Wasserflaschen gestolpert und beide Waden haben gekrampft“, berichtete der Stürmer.
Schlechte Passquote, sehr wenige Ballkontakte
Schon früher im Turnier hatte der Bayern-Torjäger gesagt, er sei bei 100 Prozent. Wer Kane im Turnier spielen sieht, zweifelt daran. Der sonst so spiel- und passstarke Spieler hängt oft völlig in der Luft. Der „Guardian“ schlüsselte am Montag Statistiken auf, um ein detailliertes Leistungsbild zu bekommen. Ergebnis: Schlechte Passquote, sehr wenige Ballkontakte. Während die weiteren Offensivspieler Jude Bellingham und Phil Foden über die fünf Spiele bei der EM hinweg insgesamt 300 Pässe empfangen haben, sind es bei Kane noch nicht einmal 100.
Doch selbst wenn er auf dem Rasen nicht überzeugt: Kane ist als kollegialer Anführer unumstritten und verteidigt seine Mitspieler gegen Kritik von außen. So auch bei dieser EM, als die Experten schon früh polterten und die nationale Ikone Gary Lineker Englands Leistung als „shit“ bezeichnete. Kane entgegnete: „Ich will nicht respektlos sein zu einem Spieler, schon gar nicht zu so einem verdienten. Wir haben seit langer Zeit nichts mehr gewonnen. Diese Spieler waren davon ein Teil. Sie wissen, wie hart es ist bei diesen Turnieren.“
Für Kane könnte sich die Geschichte in diesen Tagen in seiner Wahlheimat tatsächlich auf ganz kuriose Weise umkehren. Seine Karriere lang schoss der Stürmer Tor um Tor, stellte Bestmarken auf – und ging am Ende ohne Silberware aus. Selbst Dauermeister FC Bayern wurde in der abgelaufenen Spielzeit plötzlich als nationaler Champion von Bayer Leverkusen abgelöst. Und das, obwohl Kane in seiner ersten Saison 36 Bundesliga-Tore erzielte. Diesmal sind die Engländer allen Zweifeln und Zweiflern zum Trotz ganz nah am Pokal.
Und am Mittwoch im EM-Halbfinale gegen die Niederlande in Dortmund (21.00 Uhr im sportkrone.at-Ticker) bietet sich für Kane die Möglichkeit seine Kritiker zum Schweigen zu bringen.
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